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Die Informationstafeln des Bielefelder Naturlehrpfades „Oberes Luttertal“ werden nach 35 Jahren überarbeitet

„Schmetterlinge auf dem Rückzug“

Bielefeld

Das Umweltamt setzt neue Akzente im Landschaftsschutzgebiet entlang der Ems-Lutter: Die in die Jahre gekommenen Informationstafeln des Naturlehrpfades Obere Lutteraue werden überarbeitet und modernisiert. Bis Mai 2021 sollen die neuen Exemplare in bewährter Aquarell-Optik, aber mit frischer Farbe, prägnanteren Texten, QR-Codes und im größeren 60x80-Format wieder in Position gebracht sein.

Markus Poch

Findet Ruhe und Entspannung in der Natur der Oberen Lutteraue: Egbert Worms (63), Landschaftsplaner im Umweltamt. Foto: Markus Poch

Fünf solcher Tafeln zwischen Naturbad und Bahndamm zeigen typische Pflanzen und Tiere aus fünf verschiedenen Lebensräumen innerhalb der Aue: Erlenwald, Stillgewässer, Eiche, Wegesrand und Fließgewässer. Eine sechste Tafel informiert Spaziergänger über die jüngere historische Entwicklung des Geländes – von der industriellen Nutzung als Bleiche Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum wertvollen Naturraum in der Gegenwart. Wer sein Wissen vertiefen möchte, strapaziert mit seinem Handy den QR-Code.

Für den verantwortlichen Landschaftsplaner Egbert Worms ist die Überarbeitung des Lehrpfades nicht irgendein Job, sondern einer, der beinahe sein komplettes Berufsleben umspannt. Denn er selbst war es, der vor 35 Jahren als Berufsanfänger an Ausweisung und Beschilderung des Weges maßgeblich mitarbeitete. Und er ist es auch, der heute die Modernisierung der Lehrtafeln umsetzt – als eines seiner letzten Projekte vor der Pensionierung im kommenden Jahr.

„Damals hatten wir noch gar keine Ahnung – nur eine Vision“, sagt Worms. Der heute 63-Jährige blickt zurück nach 1986, als er als junger Neuling in der Bielefelder Stadtverwaltung sein zweites großes Projekt umsetzen sollte: die Entwicklung der langjährigen Industriebrache „Oberes Luttertal“ zu einer für jedermann erlebbaren Naturoase mitten im Stadtbezirk Brackwede.

„Diese Idee war Neuland“, erklärt Worms. „Es gab dafür noch keine Beispiele. Es gab nur ‚schöne, saubere Parks‘, so exakt und gepflegt wie die Wohnzimmer der meisten Leute. Ordnung und Sauberkeit auch in der Natur waren bis in die 80er Jahre der Mainstream.“ In Zeiten der Anti-Atomkraft-Bewegung, der erst aufkeimenden grünen Politik, in Zeiten der ersten Krötenschutzzäune sei es noch unüblich gewesen, der Natur auf städtischem Gebiet nahezu freien Lauf zu lassen.

Egbert Worms kann sich gut daran erinnern, dass die seit Schließung der Friedrich-Wilhelms-Bleiche Ende der 60er Jahre verwilderte Lutteraue seinerzeit umgestaltet werden sollte. Dabei war der Grünzug mit den früheren Bleichteichen auch als Anglerparadies und sogar als Freizeitpark mit Karussells im Gespräch. „Das damals zuständige Garten-, Forst- und Friedhofsamt hatte viel zu diskutieren mit der Bezirksvertretung Brackwede“, sagt der Landschaftsplaner. „Wir mussten den Politikern erst beibringen, dass sie hier etwas Besonderes vor sich haben, dass in der Ökologie alles seinen Sinn hat. Am Ende konnten wir sie von unserer Idee überzeugen, das obere Luttertal zu einer Naturoase zu entwickeln.“

Zusammen mit dem Brackweder Künstler Klaus Marggraf gestaltete Egbert Worms den ersten Satz Informationstafeln. In den folgenden Jahren mussten immer wieder beschädigte Exemplare ausgetauscht werden. Auch der jüngste Schildersatz war beschmiert und zudem verblichen. Derzeit arbeitet Worms am Feinschliff der neuen Kurztexte. Der Bebilderung dient wieder der naturalistische Aquarell-Fundus des inzwischen verstorbenen Klaus Marggraf.

„An Pflanzen- und Tierbeständen des Luttertals hat sich in 35 Jahren nicht viel verändert“, argumentiert Umweltexperte Worms. „Nur die Schmetterlinge sind stark auf dem Rückzug. Die von uns beschriebenen Bläulinge, Landkärtchen und Kleinen Füchse sieht man leider kaum noch.“

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