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Autozulieferer DFA sieht neues Geschäftsfeld – Melitta prüft noch – Sitex: Not gelindert

Schutzmasken: was aus den Pilotprojekten in OWL wurde

Bielefeld/Minden ...

Als die Corona-Pandemie im März über Deutschland hereinbrach, mangelte es an Schutzmasken nicht nur für die allgemeine Bevölkerung, sondern auch das medizinische und Pflege-Personal. Aus der Not machten seinerzeit auch mehrere ostwestfälische Firmen eine Tugend. Sie stellten ihre Produktion kurzerhand um und entwickelten Masken im Kampf gegen das Coronavirus.

Oliver Horst

Melitta produzierte ab April einige Millionen Einweg-Schutzmasken. Foto: Melitta

Neun Monate später haben sich die damaligen Pionierprojekte ganz unterschiedlich entwickelt. Der Bielefelder Autozulieferer Dr. Freist Automotive (DFA), der eigentlich Dämmmaterial für Autobauer produziert, hat die Herstellung hochwertiger Schutzmasken als zusätzliches Geschäftsfeld ausgemacht. Mehr als 30 Millionen Masken seien seit März ausgeliefert worden – unter anderem an das Land NRW, sagt Geschäftsführer Dr. Ralf Dopheide

. „Anfangs waren es Bastelmasken, bei denen das Filtermedium, die selbstklebende Nasenklammer und das Gummiband noch selbst zusammengebaut werden mussten.“

Inzwischen hat das Unternehmen eine Millionensumme in separate Produktionsanlagen für Schutzmasken investiert. Das Sortiment umfasst nun drei zertifizierte Masken – „und wir arbeiten an weiteren Modellen“, sagt Dopheide. Neben zwei- und dreilagigen Gesichtsmasken vor allem für medizinisches Personal bietet DFA als Innovation nun auch eine Maske mit antiviraler und antibakterieller Außenschicht an. „Diese Maske eignet sich hervorragend für den Alltagsgebrauch“, sagt Dopheide. Werde die Maske nach dem Tragen etwa im Auto oder auf einem Tisch abgelegt, „werden durch einen physikalischen Effekt dank der in die Fasern eingebundenen Ionen mindestens 99,9 Prozent anhaftender Viren binnen einer Stunde abgetötet“.

Dopheide ist überzeugt, dass die DFA-Masken höchste Ansprüche erfüllen. Im nächsten Schritt sollen auch Masken der besonderen Schutzklasse FFP2 zertifiziert werden. Damit wäre auch ein aktiver Schutz des Trägers nachgewiesen. Die FFP2-Masken sind bundesweit noch immer knapp, wie aktuell die nur rationierte Ausgabe durch Apotheken an Risikogruppen zeigt.

Den Einstieg in die Massenproduktion von FFP2- und noch höhere Standards erfüllende FFP3-Masken prüft derweil der Mindener Melitta-Konzern. Er hatte im April Teile der Kaffeefiltertüten-Produktion umgestellt auf die Herstellung von Einweg-Schutzmasken. „Wir haben mehrere Millionen produziert und zu einem überwiegenden Teil gespendet, etwa über die Betriebskrankenkasse Melitta Plus an pflegende Angehörige“, sagt Sprecherin Tanja Wucherpfennig. Mit einer besseren Versorgungslage bei Einwegmasken habe Melitta die Herstellung zunächst eingestellt. „Wir sondieren aktuell, ob der Einstieg in die Produktion von FFP2- und FFP3-Masken langfristig und strategisch sinnvoll ist.“

Dritter im Bunde war der Mindener Textildienstleister Sitex. Er hatte eine Hybridmaske für den medizinischen Einsatz entwickelt aus einem textilen Träger und einem Filtervlies der Melitta-Tochter Wolf PVG. „Wir haben mit den Hybridmasken viele verzweifelte Klinikmanager unterstützen können“, sagt Sitex-Sprecher Moritz Schäpsmeier.

In kürzester Zeit seien ab Ende März 270.000 Masken und rund drei Millionen Filter vor allem an Kliniken und Pflegeeinrichtungen geliefert worden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte die Hybridmaske als Medizinprodukt zugelassen. Mit verbesserter Versorgungslage habe der Bedarf seit Sommer deutlich nachgelassen.

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