Aktion „Summertime between the Houses“ in Bielefeld
Solidarität durch Kunst
Bielefeld (WB). Erst durchkreuzt Corona die Performancepläne und dann fast auch noch das Wetter. Aufgrund von Gewitterwarnungen wurde deshalb die hinter dem Langen Kampe geplante Aktion „Summertime between the Houses“ am Wochenende kurzfristig in den Garten des Nachbarschaftszentrums Meinolfstraße verlegt. Das tat der von Raphaela Kula organisierten Veranstaltung aber keinen Abbruch.
Ursprünglich sollte die Aktion wie einer von Raphaela Kulas City Walks sein, jene Stadtspaziergängen, bei denen sie anhand einzelner Objekte die Geschichten von Bewohnern der Gegend erzählt. „Aber wegen Corona konnte ich mich in den letzten Monaten mit niemandem treffen, um dessen Geschichte zu erarbeiten, und ich kann auch den Teilnehmern kein Objekt zum Weiterreichen geben – aus hygienischen Gründen“, berichtet die Künstlerin ihr Dilemma. Nur eine einzige Performance hat sie seit Beginn der Pandemie machen können, im Rahmen der Skulpturenausstellung „Kunst am Rand“ in Münster. „Meine Kunst hat immer etwas mit Kontakt zu tun, aber das geht momentan nicht. Und digital ist für mich auch keine Lösung, weil ich möchte, das Kunst unmittelbar erlebbar ist“, sagt Kula.
So entstand die Idee zur Aktion „Summertime between the Houses“, einer Mischung aus Performance, Lesung und Konzert unter freiem Himmel im nachbarschaftlichen Umfeld.
Lesung aus Tagebucheintragungen
Bereits zuvor hat Raphaela Kula mit Kindern aus dem Bielefelder Osten verschiedene Museen besucht und Banner gemalt. Auf denen beschäftigen sich die Vier- bis Dreizehnjährigen vor allem mit Corona, aber auch mit Rassismus und der „Black Lives Matter“- Bewegung. Die Transparente fungieren bei der Aktion als Bühnenbild und liefern den Rahmen, in dem die Bielefelder Klezmer-Band „plausch“, das Duo „Bubbly Bunch“ und die Harfenistin Yuri Birte Anderson spielen. Die in Zürich lebende Yuri Birte Anderson hielt zudem ebenso wie Raphaela Kula selbst Performance-Lesungen.
Während Kula dabei aus Tagebucheinträgen eines Mädchens vorliest, das das „Tier Corona“ am liebsten vergessen würde, fragt sich Anderson in einem Postkartenprojekt: „Wie kann ich eine Geschichte erzählen über den Stillstand, über ein Nicht-Ereignis?“.
Zwischen den Besuchern und neugierig stehen bleibenden Passanten wandert unterdessen Fritz Bornemeyer als sympathisches Mahnmal zu mehr Abstand und zum Maske tragen umher. Denn die Performance ist nicht nur Kunst um der Kunst willen. „Corona bringt alles durcheinander, aber wir schaffen das mit Rücksicht und Solidarität“, erklärt Raphaela Kula. „Kunst und Kultur schaffen Verbindung. Wir wollen hiermit auch Solidarität in der Nachbarschaft schaffen.“
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