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Verein »Helden e.V.« startet Kampagne »OWL ohne Mobbing« – Arminia gehört zu den Unterstützern

Stärken gegen Übergriffe

Bielefeld (WB). Jeder sechste Schüler wird regelmäßig gemobbt. Bis zu 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen, so eine Schätzung, erführen mindestens einmal im Leben diese Form der Ausgrenzung und Demütigung. Der Verein »Helden e.V.#nichtmitmir« reagiert darauf: Er ruft die Kampagne »OWL ohne Mobbing« ins Leben. Start ist im Oktober.

Sabine Schulze

Thorsten Kröber ist Geschäftsführer des Vereins »Helden e.V.« und zugleich Erlebnispädagoge. Foto: Sabine Schulze

»Helden e.V.« gibt es seit 2015, gegründet wurde der Verein von einem siebenköpfigen Freundeskreis von Erlebnispädagogen, Psychologen oder Sozialpädagogen, zu dem auch der heutige Geschäftsführer Thorsten Kröber gehört. Finanziert wird der Verein durch Mittel des Landesjugendamtes, durch Spenden und die Durchführung von Seminaren und pädagogischen Programmen, so genannten »Heldenakademien«.

Diese können von Schulen und Jugendgruppen zum Beispiel über kooperierende Jugendherbergen gebucht werden; angefragt werden sie aber ebenso etwa von der Arbeiterwohlfahrt und der Caritas. Fünf feste Mitarbeiter zählt »Helden e.V.«, 30 weitere Pädagogen kommen hinzu. Sie sind, wie Kröber selbst, teilweise speziell geschult etwa in Körpersprache oder Wildnispädagogik.

Erlebnistage und -wanderungen

»In unseren Seminaren kommen immer wieder Themen wie Mobbing, Cybermobbing und Rassismus hoch«, sagt Kröber. Die »Helden« wollen mit Erlebnistagen und -wanderungen gegensteuern und sensibilisieren. Sie dozieren nicht einfach, sondern machen auch sozialpsychologische Experimente mit den Jugendlichen. Experimente, in denen Rahmenbedingungen gesetzt und Rollen zugewiesen werden und die die jungen Menschen erfahren lassen, was Mobbing ist. Anschließend reflektieren sie gemeinsam, wie es zu Demütigungen und Übergriffen kommen konnte.

»Die Jugendlichen begreifen die Mechanismen und können sie so auf Situationen des (Schul-)Alltags übertragen«, erklärt Kröber. Gerade in den Klassen 5 bis 8 sei dieser Lerneffekt besonders nachhaltig. Damit die Erfahrungen nicht zu schnell vergessen werden, erhalten die Teilnehmer der Seminare am Ende ein Bändchen für das Handgelenk, vergleichbar den beliebten Freundschaftsbändchen. »Darauf steht: Everything you do makes a difference – Alles, was Du tust, macht einen Unterschied.« Das soll verdeutlichen, dass es jeden etwas angeht, wenn im Umfeld gemobbt wird und dass jeder bewusst entscheiden kann, was er tut. »Und wer nichts tut, hilft dem Täter.«

Zudem sensibilisieren die Pädagogen des Vereins für Sprache. »Wir lassen die Jugendlichen zum Beispiel Werte aufzählen, die ihnen wichtig sind. Regelmäßig kommt dann auch der Begriff Toleranz. Wir zeigen dann, dass Toleranz nicht mehr ist, als etwas zu dulden – und dass Akzeptanz bedeutet, etwas oder jemanden anzunehmen.« Übergriffe etwa, hätte eine Studie gezeigt, würden von Umstehenden oft toleriert, weil sie Mitleid mit dem Opfer haben oder Angst davor, beim Einschreiten selbst gemobbt zu werden. »Aus der Sicht des Geschädigten stellt sich das aber anders dar: Sie empfinden, dass die, die nichts tun, das Mobbing akzeptieren!«

Stärkung der Zivilcourage

Die Stärkung der Zivilcourage und die Prävention von (Cyber-)Mobbing und Rassismus sind die Ziele von Helden e.V. Sie möchte der Verein mit der Kampagne »OWL ohne Mobbing« noch breiter in die Öffentlichkeit tragen. Als Unterstützer konnte schon Arminia Bielefeld gewonnen werden: Der Verein macht in den sozialen Medien auf die Kampagne aufmerksam und hat Kurse für einige U-Mannschaften und ein Herbstferien-Programm für die Arminis gebucht. Über die Postcode-Lotterie wird zudem eine Stelle bei den »Helden« finanziert; angesprochen werden sollen noch Politiker, Influencer und mögliche Sponsoren.

Dass die Arbeit der Pädagogen in den Kursen Früchte trägt, erfährt Kröber regelmäßig nach den Seminaren von den Lehrern oder Trägern – oder auch von den Jugendlichen selbst. So mancher wagt es dann, sich mit einem Problem an die Profis zu wenden.

Mehr über den Verein gibt es hier.

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