So verbringen Bielefelder in diesem Jahr das Weihnachtsfest
Stille Nacht in kleinem Kreis
Bielefeld (WB).
Die Skiferien zu Weihnachten fallen aus, Großeltern und Enkel telefonieren oder skypen, statt sich zu sehen, statt Fondue an langer Tafel ein Festessen nur zu dritt: So feiern Bielefelder Weihnachten in diesem Jahr: in kleinem Kreis.
Das WESTFALEN-BLATT hat bei bekannten Mitbürgern nachgefragt, wie sie das Weihnachtsfest unter den besonderen Corona-Bedingungen feiern.
Pit Clausen, Oberbürgermeister, verbringt die Weihnachtsfeiertage gemeinsam mit seinem Mann Tom Sopp und seinen Eltern in einem Ferienhaus in Schleswig-Holstein: „Das wird ein ruhiges Fest.“ In „normalen“ Jahren habe immer ein reges Besuchsprogramm im Kalender gestanden: „Mit Besuchen bei Toms Familie, meiner Familie, bei Freunden. Alle sollten bedacht werden. Diesmal bleibt der Fahrstress jedenfalls aus.“
Frank Wulfmeyer, Kreishandwerksmeister und Inhaber einer Tischlerei, feiert traditionell mit der Familie - und zwar mit vier Generationen, einem Dutzend Menschen. Bislang. Um, so Wulfmeyer, „die Älteren zu schützen“, sei schon frühzeitig der Entschluss gefasst worden, das Fest „kleiner zu begehen“: „Zwei Haushalte. Nur eine meiner beiden Töchter kommt mit Familie. Dazu gehören zwei Enkel, 9 und 13 Jahre alt.“ Der traditionelle Gottesdienstbesuch in der Peterskirche habe sich ja leider erledigt.
Wiebke Esdar, SPD-Chefin und Bundestagsabgeordnete, freut sich auf „ruhige und besinnliche Weihnachten“ mit ihrem Mann Veit Lemmen und ihrem kleinen Sohn (sieben Monate). Die Politikerin: „Das ist unser erstes Weihnachtsfest als Familie - etwas Besonderes.“ Nicht geben werde es ein Fest wie in früheren Jahren: „Da haben wir mit Eltern, Schwiegereltern und Geschwistern gefeiert, das ist natürlich nicht möglich.“
Dr. Wilhelm Stratmann, Leiter des Historischen Museums, feiert Heiligabend so wie in jedem Jahr: „Mit meiner Frau, unseren drei Töchtern plus einem Schwiegersohn.“ Der eigentliche Höhepunkt der Festtage falle jedoch aus. Stratmann: „Traditionell trifft sich die Familie mit Tanten, Onkeln, Cousinen, Cousins, Neffen und Nichten bei meiner Mutter in Ostbevern - 25, 30 Personen. Sie wird 90 und hat uns deshalb vernünftigerweise ausgeladen.“
Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), begeht Weihnachten im engsten Familienkreis: „Wir möchten unseren Jungs, vier Jahre und elf Monate alt, ein möglichst normales Fest bescheren. Gerade der Ältere freut sich riesig auf Weihnachten. Wir halten uns natürlich an die Regeln und sind dankbar, dass ein gutes Essen, Geschenke und vor allem Familienzeit trotzdem möglich bleiben.“
Jochen Vahle, Sänger der Kinderrockband „Randale“, feiert mit der Familie (drei Kinder), sagt aber, alle ständen unter besonderer Anspannung: Vahles Frau Yvonne arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation auch mit Covid-Patienten und hat am Heiligabend Dienst. Jochen Vahle: „Wir sind deshalb sehr nah dran.“ Auch den Kindern seien in diesem Jahr Geschenke nicht so wichtig: „Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben.“
Christiane Heuwinkel, künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Hermann Stenner-Museums, sagt, sie und ihre Schwester hätten sich schon vor Wochen entschieden, in diesem Jahr nur im „Doppelpack“ Weihnachten zu feiern: „Ohne Freunde dazu einzuladen, wie sonst eigentlich immer. Das wären zu viele Haushalte.“ Zu essen werde es etwas geben, was bereits im Elternhaus traditionell zum Fest aufgetischt worden sei: „Karpfen blau.“
Christina Osei, grüne Bürgermeisterin der Stadt Bielefeld, sagt, sie habe Weihnachten immer mit der „Kernfamilie“ und Freunden begangen. In diesem Jahr sei geplant, in Erfurt zu feiern - Weihnachten und den 60. Geburtstag ihres Mannes: „Mein Sohn Miles ist Basketballer und spielt in der 2. Bundesliga bei den Löwen Erfurt.“ Die Politikerin: „Die Festgesellschaft wäre also ähnlich klein wie immer.“ Sie hoffe, dass sich der Plan umsetzen lasse: „Wenn nicht, bleiben wir eben zu zweit in Bielefeld.“
Martin Knabenreich, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing, feiert den Heiligabend auch in diesem Jahr mit Frau und Kindern (12, 15, 18). Allerdings: Traditionell würde die Familie am zweiten Feiertag nach Österreich zum Skilaufen fahren. Knabenreich: „Das fällt natürlich ersatzlos aus.“ Stattdessen geplant, so Knabenreich: „Spaziergänge, Brettspiele, schon lange nicht mehr gemacht, und dann haben wir uns vorgenommen, gemeinsam Hörspiele anzuhören - so wie das früher war.“
Martin Uekmann, Stadtwerke-Geschäftsführer, bedauert, dass er darauf verzichten muss, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Heiligabend zu besuchen, die an den Festtagen Dienst habe: „Ich kann mich nur per Videochat für ihren Einsatz bedanken.“ Privat werde es kein großes Familientreffen wie sonst geben, die Schwiegereltern reisen nicht aus Brandenburg an. Trotzdem, so Uekmann, werde es nicht ruhig zugehen: „Unser neues Familienmitglied, Border-Collie-Hündin Queenie, hält uns sicher auf Trab.“
Jan Maik Schlifter, Bielefelder FDP-Vorsitzender und Ratsmitglied, sagt, Heiligabend werde er gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern feiern: „So wie sonst auch immer.“ Am ersten oder zweiten Feiertag sei es aber immer Tradition gewesen, mit Familie und Freunden das Fest gemeinsam zu genießen. Schlifter: „Wir haben das jetzt so aufgeteilt, dass wir gewissermaßen regelkonform nacheinander zusammenkommen.“
Christiane Pfitzner, Vorsitzende der Theater- und Konzertfreunde (Thekos), genießt nach dem Kirchgang traditionell gemeinsam mit der Familie – rund 15 Personen – ein Fondue. Pfitzner: „Ein Ritual.“ In diesem Jahr werde sie mit Mann und Tochter Theresa Heiligabend jedoch allein verbringen: „Das große Familientreffen ist verschoben, bis der Corona-Spuk vorbei ist.“
Andreas Rüther, CDU-Kreisvorsitzender, verbringt die Feiertage allein mit seiner Frau Sigrid - anders als sonst üblich. Rüther: „Eigentlich trifft sich am ersten Feiertag die gesamte Familie mit Geschwistern, Nichten und Neffen, rund ein Dutzend Personen, zum Putenessen. Das lassen wir in diesem Jahr natürlich ausfallen.“ Er wünsche sich, dass sich alle an die Regeln halten - „damit die Infektionszahlen endlich sinken“.
Michael Heicks, Intendant Bühnen und Orchester der Stadt, feierte Weihnachten bislang immer im großen Familienkreis bei seinem Bruder: „Viele meiner Angehörigen - Nichten, Neffen, Cousinen und Cousins - sehe ich nur zu diesen Festtagen. In diesem Jahr leider nicht.“ Er bleibe zu Hause in Bielefeld und verbringe Weihnachten mit der engsten Familie. Michael Heicks: „Wir haben dann mehr Zeit füreinander als sonst unddas ist auch schön.“
Hampus Larsson, Tänzer am Theater Bielefeld, stammt aus Schweden und war in den vergangenen drei Jahren nur einmal über Weihnachten daheim: „Wir hatten sonst immer Vorstellung.“ In diesem Jahr hält es der 27-Jährige für zu riskant, seine Angehörigen zu besuchen. Hampus Larsson: „Ich verbringe das Fest mit meiner Freundin entweder in Bielefeld oder in Osnabrück. Sie kommt aus Spanien und wir werden das Fest mit einem Mix aus den Traditionen unserer Heimatländer feiern.“
Eberhard David, ehemaliger Oberbürgermeister, lebt zwar, wie er sagt, in einem Drei-Generationen-Haus mit Tochter, Schwiegersohn und zwei Enkeln, trotzdem würden in diesem Jahr „alle für sich“ Weihnachten feiern: „Das ist für meine Frau und mich das erste Mal.“ Denn auch Sohn, Schwiegertochter und zwei weitere Enkel würden, anders als in früheren Jahren, nicht zum Familienweihnachten aus Bonn anreisen. Was David besonders vermissen wird: „Das gemeinsame Singen.“
Friederike Wieczorek, Geschäftsführerin des Bunkers Ulmenwall, sagt, dass ihr besonders die traditionelle Weihnachtsmatinee in der Rudolf-Oetker-Halle fehlen werde, die der Bunker alljährlich veranstaltet. Friederike Wieczorek: „Die Matinee gehört für mich zum Fest. Dass sie nicht stattfinden kann, bricht mir das Herz.“ Sie feiere Weihnachten mit Mann, dem dreijährigen Sohn und ihrer Mutter, zur „Sicherheit nach einer freiwilligen Quarantäne“.
Holm Sternbacher,Bezirksbürgermeister von Heepen, weiß, dass ihn ein ruhiges Weihnachtsfest erwartet: „Meine Frau und ich feiern Heiligabend mit Tochter und Schwiegersohn und zwei Enkelkindern - bislang waren wir immer 12 oder 14 Personen.“ Er freue sich auf jeden Fall darauf, mit seiner Enkelin zu skypen, die in China studiert. Sternbacher: „Sie ist seit fast einem Jahr dort, also kurz vor dem ersten Lockdown hingeflogen.“
Frank Strothmann, CDU-Ratsmitglied und Sprecher seiner Fraktion im Stadtentwicklungsausschuss, sagt, er feiere „wie immer“: „Heiligabend mit meiner Frau Britta und meinen beiden Töchtern Jana und Britta.“ Tradition sei eigentlich auch ein Gottesdienstbesuch: „Wir hatten uns bereits angemeldet, leider muss ja auch die Open-Air-Variante ausfallen.“ Am ersten Feiertag kämen seine Eltern, am zweiten Feiertag der Schwiegervater: „Mein Bruder und Familie reisen in diesem Jahr leider nicht an.“
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