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Verdienstorden des Landes NRW an Irith Michelsohn, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld

Streiterin für das jüdische Leben

Bielefeld

Um die gesellschaftlichen Verdienste von Frauen besonders zu würdigen, hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Vorabend des internationalen Frauentags in Düsseldorf den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an sechs engagierte Bürgerinnen verliehen. Unter ihnen war auch Irith Michelsohn, Vorsitzende der „Union progressiver Juden in Deutschland“ und seit vielen Jahren an der Spitze der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld.

Ministerpräsident Hendrik Wüst zeichnete Irith Michelsohn in Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Foto: Mark Hermenau / Land NRW

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Frauen leisten in unserer Gesellschaft wertvolle Arbeit, das gilt es, angemessen zu würdigen. Noch immer sind es häufig die Frauen, die sich um die Erziehung der Kinder oder die Pflege von Familienangehörigen kümmern – und ihr Engagement geht weit darüber hinaus. Sie stellen ihre Zeit und ihre Tatkraft in den Dienst der Gesellschaft. Mit der Verleihung des Landesverdienstordens am Vorabend des Weltfrauentags wollen wir aufmerksam machen auf diese großen Verdienste, aber auch auf die nach wie vor bestehenden Ungleichheiten. Gleichstellung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jede und jeder einen Beitrag leisten kann.“

Der Ministerpräsident weiter: „Deshalb freue ich mich besonders, heute sechs Frauen für ihr vielfältiges Engagement auszuzeichnen und in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind Vorbilder für viele junge Menschen in unserem Land und sorgen beständig dafür, unsere Heimat noch lebenswerter zu machen.“

„Sie tragen seit vielen Jahren unbeirrbar und mit großem Erfolg dazu bei, dass jüdisches Leben bei uns in Nordrhein-Westfalen einen festen Platz hat, dass es blühen und gedeihen und unsere Gesellschaft bereichern kann,“ würdigte der Ministerpräsident das Wirken Michelsohns. Sie sei „eine Frau der Tat“, eine „Vermittlerin zwischen orthodoxen und liberalen Juden, zwischen den Alteingesessenen und den Zugewanderten, insbesondere den Spätaussiedlern".

Irith Michelsohn, in Tel Aviv geboren, kam als Dreijährige nach Deutschland. Vor mehr als 20 Jahren begann ihr Engagement für den Wiederaufbau der Jüdischen Kultusgemeinde in Bielefeld. Sie wird Vorsitzende der Gemeinde, unter ihrer Führung wächst sie von anfangs 25 auf rund 350 Mitglieder.

Irith Michelsohn etabliert viele Einrichtungen

Michelsohn etabliert viele Einrichtungen, von der Kinder- und Jugendgruppe über eine engagierte Sozialabteilung bis hin zum Seniorentreff. Der Gemeinde gelingt es, die frühere evangelische Paul-Gerhardt-Kirche an der Detmolder Straße zu erwerben und in ein jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge umbauen zu lassen.

Irith Michelsohn ist zudem Gründungsmitglied des Vereins „Begegnen“, der sich gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus wendet. Sie wird zur Generalsekretärin der „Union progressiver Juden in Deutschland“ gewählt, dem Dachverband von mehrheitlich reformjüdischen Gemeinden. Seit Dezember ist sie Vorsitzende des Verbandes.

Auch ihr Engagement als Jüdin in Palästina, die Unterstützung für ein ambulantes Kinder- und Rehazentrum in Beit Jala, hob Hendrik Wüst in seiner Laudatio hervor. Sie habe dies „aus voller Überzeugung und wissend, dass nicht alle Menschen in den jüdischen Gemeinden Ihr Vorgehen befürworten“ getan.

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