Krisenstabsleiter appelliert an Verantwortungsbewusstsein – vermutlich hohe Dunkelziffer
Was „Corona-Risikogebiet“ bedeutet
Bielefeld (WB). 172 Coronafälle hat es in Bielefeld in den vergangenen sieben Tagen gegeben. Das bedeutet einen Inzidenzwert von 51,5, die Stadt ist mithin Risikogebiet. Ingo Nürnberger, Leiter des Krisenstabs, rechnet allerdings mit einer hohen Dunkelziffer: „Da draußen laufen viele herum, die nichts davon wissen. Ich denke, dass 500 bis 600 Menschen in Bielefeld infiziert sind.“
Zudem seien die jetzt bekannt gewordenen Coronafälle Ergebnis von Infektionen, die vor sieben bis zehn Tagen erfolgt sind. „Es wird noch etwas dazu kommen.“ Damit die Zahlen nicht zu sehr steigen, helfe nur eins: Abstand zu wahren und die Schutzmaske zu tragen. Sie soll künftig nach einer Allgemeinverfügung der Stadt auch im öffentlichen Raum Pflicht werden, wenn der Mindestabstand von anderthalb Metern nicht zu gewährleisten ist. Auf Wochenmärkten gilt diese Pflicht ohnehin schon, „wir werden Anfang kommender Straßen außerdem Straßen und Plätze benennen, an denen es regelmäßig zu eng ist“, sagte Nürnberger.
Er beschreibt das Infektionsgeschehen als dynamisch und diffus. Das macht eine Nachverfolgung von Kontakten schwieriger. „Wir haben nicht mehr die eine große Feier, das eine Event.“ Um gleichwohl Infektionsketten zu identifizieren und durchbrechen zu können, wird das Personal im Gesundheitsamt aufgestockt. Neue Stellen sind genehmigt, Bewerbungsgespräche haben bereits stattgefunden. Außerdem wird Personal aus anderen Ämtern „ausgeliehen“. Ebenso soll am Montag geprüft werden, ob Amtshilfe von Bundeswehr und anderen Landeseinrichtungen in Anspruch genommen wird.
Feiern in der Wohnung unterliegen keiner Begrenzung
Details der aktuellen Coronaschutzverordnung lagen dem Krisenstab Freitagnachmittag noch nicht vor, es wird aber darauf hinauslaufen, dass sich im öffentlichen Raum – etwa in der Fußgängerzone oder auf dem Spielplatz – maximal fünf Personen treffen sollen. Private Feiern in Restaurants werden auf zehn Menschen beschränkt.
Feiern in der eigenen Wohnung unterliegen keiner Begrenzung, „das wäre ein hoher Eingriff in die Grundrechte. Außerdem muss ja auch eine Kontrolle möglich sein“, sagt Nürnberger. Als Einladung zu großen Privatfeiern möchte er das ausdrücklich nicht verstanden wissen. Seit 0 Uhr am Samstag gilt zudem eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr für Kneipen und Gastronomie sowie für jede Verkaufsstelle von Alkohol.
Pflegeheime sollen künftig massiv Schnelltests bei Besuchern durchführen können, „wir werden das organisieren“, versprach Nürnberger. Die Situation in den Krankenhäusern ist noch entspannt. Der Krisenstabschef rechnet gleichwohl mit mehr schwer erkrankten Patienten. Covid-19 verlaufe in manchen Fällen „ekelhaft“, warnt er. „Die Auswirkungen sind bei schweren Verläufen nicht mit denen einer Grippe vergleichbar.“
Geisterspiel in der Schüco-Arena
Es könne jeder dazu beitragen, besonders verletzliche und gefährdete Menschen zu schützen, Kitas und Schulen offen halten zu können, das Wirtschaftsleben aufrecht zu erhalten und Arbeitsplätze zu bewahren, appelliert er an das Verantwortungsbewusstsein. „Wir haben es in der Hand.“
Lange war offen, ob Arminia Bielefeld beim Schlagerspiel gegen den FC Bayern München an diesem Samstag vor Publikum spielen darf – zumindest vor 100 Besuchern. Am Freitagabend gegen 20 Uhr kam dann die Absage. Bei dem Spiel gegen den Deutschen Meister und Champions-League-Sieger sind keine Besucher zugelassen.
Erst wenn das Infektionsgeschehen in Bielefeld an sieben Tagen hintereinander unter dem Inzidenzwert von 50 liegt, können die strengeren Coronaregeln wieder aufgehoben werden. Eine „Pendelbewegung“ möchte Nürnberger aber unbedingt vermeiden.
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