Die Bielefelder Lukas Portmann und Tobias Schröder haben mit 17 Jahren ein eigenes Unternehmen gegründet
Zwei Schüler bilden Lehrer aus
Bielefeld (WB)
Lockdown und Unterricht am Computer von Zuhause aus – die Corona-Pandemie hat nicht nur die Arbeitsweise an den Schulen von heute auf morgen auf den Kopf gestellt, sondern auch für einen enormen Schub bei der Digitalisierung gesorgt. Damit Schulen die notwendige Software auch benutzen können, bieten zwei junge Bielefelder mit ihrem neu gegründeten Unternehmen nun die Einrichtung der Datenbanken und Fortbildungen für Lehrer an. Das besondere dabei: Sie sind selbst noch Schüler.
Anfang August des vergangen Jahres haben Lukas Portmann und Tobias Schröder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. „Das war mit einer Menge Bürokratie und Aufwand verbunden, weil wir beide erst 17 sind“, erzählt Lukas Portmann.
Doch inzwischen sind die Oberstufenschüler der Marienschule, für die im Frühjahr das Abitur ansteht, gut im Geschäft. An der Stiftsschule in Schildesche haben sie schon Kurse für Lehrer gegeben. Vier Schulen haben sie bereits gebucht, und mit zwei weiteren sind sie in Kontakt.
Bei allen handele es sich um Grundschulen. „Darauf konzentrieren wir uns zum Start. Aber wir können uns gut vorstellen, unsere Dienstleistungen auch für andere Schulformen und für Unternehmen anzubieten“, erklärt Tobias Schröder. Denn die Corona-Krise habe zwar gezeigt, wie dringend eine weitere Digitalisierung notwendig sei, einen Bedarf für ihre Angebot sehen die Jungunternehmer aber auch langfristig darüber hinaus.
Kennengelernt haben sich Tobias Schröder und Lukas Portmann vor mehr als vier Jahren beim Fußballspielen im VfL Theesen. Und schon vor fast zwei Jahren hatten sie die Idee, ein Unternehmen zu gründen.
Als in der Schule immer mehr Schüler dazu übergingen, einen Tablet-Computer zu benutzen, anstatt zu Stift und Papier zu greifen, hatten die beiden zunächst ein anderes Konzept im Kopf. Lukas Portmann: „Wir wollten ein School-Set anbieten mit einem iPad, einer Hülle und unseren selbst erstellten Videos in denen wir erklären, wie man am besten damit arbeitet. Aber weil wir noch nicht volljährig sind, ist das wegen der Haftungsfrage nicht möglich.“
So kam ihnen dann der Einfall, an anderer Stelle an der Digitalisierung der Schulen mitzuarbeiten. Sie helfen bei der Einrichtung der Programme Microsoft Teams oder Logineo. Für letzteres beantragen sie auch beim NRW-Schulministerium in Düsseldorf, dass die Schulen mit der Software ausgestattet werden. Sie richten die notwendigen Datenbanken ein, aktualisieren diese und schulen die Lehrer im Umgang mit dem jeweiligen Programm.
Wichtig sei, dabei das verschiedene Wissen zusammen zu bringen, erläutert Lukas Portmann: „Die Lehrer wissen am besten, wie sie den Unterricht gestalten. Wir helfen ihnen dabei im Umgang mit der Software.“ Die ersten Erfahrungen zeigten, dass dies, obwohl sie selbst noch Schüler sind, durchaus auf Augenhöhe geschehe.
Großes Potenzial sehen die 17-Jährigen in ihrer Idee auch deshalb, weil es gerade in Grundschulen, wo es meist keinen Informatikunterricht gebe, den Lehrern häufig an Zeit mangele, diese Aufgaben zusätzlich zu übernehmen.
Um ihr Unternehmen zu gründen, haben Tobias Schröder und Lukas Portmann einen Business-Plan verfasst. Beraten wurden sie dabei unter anderem von Verwandten, unter denen ein Steuerberater ist. Ihre Eltern hätten das Vorhaben ebenfalls unterstützt, so Lukas Portmann: „Aber entwickelt und erarbeitet haben wir alles selbst.“
Obwohl sie ihr Unternehmen weiter ausbauen wollen, haben sie geplant, es nach dem Abitur zunächst weiter „nebenbei“ zu betreiben. Lukas Portmann beabsichtigt, Business Administration zu studieren, Tobias Schröder geht mit einem Stipendium für ein Jahr ins Ausland. Lukas Portmann: „Das ist ein super Nebenjob. Vor allem, weil wir dabei unglaublich viel lernen, wie etwa vor vielen Menschen zu reden, Besprechungen vorzubereiten und alles selbst zu entscheiden.“
Und auch der gewissenhafte Umgang mit der Bürokratie gehört dazu. Denn um als Minderjährige ihre GbR gründen zu dürfen, hatten sie unter anderem mit der Industrie- und Handelskammer sowie dem Amtsgericht zu tun. Auch dort scheint es in Sachen Digitalisierung noch viel Luft nach oben zu geben. Lukas Portmann: „Der gesamt Schriftverkehr lief über die Post und nicht per E-Mail. Das hat sehr lange gedauert.“
Mehr Informationen über die beiden Bielefelder Jungunternehmer gibt es auf ihrer Webseite www.digitalerleben.com.
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