Stadt wirbt für Anmeldung an Haller Gesamtschule und stellt eine Garantie der Bezirksregierung heraus
Der Weg in die Oberstufe bleibt offen
Halle
Die Aussage der Bezirksregierung Detmold, dass die Gesamtschule Halle gefährdet sei, hat für viel Unruhe gesorgt. Der Haller Bürgermeister und die Schulleitung halten dagegen und betonen, dass nach Zusagen aus Detmold für alle derzeitigen Schüler und auch die, die jetzt angemeldet werden, der offene Weg in die Oberstufe garantiert bleibt. Gegen ein „total falsches Bild“ setzen die Schulvertreter Informationen über Erfolge der Gesamtschule.
Im Schulterschluss mit Schulleitung und Elternvertretung ist die Stadt Halle bemüht, die Wogen rund um die Haller Gesamtschule zu glätten und mit Fakten deutlich zu machen, dass entgegen verschiedener Berichte und Gerüchte die Gesamtschule keineswegs vor dem Aus steht. „Wir haben die Garantie erhalten, dass alle aktiven Schülerinnen und Schüler und alle, die sich jetzt anmelden, später in die Oberstufe wechseln können,“ verkündete Bürgermeister Thomas Tappe gestern als zentrale Botschaft das Ergebnis eines Gespräches mit der Bezirksregierung.
Tappe: »Ich bedauere sehr, dass es bei den Eltern falsch angekommen ist.«
Vor der am kommenden Donnerstag stattfindenden Haller Schulausschuss-Sitzung (17.15 Uhr, Mensa des Schulzentrums Masch) ist unter Haller Eltern ebenso Unruhe entstanden wie an der Schule selbst. Der Grund: Halle muss eine Stellungnahme abgeben zu einer dauerhaften Erweiterung der Steinhagener Realschule von drei auf vier Züge. Brisant vor dem Hintergrund, dass pro Jahr etwa 30 Kinder aus Halle an dieser Realschule angemeldet werden und damit der Gesamtschule zur Vierzügigkeit fehlen. Laut Vorlage für den Schulausschuss könnte wegen der zu geringen Anmeldezahlen die Rückstufung der Gesamt- in eine Sekundarschule ohne Oberstufe drohen. „Ich bedauere sehr, dass es bei den Eltern falsch angekommen ist,“ sagte Tappe im Rahmen eines Pressegespräches im Rathaus, zumal man ständig am guten Ruf der Schule gearbeitet habe.
Von 108 holen 65 Schüler den Q-Vermerk
Genau das ist gestern als Gemeinschafts-Aktion in geballter Form geschehen. Schulleiterin Almuth Burkhardt-Bader konnte unter anderem mit Zahlen argumentieren. Bei der ersten Einschulung 2014 habe es 108 Anmeldungen gegeben, davon 17 mit Empfehlung fürs Gymnasium. Insgesamt 65 Jugendliche hatten dann aber nach Klasse zehn den Q-Vermerk und konnten damit in die Oberstufe wechseln. „Dafür muss man Leistung bringen,“ lobte Burkhardt-Bader die Schülerinnen und Schüler, aber auch den Einsatz des Lehrerkollegiums. Der Trend habe sich beim nächsten Jahrgang bestätigt und zeichne sich auch im laufenden Schuljahr wieder ab. Auch schon für den mittleren Schulabschluss hätten sich viele Kinder im Vergleich zu ihrer Empfehlung nach der Grundschule verbessert. „Dafür müssen sie was tun. Das tun sie aber auch, wenn sie Erfolge sehen.“
“Da hat sich ein total falsches Bild verfestigt.“
Ein Aspekt, den auch Elternvertreter Torsten Indiesteln bekräftigt. Die Gesamtschule habe leider oft eine schlechte Mundpropaganda gehabt: „Da hat sich ein total falsches Bild verfestigt.“ Wenn man Eltern und Schüler frage, werde die Gesamtschule immer sehr positiv dargestellt, die Schüler fühlten sich wohl und von Seiten des Schulträgers würden Probleme, beispielsweise mit dem Busverkehr, ganz unbürokratisch angegangen. „Hier (im Rathaus, Anm.d. Red.) wird sehr gute Arbeit geleistet.“
Für einen großen Pluspunkt halte er es außerdem, dass von Seiten der Schule nicht nur in Richtung Abitur, sondern schon in der Mittelstufe auch für die Berufsorientierung gearbeitet werde. Die Schüler könnten durch die vier Praktika und das Projekt Leben ganz viel ausprobieren und so ihren Platz im Leben finden. Und zum Angebot in Halle insgesamt sagte Indiesteln: „Das Kreisgymnasium und daneben die Gesamtschule – es gibt keine bessere Schullandschaft.“
Bestens ausgestattet
Bürgermeister Thomas Tappe bekräftigte, dass die Stadt ganz klar vor und hinter ihrer Gesamtschule stehe. Seine Argumente, bestätigt von Almuth Burkhardt-Bader: Die Gesamtschule sei überdurchschnittlich gut ausgestattet, sowohl räumlich – gutachterlich bestätigt - als auch technisch. Wenn alle Bestellungen eingetroffen seien, gebe es eine 1:1-Ausstattung mit iPads, der Mensa-Betrieb funktioniere, im Sportbereich gebe es sowohl draußen als auch drinnen optimale Voraussetzungen, über den künftigen Bewegungspark seien ergänzende Angebote möglich. Auch personell liege die Besetzung seitens der Stadt über dem Durchschnitt. Mit immerhin sechs Sozialarbeitern sei die Gesamtschule außerordentlich gut aufgestellt, das nebenan geplante Jugendzentrum böte zusätzliche Perspektiven. „Angesichts der zu erkennenden negativen Tendenz haben wir unsere Hausaufgaben gemacht,“ sagte Tappe. Sobald die Förderzusage vorliege, werde auch der Schulhof zeitgemäß umgestaltet.
Als weiteren Pluspunkt nannte er die Kooperation in der Oberstufe mit dem Kreisgymnasium. Das sei ein wesentlicher Schritt gewesen, um die Qualität und das differenzierte Kursangebot deutlich zu verbessern – was die beiden Schulen einzeln so nicht könnten. Das gelte nicht nur für den schon laufenden Sport-Leistungskurs (das WB berichtete am Samstag), sondern auch verstärkt im sogenannten MINT-Bereich. „Unser Ziel ist es, gemeinschaftlich dazu zu sorgen, dass wir in Halle ein differenziertes Schulangebot erhalten.“
Angesichts der am Donnerstag zu treffenden Entscheidung habe sich die Verwaltung bewusst einer Beschlussempfehlung enthalten. „Das ist eine rein politische Fragestellung.“ Die Antwort, ob Halle den Steinhagener Plänen zustimme, müsse aber gegeben werden, „bevor ich mein Kind anmelde.“ Er habe bereits mit seiner Amtskollegin Sarah Süß in Steinhagen telefoniert und die Auskunft erhalten, dass man dort auch mit einer Ablehnung aus Halle leben könne.
Detmold ist gefordert
In engem Austausch wolle man versuchen, für Kinder und Eltern beider Kommunen eine gute Lösung zu finden. Geplant ist laut Tappe auch ein Runder Tisch mit Schulleitung, Stadt, Eltern und Bezirksregierung. Gerade die Behörde in Detmold sei aufgefordert, den aktuellen Lehrermangel mit Unterrichtsausfällen durch Vertretungslösungen aufzufangen. Die Gesamtschule Halle habe ein sehr junges Kollegium, naturgemäß falle in ein solches Alter auch die Familienplanung, was eben leider zu Ausfällen führe. Und die müssten gerade bei einer Schule in der Aufbauphase vorrangig ausgeglichen werden. Erst 2023 werden die ersten Haller Gesamtschüler ihr Abi machen.
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