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Bauarbeiter legen gut erhaltenen historischen Brunnenschacht an Ecke Grubestraße/Marktstraße frei – Brunnen sichtbar machen?

Ein tiefer Blick in Höxters Geschichte

Höxter

Ein völlig vergessener historischer Stadtbrunnen ist vor der Sparkasse in Höxter freigelegt worden. Bei Baggerarbeiten staunte Walter Schenk vom Höxteraner Bauunternehmen Knop nicht schlecht, als er eine dicke Abdeckplatte beiseite schob und sich plötzlich ein sehr gut erhaltener gemauerter Brunnenschacht auftat. Unten in acht Metern Tiefe plätscherte das Grundwasser.

Von Michael Robrecht

Ein mittelalterlicher Brunnen? Acht Meter tief geht es bis zum Wasserpegel, zwei weitere Meter ins Grundwasser: Die Mitarbeiter des Bauunternehmens Knop aus Höxter fanden den Brunnenschacht (Walter Schenk legte die AbdeckplatteDas spätgotische Fachwerkhaus Hut-Weber ist Ende der 60er Jahre abgerissen worden. Genau davor auf dem Platz standHier hinter der Absperrung an der Kreuzung Marktstraße (Grubestraße) liegt das BrunnenlochBauunternehmer Elmar Düker und seine Mitarbeiter legen auch nicht jeden Tag einen gut erhaltenen Mittelalter-Brunnen Foto: Michael Robrecht

Zurzeit laufen im Rahmen der barrierefreien Umgestaltung von Marktstraße, Grubestraße und Nikolaistraße Tiefbauarbeiten und Versorgungskabelerneuerungen. „Das war schon ein toller Blick in Höxters Geschichte. Bei Bauarbeiten finden wir häufig Spuren von Alt-Höxter“ sagte Bauunternehmer Elmar Düker. Am Dienstagmorgen nahmen Stadtarchäologe Andreas König und Stadtdenkmalpfleger Henning Fischer den nur auf Höxters Urkataster von 1831 dokumentierten Brunnen in Augenschein. „Wir wissen auch, dass der Brunnen um 1895 mit einer Platte abgedeckt worden sein muss, weil in dem Jahr Höxters Wasserwerk gegründet wurde und viele von Dutzenden Brunnen in der Altstadt stillgelegt worden sind“, erläuterte Andreas König. Auf einem alten Bild vom Druchtleben-Kanneschen Adelshof, der auf dem heutigen Gelände der Bäckerei Westbomke und neben dem spätgotischen Fachwerkhaus Hut-Weber stand, stehen Menschen vor einem Brunnen an jener Stelle: Diesen Hinweis habe man jetzt auch noch entdeckt, meinte Stadtarchäologe König. Zehn Meter Brunnentiefe sei in Höxter im Mittelalter und danach Normalmaß, weil man an Wasser unter dem Schotterkegel Altstadt kommen musste. Andreas König sagte, dass eine Altersbestimmung des Brunnens schwierig sei, da die Brunnenbautechnik sich zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert nur wenig verändert habe.

Baustelle Marktstraße Foto: Michael Robrecht

An der Baustelle vor der Sparkasse wurde diskutiert, ob man den Brunnen nicht freilegen und mit einer Glasplatte dauerhaft sichtbar machen könne. Stadtarchäologe König kann sich aber auch vorstellen, dass man den gut erhaltenen Brunnen wieder ein Betrieb nimmt. Man werde den Fortgang der Bauarbeiten an der Stelle weiter begleiten, so der Höxter-Fachmann.

Bauunternehmer Elmar Düker berichtete, dass der acht Meter tief gemauerte und ein Meter breite Brunnen entweder verfüllt oder eben gesichert und sichtbar gemacht werden könne. Interessant sei auch, dass die mittelalterliche Wasserversorgung an jener Stelle, die Grube vor Woolworth, sechs Meter höher liege als das Grundwasser. Zurzeit erneuere seine Firma die Gasleitungen und Stromleitungen bevor neues Pflaster komme. Die genaue Lage der Kabel sei an einigen Stellen eine Überraschung.

Hut Weber, Weber Moden, heute Sparkasse in Höxter. Foto: Archiv M. Robrecht

Die Stadt Höxter ist immer gut mit Wasser versorgt gewesen. Die Bäche, die bei Höxter in die Weser mündeten, führten soviel Wasser, da die Gräben der Stadtumwallung und eine Reihe von Mühlen damit gespeist werden konnten. Menschen und Vieh entnahmen aus den Bächen und den gegrabenen Kanälen wie Grube, Bollerbach oder auch Schelpe ihren Wasserbedarf. Doch hat es zusätzlich auch eine Anzahl von Brunnen in allen Straßen gegeben, deren Anlage damals keine besonderen Schwierigkeiten machte. Private Brunnen, Brunnen an Plätzen wie dem vor der Sparkasse oder am Marktplatz und am Gänsemarkt versorgten Tausende Höxteraner mit Wasser. Gut 40 neue öffentliche Brunnen wurden nach dem Trockenjahr 1858 bis 1869 gegraben. Zuerst ist ein neuer Brunnen auf dem Markt angelegt worden, da dieser am stärksten von Wasserholern benutzt wurde. Aber auch der jetzt wiederentdeckte Brunnen kann beim Brunnenbauprogramm im 19. Jahrhundert durch neue Wesersandsteine erneuert worden sein. 1899 waren übrigens schon 1200 Haushalte und 7300 Bürger an die Wasserleitungen angeschlossen.

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