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Burgtheater Dringenberg blickt auf 40-jährige Geschichte zurück

„Einmal lachen, nichts als lachen“

Bad Driburg-Dringenberg

Das Burgtheater Dringenberg ist 40 Jahre alt. Angefangen hatte dessen Geschichte mit dem Wunsch, einmal einen Film zu drehen.

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Das Burgtheater beschränkt sich nicht nur auf Auftritte in Dringenberg. Auch beim Karnevalsumzug ist es regelmäßig vertreten.Dieses Gruppenbild des Burgtheaters Dringenberg ist im Jahr 1982 entstanden. Damals wurde „Ferdls Abenteuer“ gespielt. Dieses Gruppenbild des Burgtheaters Dringenberg ist im Jahr 1982 entstanden. Damals wurde „Ferdls Abenteuer“ gespielt. Foto: Burgtheater Dringenberg

Mit einer Super-Acht-Kamera in der Hand, Freude im Herzen und Talent im Blut begann so im Jahr 1981 die Leidenschaft von elf Dringenbergerinnen und Dringenbergern zur Schauspielerei.

Gedreht wurden zunächst echte Klassiker in eigenen Fassungen, wie „Die drei Musketiere“ und „Dr. Mabuse“ – natürlich direkt an heimischen Drehorten wie der Burg oder der Schöpfmühle. Der Spaß stand bei diesen Aktionen im Vordergrund, und die Ergebnisse wurden im Wohnzimmer stolz präsentiert.

Fast gleichzeitig zu den eigenen Filmambitionen, verfolgten die Schauspielfreunde auch im Fernsehen Theaterstücke, welche ihre Sehnsucht selber vor Publikum Theater zu spielen weckte. Die Idee, hier im kleinen Dringenberg auf einer großen Bühne ein Theaterstück zu präsentieren, ließ die Herzen der Jugendlichen zwar höher schlagen, aber ihre Vorschläge für eine Umsetzung wurden überwiegend von den Erwachsenen belächelt.

„Weihnachtshausmannszeit“

„Aus heutiger Sicht auf die Geschichte war das eher seltsam, denn Theateraufführungen hatte es in Dringenberg zwischen den 1920er und 1960er Jahren eigentlich immer wieder auf dem Burggelände oder auch als Zimmertheater gegeben. Glücklicherweise fand sich mit Heinz Sablotny, dem heutigen Ehrenvorsitzenden des Vereins, dann doch noch ein Erwachsener, der für die jungen Leute einstand und gemeinsam mit ihnen das erste Stück auswählte“, blickt Kathrin Mikus, Pressewartin des Burgtheaters, zurück. Es handelte sich dabei um den Schwank des Schriftstellers Günter Falk mit dem Titel „Dreimal verlobt“, und bereits beim Lesen der Einleitung war allen Mitwirkenden klar, dass das Theaterspielen nun nicht mehr aufzuhalten war. Heißt es doch darin: „Dieses Spiel ist für einen Abend gedacht, an dem man einmal lachen, nichts als lachen will!“

Mit dem Ziel des gemeinsamen Lachens startete die erste „Weihnachtshausmannszeit“, wie sie im Verein noch heute liebevoll genannt wird. Textbücher wurden gewälzt und auswendig gelernt, Szenen wurden geprobt, Bühnenelemente und ein alter Vorhang tauchten auf dem Dachboden der Gaststätte Hausmann wieder auf, so dass am 20. Dezember 1981 die „Jugendbühne Dringenberg“ ihre erste Aufführung hatte.

Das Stück endete mit den Worten „Det jing janz ausjezeichnet“ und erntete großen Applaus und viel Lob vom Publikum. Kathrin Mikus: „Dies war Ansporn genug, um weiter zu machen, denn alle Mitglieder hatten jetzt richtige Theaterluft geschnuppert. Von diesem Zeitpunkt an hatte das Theaterspielen wieder einen festen Platz im kulturellen Leben Dringenbergs.“

Jugendbühne wird Burgtheater

1987 benannte sich die „Jugendbühne Dringenberg“ um und gründete den Verein „Burgtheater Dringenberg“. Alle anfallenden Arbeiten vor und hinter der Bühne, beginnend von der Auswahl der Stücke ab September bis hin zur Bühnengestaltung im Dezember, werden von Vereinsmitgliedern gemeinsam geplant und umgesetzt.

„Dabei gehen wesentliche Arbeiten wie der Aufbau der Bühne und Technik selbstverständlich Hand in Hand und mit der Unterstützung von vielen Helfern. Dies gehört zum Vereinsleben genauso dazu, wie das anschließende Zusammensitzen und Klönen auf den Brettern, die die Welt bedeuten“, berichtet die Pressewartin.

Traditionsgemäß werden die Rollen am 1. November verteilt. Die Premiere findet nur acht Wochen später statt. Kathrin Mikus: „Mit dieser kurzen Probenphase geht sicherlich ein gewisser Theaterstress einher, den alle Beteiligten gerne für eine Familie auf Zeit und einen Zweitwohnsitz ‚bei Hausmanns‘ auf sich nehmen.“

Über die Weihnachtssaison hinaus ist das Burgtheater fortwährend aktiv gewesen. So wurden in unregelmäßigen Abständen seit 1986 für junge Zuschauer insgesamt zehn Märchen oder Kindertheaterstücke wie „Frau Holle“, „Der Schweinehirt“ oder „Die kleine Hexe“ aufgeführt. Zuletzt beeindruckte der Nachwuchs im Jahr 2018 die Zuschauer mit dem Theaterstück „Bill Bo und seine Bande“.

Zudem präsentierte sich der Theaterverein in den Jahren 1985, 1995, 2000 und 2005 im Rahmen des traditionellen Burgfestes mit der Aufführung selbst geschriebener historischer Stücke über die Geschichte Dringenbergs.

Weitere Höhepunkte des Vereinslebens der vergangenen 40 Jahre waren die Planung und Ausrichtung des historischen Sportfestes zur 700 Jahr-Feier der Stadt Bad Driburg (1990) und die Aufführung einer selbst geschriebenen Bühnenversion der Annette von Droste-Hülshoff Novelle „Die Judenbuche“ (1998).

Kreativität bewiesen

Darüber hinaus zeigte der Verein auch seine Kreativität im Jahr 2002 mit dem Bau und Betreiben einer Geisterbahn im großen Gewölbekeller der Burg Dringenberg und im Jahr 2006 bei einem etwas anderen Wandertheater, das im eigenen Dorf stattfand.

Seit 1990 nimmt der Verein an den jährlichen Karnevalsumzügen teil.

Inzwischen gehören zum Burgtheater Dringenberg 85 Mitglieder, die sich in der Weihnachtshausmannszeit und darüber hinaus mit Freude einsetzen, so dass der Verein auf insgesamt 73 inszenierte Theaterstücke zurückblicken kann. Auch heute sind noch viele der damaligen Gründungsmitglieder im Vereinsleben fest verwurzelt und geben nicht nur ihre Erfahrungen, sondern auch ihre Leidenschaft und Freude am Theaterspielen an die neuen jungen Schauspieler weiter.

Nachdem im Winter 2020 der Vorhang coronabedingt geschlossen bleiben musste, stand das Burgtheater nun voller Erwartungen und Vorfreude in den Startlöchern für die neue Saison. 13 Schauspieler waren spielbereit, das Stück ausgewählt und die ersten Leseproben hatten Anfang November bereits stattgefunden und schon für viele Lacher gesorgt.

Durch die Entwicklung der Corona Pandemie, die damit verbundenen Auflagen für eine Theaterveranstaltung und vor allem auch durch das zunehmende Gefühl der Schauspieler sich selber unwohl beim Spielen in einem kleinen Raum mit vielen Menschen zu fühlen, wurde entschieden die Saison wiederholt abzusagen.

Saison abgesagt

„Theater spielen soll bedingungslose Freude machen und Freude bereiten, denn das ist es, was es von Beginn an war und für uns vom Burgtheater immer sein wird: ‚Dieses Spiel ist für einen Abend gedacht, an dem man einmal lachen, nichts als lachen will.‘“, erläutert Kathrin Mikus.

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