Paderborner Unternehmer Maik Menke ist mit zehn Mitarbeitern im Katastropheneinsatz in Rheinland-Pfalz
„Einsatz geht tief unter die Haut“
Paderborn/Sinzig
Bei der Suche nach Opfern und zur Beseitigung der Hochwasserschäden hat die Bezirksregierung in Detmold auch Fachleute aus Paderborn rekrutiert. Zehn Mitarbeiter des Unternehmens Abflussdienst Menke, darunter auch ausgebildete Schlammtaucher, sind seit Freitag im Katastrophengebiet in Sinzig (Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz) im Einsatz.
„Was wir hier erleben, ist unvorstellbar und geht tief unter die Haut“, sagte Firmenchef Maik Menke am Montag auf Anfrage dieser Zeitung.
Das Einsatzgebiet ist die Siedlung Grüner Weg in Sinzig, die unmittelbar an der Ahr gelegen ist. Dort, wo in der vergangenen Woche die braunen Wassermassen alles mitgerissen haben, sind Matsch und Lehm zurück geblieben. „Es stinkt moderig, verfault und nach Fäkalien. Alles ist zerstört. Überall liegen Trümmer. Es ist einfach erbärmlich“, sagte der Firmenchef. Er hat sein Wohnmobil vor Ort als Büro umfunktioniert, dort schläft er auch. Seine Monteure hätten eine Pension an einem höher gelegenen Ort beziehen können, um dort Kraft für den jeweils nächsten Arbeitstag zu sammeln. „Ich bin stolz auf meine Leute, die hier mit anpacken“, sagte Menke.


Er sei im ständigen Austausch mit dem Krisenstab. Mit Feuerwehr, DRK und Statikern werde das weitere Vorgehen besprochen. Denn: Es werden noch immer Menschen vermisst, unter anderem auch in zwei öffentlichen Gebäuden. Auch wenn das Wasser meist abgepumpt sei, sei es viel zu gefährlich, die Gebäude einfach so zu betreten. Einsturzgefahr!
„Eine Tiefgarage steht immer noch voll unter Wasser. Wir müssen befürchten, dass sich einige Menschen hier nicht mehr rechtzeitig retten konnten“, sagte Menke, der den Auftrag hat, das Gebäude leer zu pumpen.
Mit fünf Pumpenwagen und entsprechenden Anhängern sei man im Gebiet unterwegs. „Eine Wegstrecke, für die man sonst fünf Minuten benötigt, dauert eine Stunde. Wir kommen nur im Schritttempo vorwärts.“ Mit Eisenstangen werde die Wegstrecke zu Fuß abgelaufen, um zu prüfen, wo die Fahrbahn weggespült worden ist und sich möglicherweise Krater unter dem Geröll befinden. „Das kann man sich in Paderborn gar nicht vorstellen“, ist Menke ergriffen.
Auch die Kanaldeckel seien von den Massen mitgerissen worden – eine weitere Gefahr für die eingesetzten Helfer und ihre Fahrzeuge. Ein Problem sei auch die Versorgung mit Kraftstoff: „Wenn wir Diesel benötigen, müssen wir das zwei Stunden vorher bei der Bundeswehr beantragen. Die teilen die Mengen zu.“
Immer wieder würden ehrenamtliche Helfer aus dem ganzen Land auftauchen, die mit anpacken wollten. „Das ist gut gemeint, aber so ein Einsatz ist extrem gefährlich. Die Verletzungsgefahr ist groß. Daher werden sie von der Polizei abgewiesen.“ Nervig seien die Gaffer, die nicht davor zurück schreckten, mit Drohnen über dem Gebiet zu fliegen.
Von diesem Dienstag an wird ein Menke-Tankwagen mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Litern in Sinzig im Einsatz sein. „Die Kläranlage ist voll gelaufen, das Wasser kann nicht mehr abfließen. Wir werden das Wasser abpumpen und mit dem Lkw an Randgebiete bringen, wo wir es auf Grünflächen laufen lassen werden, damit die Kläranlage wieder in Betrieb genommen werden kann“, berichtete der Unternehmer. Bis man die Abwasserleitungen im Ort spülen könne, werden aber noch Wochen vergehen.
Von gut gemeinten Sachspenden rät Maik Menke ab. „Hier ist gut erhaltene Winterkleidung angekommen. Wir haben aber 30 Grad. Wem soll das helfen?“ Er hält Geldspenden für deutlich sinnvoller.
Bürger helfen Hochwasseropfern
Bürgermeister Michael Dreier ruft alle Paderborner auf zu spenden. „Das Schicksal der betroffenen Menschen hat mich sehr traurig gemacht und tief berührt. Ihnen in dieser schwierigen Lage zu helfen, sehe ich als eine ganz wichtige Aufgabe.“ Unter www.paderborn.de
sind Spendenmöglichkeiten aufgeführt. Das Bundesschützengarde Musikkorps Schwaney hat am Freitag einen Spendenaufruf für Hochwasseropfer gestartet. Es kamen 2700 Euro zusammen. Weitere Spenden können bis zum 25. Juli überwiesen oder bei den Vorstandsmitgliedern abgegeben werden. Die Schwaneyer haben Kontakt zum Musikverein in Erftstadt-Friesheim aufgenommen. Er soll die Gelder vor Ort verteilen. Eine weitere Spendenaktion startet Phong‘s Restaurant in Schloß Neuhaus. „Wir haben das Leid gesehen und wollen helfen, es zu lindern“, sagt Geschäftsführer Phong Nguyen. „Wir sind selbst als Flüchtlingskinder aus Vietnam gekommen und haben Hilfe erhalten“, berichtet er. Er möchte eine Netto-Tageseinnahme komplett spenden. Die Aktion startet an diesem Dienstag. Das Geld soll an die Aktion „Deutschland hilft“ gespendet werden. Als Ziel habe man sich mindestens 1500 Euro gesetzt. „Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir würden uns aber freuen, wenn sich andere Gastronomen ebenfalls beteiligen.“
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