Beispiele aus OWL: Staatlicher Zuschuss senkt Kosten um hunderte Euro
Energiepreisbremsen bei Gas und Strom: So stark entlasten sie die Kunden
Bielefeld
Mit dem Jahreswechsel sind für viele Verbraucher auch in OWL die Strom- und Gaspreise deutlich gestiegen. Der Staat will die Kostenexplosion mit Preisbremsen abfedern. Die treten zwar offiziell erst zum 1. März in Kraft, sollen aber rückwirkend auch für Januar und Februar gelten. Doch was bringen die Preisbremsen konkret? Das WESTFALEN-BLATT hat am Beispiel einiger Versorger in OWL nachgerechnet.
Die Strompreise sind vielerorts für Privatkunden und kleinere Firmen von bislang rund 30 Cent je Kilowattstunde auf 45 Cent und mehr hochgeschnellt. Kostensteigerungen von 40 bis 100 Prozent sind auch in OWL keine Seltenheit – das bedeutet für einen Musterhaushalt mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch schnell Mehrkosten von hunderten Euro. Um die Belastungen zu begrenzen, sieht die Strompreisbremse für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs einen Deckel bei 40 Cent vor. Alles, was die Kilowattstunde darüber hinaus kostet, zahlt der Staat. Nur für Energie, die über das 80-Prozent-Kontingent hinaus verbraucht wird, gelten dann die mit dem Versorger vereinbarten Tarifpreise in voller Höhe.
Kaum noch Versorger in OWL mit Strompreisen unter der Preisschwelle von 40 Cent
Unterhalb des Preisdeckels von 40 Cent bieten aktuell nur noch wenige Versorger in OWL Strom an. Die Stadtwerke Bielefeld gehören dazu. Hier stieg der Preis zum Jahreswechsel um rund 25 Prozent – von 26,5 Cent auf 33,93 Cent je Kilowattstunde. Für den Musterhaushalt bedeutet das aufs Jahr gerechnet Mehrkosten von 297 Euro – insgesamt 1474 Euro sind fällig. Die Stadtwerke Gütersloh verlangen nun 37,9 statt zuletzt 32,11 Cent. Hier beläuft sich die Mehrbelastung auf 232 Euro bei Gesamtkosten von 1683 Euro.
Zunächst offenbar verschont geblieben von Preiserhöhungen scheinen Kunden des Grundversorgers Eon etwa in Paderborn, Höxter oder Bad Oeynhausen. Sie zahlen seit 1. Juli 31,9 Cent je Kilowattstunde. Beim Musterhaushalt sind das aufs Jahr gerechnet insgesamt 1472 Euro. Im Internet nannte Eon aber kurzzeitig neue Preise von 73,39 Cent. Eine Auskunft dazu war am Freitag vom Konzern nicht zu erhalten.
Bei vielen weiteren örtlichen Versorgern in OWL greift derweil nach deutlichen Erhöhungen die Preisbremse. So etwa bei den Technischen Werken Osning (TWO) in Halle. Dort stieg der Strompreis zum Jahreswechsel von 25,96 auf 47,91 Cent je Kilowattstunde – ein Plus von fast 85 Prozent. Inklusive der Grundgebühr würden sich die Jahreskosten des Musterhaushalts somit ohne Preisbremse von knapp 1124 auf 2002 Euro erhöhen – ein Plus von 878 Euro. Die Strompreisbremse mindert die Belastung um 253 Euro. Der Staat zahlt in diesem Fall für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs – also 3200 Kilowattstunden – die über 40 Cent hinausgehenden 7,91 Cent. Die Jahreskosten des Haushalts reduzieren sich damit bei konstantem Verbrauch auf 1750 Euro, die Mehrbelastung also auf 625 Euro.
Hilfen auch bei Öl, Pellets, Flüssiggas und Co.
Als Kunde der Stadtwerke Lübbecke liegt die Ersparnis des Musterhaushalts durch die Preisbremse bei 320 Euro, bei den Stadtwerken Herford bei 214 Euro, bei den Beste-Stadtwerken in Warburg sind es 176 Euro. Bei den Gemeindewerken Steinhagen beträgt die Entlastung rund 189 Euro, bei den Stadtwerken Versmold sind es noch 152 Euro.
Bei den Stadtwerken Harsewinkel, in deren Gebiet Eon aktuell noch Grundversorger ist, müssen Kunden knapp 60 Cent je Kilowattstunde zahlen. Hier würde der Staat dann also knapp ein Drittel des Arbeitspreises übernehmen – im Fall des Musterhaushalts sind dies aufs Jahr gerechnet fast 638 Euro. Die Gesamtkosten für den Haushalt reduzieren sich von 2500 auf 1863 Euro.
Gaspreise teilweise noch stärker gestiegen als die Stromtarife
Teilweise noch stärker als bei Strom sind die Erdgaspreise gestiegen – vor allem im Vergleich zu Anfang 2022. Denn viele Versorger haben angesichts der im Zuge des Ukraine-Krieges explodierten Bezugskosten im vergangenen Jahr bereits die Gastarife mindestens einmal erhöht. Die Senkung der Mehrwertsteuer zum 1. Oktober von 19 auf 7 Prozent fing nur einen Bruchteil auf. Deshalb sieht die Gaspreisbremse für Privatkunden und kleinere Firmen eine Deckelung auf 12 Cent je Kilowattstunde für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs vor.
Unter der Preisschwelle sind in OWL die Stadtwerke Lübbecke geblieben mit einem Arbeitspreis von 9,88 Cent in der Grundversorgung. Die Jahreskosten für einen Musterhaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch belaufen sich nun auf knapp 2150 Euro.
Die Stadtwerke Herford liegen zumindest bis Ende Februar mit 10,55 Cent ebenfalls noch unter dem Preisdeckel. Derweil hat Eon, Grundversorger in mehreren OWL-Städten, Preiserhöhungen ab 1. Februar angekündigt – etwa in Paderborn von 11,45 auf 15,91 Cent. Dort würde die Gaspreisbremse dann 3,91 Cent abfedern und die Mehrbelastung begrenzen.
Musterhaushalt spart bei Westfalica mehr als 1000 Euro
Die TWO in Halle hatten die Nettopreise 2022 stabil gehalten – dementsprechend stark fällt nun die Erhöhung aus. Der Arbeitspreis je Kilowattstunde Gas verdreifacht sich dort fast von 5,98 auf 15,53 Cent. Für den Musterhaushalt würde das statt zuvor rund 1314 Euro nun Gesamtkosten von 3223 Euro bedeuten – 1910 Euro oder fast 150 Prozent mehr. Durch die Gaspreisbremse sinken die Mehrkosten um 565 Euro. Mit fast 2660 Euro müsste der Musterhaushalt aber noch immer doppelt so viel zahlen wie vor der Energiekrise.
Sogar vierstellig, nämlich 1259 Euro, schießt der Staat für den Musterhaushalt beim Grundversorger Westfalica in Bad Oeynhausen zu. Der hat den Gaspreis von zuvor 9,71 auf nun 19,87 Cent erhöht. Die Jahresrechnung beläuft sich dann statt auf 4274 noch auf 3015 Euro.
Energiesparen kann sich dank Preisbremse doppelt auszahlen
Sowohl bei der Gas- als auch bei der Strompreisbremse gilt: Energiesparen lohnt sich nun besonders. Denn der Staat zahlt als Anreiz die Differenz auf das 80-Prozent-Kontingent auch dann in voller Höhe, wenn der Verbrauch noch unter diese Marke sinkt.
Abweichende Regelungen für Großverbraucher
Für Großverbraucher – bei Strom mit einem Jahresbedarf von mehr als 30.000 Kilowattstunden, bei Gas von mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden – gelten bei den Energiepreisbremsen abweichende Regelungen. Die Strompreisbremse garantiert dann für 70 Prozent des bisherigen Jahresverbrauchs einen Nettopreis von 13 Cent je Kilowattstunde. Hinzu kommen Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen. Bei der Gaspreisbremse gilt für 70 Prozent ein Netto-Arbeitspreis von 7 Cent plus Abgaben. Bei Fernwärmekunden greift die Preisbremse bei 7,5 Cent.
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