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Konzern beantragt zweites Schutzschirmverfahren - Schließung jedes dritten Standortes

Galeria: Was wird aus den Filialen in OWL?

Essen/Bielefeld

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat in großer Not erneut den Gang zum Insolvenzgericht angetreten. Der angeschlagene Handelsriese will sich durch weitere Filialschließungen gesundschrumpfen.

Hat die Bielefelder Filiale des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof eine Zukunft oder wird sie geschlossen? Einen weiteren der 131 Standorte betreibt das Unternehmen um Chef Miguel Müllenbach in Paderborn. Foto: Bernhard Pierel

Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der „FAZ“, das Filialnetz müsse im Zuge des beantragten Schutzschirmverfahrens „um mindestens ein Drittel reduziert werden“. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar – auch in der Zentrale werde es Anpassungen geben. Der Konzern betreibt mit 17.000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten, darunter in Bielefeld und Paderborn.

Es ist das zweite Mal in weniger als zwei Jahren, dass der aus der Fusion von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Denn bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 suchte der Konzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September.

Erstes Sanierungsverfahren brachte 40 Filialschließungen mit sich

Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 Filialen, der Abbau von etwa 4000 Stellen und die Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden sollten einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach von vielen Altlasten befreit durchstarten könnte, erfüllte sich nicht.

680 Millionen Staatshilfe in der Corona-Krise

Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme. Was mit der Rückzahlung wird, muss der Insolvenzplan regeln.

Schon in den vergangenen Tagen zeichnete sich ab, dass der Konzern angesichts der Folgen des Ukraine-Kriegs wankt. Er kündigte den Sanierungstarifvertrag. Und in einem Mitarbeiterbrief warnte Müllenbach, Galeria befinde sich aufgrund der explodierenden Energiepreise und der Konsumflaute „in bedrohlicher Lage“. Der Konzern brauche frisches Geld, um weitermachen zu können. Dem Vernehmen nach ging es um rund 200 Millionen Euro.

Weitere Staatshilfen waren jedoch umstritten. Kritiker halten das Geschäftsmodell für überholt, bemängeln eine mit den Hilfen verbundene Wettbewerbsverzerrung oder sehen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilienmilliardär René Benko, in der Pflicht. Befürworter von Staatshilfen verwiesen auf die große Bedeutung der Warenhäuser für die Attraktivität vieler Innenstädte.

Bielefelder Filiale stand schon 2020 auf der Schließungsliste

Unklar ist, ob die beiden Filialen in OWL eine Zukunft haben. Müllenbach kündigte an, den eingeschlagenen Weg der Neugestaltung von nun auch unter den veränderten Bedingungen erfolgversprechenden Standorten weitergehen zu wollen. Bei der Bielefelder Filiale, die schon 2020 auf der Schließungsliste gestanden hatte, kommt hinzu, dass die fast 60 Jahre alte Immobilie nach einem Eigentümerwechsel nicht mehr abgerissen und neu gebaut, sondern im Bestand saniert werden soll. Der Mietvertrag läuft bis 2025. Das Warenhaus in Gütersloh wurde im Winter-Lockdown 2020/21 geschlossen.

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