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Breites Bünder Bündnis bietet Gegnern der Corona-Maßnahmen Paroli – 100 „Lichterspaziergänger“ unterwegs

Gegendemonstranten wollen Querdenkern nicht die Straße überlassen

Bünde

Am frühen Montagabend wird‘s plötzlich ungewohnt voll auf dem Bünder Rathausplatz: 120 Männer, Frauen und Kinder wollen gegen einen nicht angemeldeten Lichterspaziergang mutmaßlicher Querdenker und Gegner der Corona-Maßnahmen Flagge zeigen. Plötzlich stehen sich beide Auge in Auge gegenüber.

Von Daniel Salmon

Rund 120 Männer und Frauen zeigen Flagge gegen die Gegner der Corona-Maßnahmen. Ein breites Bündnis mehrerer politischer Parteien und Organisationen formiert sich dazu auf dem Bünder Rathausplatz. Foto: Daniel Salmon

Zunächst hat der von Bünder Linken und der Initiative 9. November angemeldete Protestzug den Platz ganz für sich alleine – abgesehen von vier Streifenwagen der Polizei. Es ist ein breites Bündnis verschiedener politischer Strömungen, dass sich vor dem Rathaus versammelt. Rote SPD-Flaggen wehen im Wind, Lokalpolitiker von CDU, FDP und Grünen sind unter den Mund-Nasen-Masken auszumachen.

Über Telegram-Gruppen und Facebook-Einträge hatten Vertreter des linken Spektrums vom geplanten Lichterspaziergang Wind bekommen, daraufhin kurzfristig eine Gegen-Demo auf die Beine gestellt. „Es war nicht ganz klar wie, wie ernst zu nehmen der Protest der Gegner der Corona-Maßnahmen sein wird“, sagt ein Sprecher der Initiative 9. November. Fest steht: Bereits vor dem Jahreswechsel soll es Querdenker-Aktionen in der Elsestadt gegeben haben – forciert angeblich von Mitgliedern der heimischen AfD. „Da war für uns ein Punkt erreicht, an dem wir zeigen wollten, dass wir solchen Leuten nicht die Straße überlassen werden, sagt Thorsten Beuß von den Bünder Linken.

Rund 100 Lichterspaziergänger, begleitet von der Polizei, bahnen sich den Weg durch die Innenstadt. Einige haben Kinderwagen dabei. Foto: Daniel Salmon

Scheint es zunächst so, dass der angekündigte Lichterspaziergang – fder übrigens nicht bei der Polizei angemeldet worden war – gar nicht stattfindet, formiert sich gegen 18 Uhr plötzlich eine weitere Gruppe auf dem hinteren Teil des Rathausplatzes. Manche der rund 100 „Spaziergänger“ – darunter auch Jugendliche und Kinder – tragen Kerzen oder Lampen in der Hand, andere haben Lichterketten um den Hals. Nur wenige tragen Corona-Schutzmasken. In der Masse sind mehrere Mitglieder der AfD aus Bünde und dem Kreis Herford auszumachen, auch ein Grünen-Politiker aus Kirchlengern ist dabei. Es kommt zu kleineren Wortgefechten mit den Gegendemonstranten, als sich der Zug der Corona-Maßnahmen-Gegner – die Polizei schätzt ihre Zahl auf 100 – in Bewegung setzt. Begleitet von mehreren Beamten ziehen sie gemächlich durch die Innenstadt. Auf einen Schirm hat eine Teilnehmerin „Ich verstehe sie nicht, die Maßnahmen“ geschrieben. Manche grölen ihr Unverständnis über die Corona-Schutzmaßnahmen in den Abendhimmel.

Wenig später ist es wieder völlig ruhig in der Bünder City – als wäre nichts gewesen.

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