Förderverein „Sugarkids Paderborn“ bemängelt fehlende Hilfestellungen für Schulkinder mit Diabetes
„Inklusion muss erleichtert werden“
Paderborn
Mit Beginn der Sommerferien fiebern viele neue Erstklässler dem ersten Schultag entgegen. Doch die Freude ist nicht für alle ungetrübt. Allein im Kreis Paderborn werden dieses Jahr nach Angaben des Fördervereins für Kinder und Jugendliche mit Diabetes „Sugarkids Paderborn“ zehn Kinder mit Diabetes Typ 1 eingeschult.
„Sie wissen bis heute nicht, ob die Betreuung über eine Integrationskraft genehmigt wird und wie ihr normaler Schulalltag organisiert werden kann“, beklagt der Vorstand der „Sugarkids“.
Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden Zellen zerstört werden. Die Patienten sind mit Diagnosestellung lebenslang auf die Substitution von Insulin angewiesen. In Deutschland gibt es nach Angaben der „Sugarkids“ etwa 32.000 Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1, jährlich erkrankten etwa 3100 weitere junge Patienten. Die Tendenz sei steigend.
Die Diagnose fordert von den Familien einen immensen Kraftakt. Die Kinder müssen engmaschig überwacht und betreut werden, um die Blutzuckersituation stabil zu halten. Kindergeburtstage, Schulveranstaltungen, Ausflüge oder Übernachtungen bei Freunden werden zu einer Belastungsprobe für Kinder und Eltern. Besonders die jüngeren Kinder sind aufgrund ihres Alters nicht in der Lage, die Therapie eigenständig umzusetzen (zum Beispiel die Insulinpumpe zu bedienen oder die Kohlenhydrate zu berechnen) und sind trotz moderner Technik auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen.
„Laut einem Gerichtsurteil haben Kinder mit Diabetes das Recht auf eine Schulbegleitung. Leider wurde in diesem Zusammenhang versäumt eine Regelung zur Kostenübernahme zu treffen“, schreibt der Vorstand der „Sugarkids“ in einer Pressemitteilung. Die betroffenen Familien sähen sich daher zum einen mit einem immensen bürokratischen Aufwand konfrontiert, um die notwendige Begleitung zu beantragen, und müssten eine extrem lange Bearbeitungszeit einkalkulieren, da nicht selten die Papiere von den zuständigen Stellen hin und her gereicht würden. „Wir wissen aktuell von einer Familie, dass nach Diagnosestellung das betroffene Kind nur zur Schule gehen durfte, weil die Mutter mit vor Ort sein konnte. Andernfalls hätte sich die Schule geweigert, das betroffene Kind zu beschulen. Dieser Umstand zeigt uns, dass es dringend eine Veränderung im Procedere der Inklusion von betroffenen Kindern geben muss“, heißt es in der Mitteilung. Nach Meinung der „Sugarkids“ sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Kinder bis zum 3. Schuljahr eine Integrationskraft zur Seite gestellt bekommen. „Durch eine solche Regelung würden die hohen formellen Barrieren für Familien, Diabetologen und bearbeitende Stellen im Kreis wegfallen. Damit würde auch gleichzeitig eine einheitliche Regelung kreisübergreifend getroffen, so dass alle Familien, und besonders alle Kinder, zum Schulstart die gleichen Voraussetzungen hätten.“
Der Vorstand des Fördervereins „Sugarkids“, wünscht sich von der örtlichen Politik „ein viel größeres Engagement und konkrete Hilfestellungen für die betroffenen Familien, um die Teilhabe der Kinder zu garantieren“. Ein entsprechender Brief mit der Bitte um ein persönliches Gespräch sei bereits an Landrat Christoph Rüther verschickt worden.
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