IHK-Umfrage: Industriesektor boomt – Händler und Dienstleister sind zufrieden
Konjunkturkurve zeigt nach oben
Paderborn
Auf gute Geschäfte stellen sich die Unternehmen im Kreis Paderborn ein. Das hat die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Paderborn ergeben.
324 Firmen mit 18.065 Beschäftigten haben sich an der Herbstbefragung beteiligt, 35 mehr, als bei der vorherigen Umfrage. Als größtes Risiko einer positiven Geschäftsentwicklung gilt im Kreis Paderborn der zunehmende Fachkräftemangel. Denn: Viele Unternehmen wollen wieder mehr Mitarbeiter einstellen.
„Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Paderborn gibt Anlass zur Freude“, stellte IHK-Vizepräsidentin Gabriele Schäfers am Mittwoch mit Blick auf die aktuellen Ergebnisse fest. Und IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke ergänzte: „Die Konjunktur gewinnt weiter an Fahrt. Auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind positiv.“ Kleine Einschränkung: Die Umfrage ist bereits im August/September durchgeführt worden – das war vor der Bundestagswahl sowie den sich weiterhin abzeichnenden Lieferschwierigkeiten aus Fernost.
Aktuell fällt der Klimaindex für Industrie, Handel und Dienstleistungen insgesamt sogar deutlich überdurchschnittlich aus. „Mit 142 Punkten liegen wir nur knapp unter den Spitzenwerten der vergangenen 20 Jahre, wobei die 100er-Linie die Grenze zwischen positiver und negativer Stimmung darstellt“, erklärte Behlke die Statistik.
Größtes Sorgenkind ist und bleibt die Gastronomie mit dem Übernachtungsgewerbe. Auch wenn die Reiselust sehr hoch sei, fehlten den Hotels die Dienstreisen und Tagungen, auf die viele Firmen weiterhin verzichteten, so Behlke. Die Gastronomie müsse zudem Tische und Öffnungszeiten reduzieren, weil es nicht genügend Arbeitskräfte gebe. Auch die Veranstaltungsbranche erhole sich nur langsam.
Die Umfrage gibt auch Einblicke in die Gemütslage des Groß- und Einzelhandels. Grundsätzlich sei man mit der Kauflaune der Kunden zufrieden. 39 Prozent der befragten Firmen sehen die Lage als gut an. Nur 13 Prozent stufen sie als schlecht ein. Aber: Die Aussichten könnten noch besser sein. Der Grund: Die starke Reiselust bremse die Umsätze im Einzel- und Großhandel, meint der Paderborner IHK-Chef. „Der Euro kann schließlich nur einmal ausgegeben werden“, sagte Jürgen Behlke.
Als Konjunkturbremse erweist sich derzeit auch der IT-Fachkräftemangel. Nur 33 Prozent erwarten für den Dienstleistungssektor, dass sich die Geschäftslage verbessert.
Deutlich rosiger wird die Entwicklung der Industrieunternehmen gesehen. Im Herbst 2020 war das Konjunkturbarometer unter die magische 100er-Marke gerutscht. Damals lag der Index bei 94 Punkten. Innerhalb eines Jahres hat die Kurve eine rasante Kehrtwendung vollzogen: Der Index liegt nun bei stattlichen 155 Punkten. Mehr als die Hälfte aller Betriebe im verarbeitenden Gewerbe bezeichnete ihre Lage als gut.
Das zeige sich anhand der Produktionsauslastung. Fast die Hälfte aller Betriebe hätte ihre Auftragsbücher zu 95 Prozent gefüllt. Das mache sich auch bei den Umsätzen bemerkbar, so Behlke. Im ersten Halbjahr 2021 lagen sie im Industriesektor bei 3,3 Milliarden Euro. Im Jahr davor waren es noch 18,7 Prozent weniger.
Neben dem Fachkräftemangel sieht die Industrie allerdings ein weiteres Risiko für eine positive Entwicklung. Ursache sind die deutlichen Kostensteigerungen für Energie- und Rohstoffe. „Wir hoffen, dass sich die Umsätze im oberen Bereich stabilisieren“, merkte Behlke an. Die Politik müsse sich aber mehr für die Duale Ausbildung einsetzen.
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