Gütersloh
Auf den Spuren der „Königin der Nacht“
Kreis Gütersloh (sib) - Ausgerechnet mit der Arie „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus Mozarts „Zauberflöte“ saust sie seit 1977 mit der Raumsonde Voyager 2 durchs Weltall: Die Opernsängerin Edda Moser ist Repräsentantin der menschlichen Stimme für Außerirdische.
Das Flugobjekt beherbergt eine goldene Schallplatte, auf die das kraftvolle Organ der Sopranistin gebannt ist. Jetzt hat die Rheda-Wiedenbrücker WDR-Redakteurin Hildegard Schulte ein Fernsehporträt über die Opernsängerin gedreht – und steigt ein mit Bildern der Rakete, die auf ihren Forschungsflug startet.
Edda Moser begegnet den Dirigenten Herbert Karajan und Leonard Bernstein
Ausgestrahlt wird die Dokumentation morgen, Sonntag, ab 22.55 Uhr auf „Arte“. Die deutsche Sopranistin sang an allen großen Opernhäusern weltweit und unter Dirigenten wie Herbert von Karajan oder Leonard Bernstein.
Die Partie der Königin der Nacht nimmt eine schicksalhafte Rolle im Leben der Opernsängerin ein. Sie steht am Anfang von Edda Mosers Weltkarriere. Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in der wenig bekannten Weimarer Fassung ist der Höhepunkt des aktuellen Festspiels der Deutschen Sprache im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt, dessen Intendantin Edda Moser seit vielen Jahren ist.
Fordernd, hilfsbereit und immer in Bewegung
Die Opernsängerin begegnet in der Dokumentation dem Dirigenten Kent Nagano und der bayerischen Fernsehmoderatorin Carolin Reiber. Sie wandelt in Italien auf den Spuren des Don Giovanni-Films von Joseph Losey aus dem Jahr 1979, in dem sie die Donna Anna verkörpert.
Edda Moser ist eine Meisterin der Anekdote, schlagfertig und mit einem umwerfenden Humor gesegnet. Die „Königin der Nacht“, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2019 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet hat, ist auch im Alltag nicht betulich, sondern fordernd, hilfsbereit und immer in Bewegung. Das ist eine von vielen Erkenntnissen aus Hildegard Schultes Fernseh-Doku.
Kontakt kommt über die WDR-Redaktion zustande
Haltepunkte der Filmreise sind Weimar, München, Venedig und Salzburg, Bad Lauchstädt und Berlin. Ein Besuch bei der ehrwürdigen ägyptischen Königin Nofretete darf nicht fehlen: Bei einem Gipfeltreffen auf der Berliner Museumsinsel ist Edda Moser im Königinnen-Gewand zu sehen. Nach der Ausstrahlung ist die Dokumentation drei Monate lang in der Mediathek abrufbar.
Beim „Zeitzeichen“ porträtiert Hildegard Schulte regelmäßig Persönlichkeiten aus der Geschichte. Über die Sendung sei auch der Kontakt zu Edda Moser entstanden, erzählt die Rheda-Wiedenbrückerin im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Opernsängerin habe sich mit einer Manuskript-Anfrage an die WDR-Redaktion gewendet. „Es stellte sich heraus: Sie ist eine treue Hörerin“, sagt Schulte.
Vater saß auf dem Schoß des Komponisten Johannes Brahms
Im Gespräch habe sich für sie herauskristallisiert, dass die „Königin der Nacht“ einen eigenen Film brauche. Allein schon, um die Anekdoten zu versammeln, die das Leben der Sopranistin prägen. Edda Moser, geboren 1938, stammt aus einer Musikerdynastie. Ihr Großvater hielt sich im Umfeld des Komponisten Johannes Brahms auf. Auf dessen Schoß habe Hans Joachim Moser, Vater der Opernsängerin, einst gesessen.
Im Film besucht sie die Orte, mit denen sie besondere Erinnerungen verbinden – gemeinsam mit Regisseurin und Drehbuchschreiberin Hildegard Schulte. In Berlin betrachten sie Mozarts Original-Manuskript der „Zauberflöte“, in Weimar besuchen sie das ehemalige Wohnhaus der Familie Moser. Hildegard Schulte ist stolz auf ihr Filmprojekt, das wohlgemerkt ihr erstes ist.
Edda Moser leitet Meisterklasse beim Wettbewerb „Neue Stimmen“
Der „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sei begeistert gewesen, als er das Filmmaterial gesehen habe, sagt sie. Kurzerhand habe er Edda Moser in seine Talkshow „3 nach 9“ eingeladen. Die Sendung wird am 23. April ab 22 Uhr ausgestrahlt.
Beim Wettbewerb „Neue Stimmen“ gab Edda Moser 2012 eine Meisterklasse in Gütersloh, bei der sie junge Sängerinnen und Sänger schulte. Moser setzt sich seit längerer Zeit für die deutsche Sprache ein. In diesem Zusammenhang hat sie 2006 das „Festspiel der deutschen Sprache“ gegründet und ist seitdem dessen künstlerische Leiterin.
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