Palästinensischer Diplomat zu Gast im Gütersloh Kreishaus
Frangi glaubt an »Zwei-Staaten-Lösung«
Gütersloh (WB). »Ich glaube zu 100 Prozent an die Zwei-Staaten-Lösung.« Wenn Abdallah Frangi das sagt, dann nicht nur aus Hoffnung. Der palästinensische Diplomat, über Jahrzehnte die Stimme der PLO in Deutschland, ist überzeugt: »Sonst hat Israel keine Zukunft.«
Im Kreishaus Gütersloh hat der 74-Jährige am Mittwoch auf Einladung der Stiftung Begegnung über die Keimzelle des Nahost-Konflikts gesprochen, der wegen des 70. Jahrestags der Staatsgründung Israels und wegen der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem wieder auf der internationalen Agenda steht.
Lobbyarbeit für die palästinensische Sache
Frangi lebt mit seiner Frau in der Nähe Frankfurts und ist offizieller Berater des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas für europäische Angelegenheiten. Diese Lobbyarbeit für die palästinensische Sache macht er im Rang eines Ministers.
»Jerusalem wird die Hauptstadt unseres Staates sein. In Ost-Jerusalem leben 400.000 Palästinenser«, sagt Frangi und bezeichnet die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch den US-Präsidenten Donald Trump als »eine Unverschämtheit sondergleichen«.
Für Frangi ist klar: »Trump meint ja nicht nur das jüdische West-Jerusalem, er meint ganz Jerusalem.« In der Tat: Wenn in Israels Politik von Jerusalem gesprochen wird, dann von der »ewigen und unteilbaren Hauptstadt«.
Manche sprechen vom »erfundenen Volk«
An den Beginn seines Vortrags hat der Politiker der von Jassir Arafat geprägten Fatah-Partei eine spannende Ausgangsfrage gestellt: »Existieren wir als Volk oder nicht?« Der Status der Palästinenser ist durchaus umstritten. Und das liegt an den Begrifflichkeiten, denn der Ursprung liegt im griechischen Wort »Philistia«, also das Gebiet der Philister.
»Palästina« bezeichnet das britische Mandatsgebiet nach dem Untergang des Osmanischen Reiches. Erst seit der Nationalcharta der PLO von 1964 wird die arabische Bevölkerung als »Palästinenser« bezeichnet. Wer es nicht gut mit den Palästinensern meint, spricht von einem »erfundenen Volk« oder von »jordanischen Staatsbürgern«, die im besetzten Westjordanland leben.
Abdallah Frangi
Weil Israel seinen Anspruch auf das Land auch aus der Bibel ableitet und auf jüdisches Leben in der Region seit Jahrtausenden verweist, geht Frangi noch weiter zurück. »Jericho ist 12.000 Jahre alt, da gab es dort noch keine Juden oder Israelis. Das Land war besetzt von Griechen, Römern und Ägyptern. Und die haben Menschen hinterlassen. Unser Volk ist viel älter als alle anderen im Nahen Osten«, sagt Frangi. »Heute leben zwölf Millionen Menschen aus Palästina in aller Welt. Wir sind gebildet und fleißig.«
Auch Frangis Familie war vom UN-Teilungsplan des britischen Mandatsgebiets und der folgenden Staatsgründung Israels betroffen. Sein Vater, ein beduinischer Grundbesitzer, floh mit Frau und Kindern 1948 aus der Negev-Stadt Beerscheva nach Gaza und während der Suezkrise 1956 weiter nach Kairo.
Verständnis für den Frust der jungen Leute
In Gaza, wo die islamistische Hamas herrscht, hat Frangi von Juli 2014 bis Ende 2017 als Gouverneur gearbeitet – ein Zugeständnis der Hamas im Versöhnungsprozess mit der Fatah. Frangi hat während der Zeit dreieinhalb Jahre in Gaza gelebt und zeigt Verständnis für den Frust der jungen Leute: »Das ist ein Leben im Gefängnis. Die gehen zum Zaun, weil sie es nicht mehr aushalten.«
Und er glaubt, dass die Hamas mittlerweile verstanden habe, dass sie in Gaza keinen islamistischen Staat gründen kann. Deswegen hofft er auf eine Wiederbelebung des Versöhnungsprozesses. Denn: »Von der Spaltung der Palästinenser profitiert nur Israel.«
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