Gütersloh
Karstadt-Betriebsrat: „Der Ofen ist aus“
Gütersloh (din) - Einige Beschäftigte des Warenhauses Karstadt am Berliner Platz, das zum 31. Januar schließen soll, haben die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgeben wollen. In einer Betriebsversammlung nahm der Vorsitzende des Betriebsrats, Ertac Ekinci, ihnen am Mittwoch diese Hoffnung.
„Der Ofen ist aus. Es geht nur noch darum, die nächste Zeit gut zu überstehen“, sagte er anschließend im Gespräch mit dieser Zeitung. Am 28. Oktober übernehme ein Vermarkter die Regie im Haus, sagte Ekinci. „Schön sieht das dann nicht mehr aus.“
„Wir haben über die letzten fünf Jahre Erträge verloren“
Das wisse er von andere Standorten. „Ich habe versucht, die Kollegen darauf vorzubereiten.“ Aktuell werde das Haus noch mit neuer Ware beliefert. Es könne sein, dass Karstadt schon Mitte Januar schließe und es dann nur noch ums Aufräumen gehe.
Als einen Grund für die Schließung des Hauses nannte Ekinci eine sich verschlechternde Ertragslage. „Wir haben über die letzten fünf Jahre Erträge verloren“, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Anfang der 2010er-Jahre seien die Betriebsergebnisse noch „deutlich besser“ gewesen. „Und die Prognosen für die nächsten fünf Jahre sind auch nicht positiv.“
Miete liegt bei knapp 1,6 Millionen Euro pro Jahr
Verschiedene Szenarien seien durchgespielt worden, mit und ohne Corona. Gütersloh sei zwar ein strukturstarkes Gebiet. „Aber warum haben die Leute dann nicht genug gekauft?“, fragte Ekinci. Ein anderes Thema waren die Mietzahlungen an den Immobilieneigentümer Highstreet. Laut Ekinci sind es 130 000 Euro im Monat und knapp 1,6 Millionen Euro im Jahr. Das muss erstmal erwirtschaftet werden.
Der Vermieter sei aber nicht bereit gewesen, die Miete deutlich genug zu senken. „Die Verhandlungen mit dem Vermieter sind beendet“, sagte der Betriebsratsvorsitzende und hatte auch eine Erklärung parat: Wenn die Miete zu stark gesenkt werde, verliere auch die Immobilie an Wert. Eigentümer sei keine Privatperson, sondern ein Konsortium von Investoren. „Das interessiert die nicht, ob die Immobilie ein halbes Jahr leersteht.“ Ihnen gehe es nur um den Wert der Immobilie.
Einige Beschäftigte haben schon neue Jobs gefunden
„Der Insolvenzverwalter geht dem Risiko aus dem Weg. Irgendwann ist die Insolvenz vorbei, und dann kann er nicht mehr einfach kündigen“, so Ekinci. In Hamburg Wandsbek hingegen wurde die Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof gerade gerettet, weil der Vermieter, die Fondsgesellschaft Union Investment, deutliche Zugeständnisse gemacht hat.
Das Gütersloher Haus hat laut Ekinci noch 70 Beschäftigte. Ein Kollege habe im August einen neuen Job gefunden, andere jetzt auch. Die übrigen, auch er selbst, wechselten für ein halbes Jahr bis Ende Juli 2021 in eine Transfergesellschaft. In der Zeit erhielten sie Beratung und Bewerbungshilfe.
Karstadt stockt das Einkommen auf
Das Einkommen von 60 beziehungsweise 67 Prozent (mit Kindern) des ehemaligen Nettogehalts stocke Galeria Karstadt Kaufhof um 13 Prozent auf 73 oder 80 Prozent auf. Der Betriebsratsvorsitzende appellierte an alle, die Einfluss haben, sich für die Mitarbeiter zu verwenden.
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