Gütersloh
Knallgelbe Briefe sollen Stimmung heben
Gütersloh (sib) - „Die Arbeit bei der Post ist wie ein Marathon“ - diese Worte finden in diesen Tagen zahlreiche Haushalte in der Innenstadt auf einem knallgelben Umschlag in ihrem Briefkasten. Dabei handelt es sich um einen fröhlichen Gruß der Zustellerin Stefanie Vergin.
Als Teilnehmerin des Berlin-Marathons verwendet sie den sportlichen Begriff nicht leichtfertig.
Eine Botschafterin der Hoffnung
Sie sehe sich nicht nur als Botschafterin der Post, sondern auch als Botschafterin der Hoffnung in schwierigen Zeiten. Mehr als 100 Haushalten habe sie ihren Brief schon zugestellt. Mehr als 150 sollen es bis Ende des Jahres werden, verrät Stefanie Vergin im Gespräch mit dieser Zeitung.
Bekommen sollen die Schriftstücke die Menschen, mit denen die Zustellerin in ihrem Bezirk oft in Kontakt steht.
Schon im Sommer stand der Inhalt fest
Aber was steht überhaupt drin? „Alles, was mir im Sommer auf der Terrasse eingefallen ist“, erzählt Vergin. Denn zu dieser Zeit hatte sie den Brief schon fertiggestellt – und dann bis zur Weihnachtszeit weggelegt.
Ihr Schreiben, das sie handschriftlich verfasst und anschließend von einer Freundin wahlweise auf rotes, grünes oder weißes Papier hat drucken lassen, leitet sie mit den Worten „Für meine lieben Postkunden“ ein.
„Ich schreibe gern, was mir durch den Kopf geht“
Vergin schreibt über ihren Alltag, über tägliche Besuche und nette Gespräche an Haustüren, über die Bedeutung von guter Laune und Zusammenhalt. „Ich mache mir viele Gedanken über das Leben allgemein. Und ich schreibe einfach gern, was mir durch den Kopf geht“, erklärt Stefanie Vergin.
Auch Lyrik. Im März habe sie ein Gedicht über das Coronavirus verfasst, als sie geahnt habe, dass das Thema noch länger von Bedeutung sein werde.
Aufgabe schon jetzt erfüllt
Mittlerweile habe die Aktion Wellen geschlagen, berichtet die 46-Jährige. Täglich werde sie jetzt von ihren Kunden darauf angesprochen. Einige, die sonst eher still und reserviert seien, hätten sich überschwänglich bedankt.
„Das habe ich nicht erwartet“, gesteht Stefanie Vergin. Ihre Aufgabe, positive Stimmung in herausfordernden Zeiten zu verbreiten, sehe sie schon jetzt erfüllt.
„Die Kanzlerin sieht so traurig aus“
„Wir schaffen das, die Corona-Pandemie zu besiegen“: Auch dieser Satz ist Teil ihres Schreibens. Damit bezieht sich Vergin auf Angela Merkels Ausspruch „Wir schaffen das“, der seit der Flüchtlingskrise immer wieder zitiert worden ist.
An die Kanzlerin sei übrigens auch einer der Briefe gegangen – wenn auch nicht persönlich überbracht. „Sie sieht in letzter Zeit immer so traurig aus im Fernsehen. Ich wollte ihr ein positives Gefühl vermitteln“, erläutert Stefanie Vergin.
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