Gütersloh: Martin Beckmann profitiert nach seinem Schlaganfall von der Betreuerin
Lotsen-Dienste helfen bei der Genesung
Gütersloh/Harsewinkel (WB). Er habe noch Glück im Unglück gehabt, sagt Martin Beckmann. Rund 270.000 Menschen jährlich werden von einem Schlaganfall heimgesucht – auch der Harsewinkeler hat Anfang Mai 2019 einen erlitten. Doch inzwischen geht’s dem 54-Jährigen so gut, dass Freunde und Bekannte ihn als ziemlich gesund einschätzen. „Man merkt dir gar nicht, dass du krankt bist“, bekommt der noch krankgeschriebene Angestellte der Firma Claas häufig zu hören.
Martin Beckmann kann schon problemlos fünf Kilometer gehen und ist auf keine Hilfsmittel angewiesen, die viele Schlaganfall-Patienten benötigen. Doch er braucht noch regelmäßig therapeutische Behandlung, bevor er in seinen Beruf zurückkehren kann. Eingeschränkt ist sein Sehvermögen („Ich sehe Doppelbilder“), deshalb darf Beckmann noch nicht Auto fahren und sich auch nicht aufs Fahrrad setzen. „Ich hoffe aber, dass ich im Frühjahr wieder auf dem Rasenmäher sitze“, freut er sich über die Fortschritte.
Zu der positiven Entwicklung hat neben seiner Familie auch einer von 17 Lotsen der Schlaganfallhilfe in Ostwestfalen („Stroke OWL“) wesentlich beigetragen: Nora Hermanns kümmerte sich bereits um Martin Beckmann, als dieser nach seinem Schicksalsschlag („Am Morgen danach begann für mich praktisch ein neues Leben“) noch im Klinikum Bethel lag. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem: Die Koordination von Reha, Nachsorge und Prävention sowie Gespräche mit den Angehörigen des Patienten. „Ich übernehme sozusagen die Regiefunktion“, umreißt die 35-Jährige ihren Vollzeitjob. Rund 60 Patienten betreut die Bielefelderin. Und das kann Dr. Martin Hartmann nur begrüßen. „Der Lotse ist keine Konkurrenz für uns Ärzte, sondern eine sinnvolle Ergänzung“, betont Beckmanns Hausarzt.
Unter Schock
„Als alleinstehender Patient wäre man hoffnungslos verloren“, weiß auch Martin Beckmann die Lotsen-Dienste zu schätzen. Zusätzlich wurde und wird er von seiner Ehefrau Andrea unterstützt. „Ich stand zunächst unter Schock, zumal die erste Diagnose sich schlimm anhörte“, zeigt sie sich froh über den glimpflichen Ausgang. Er habe schon im Klinikum “große Schritte“ gemacht, erzählt ihr Mann, der auch schnell wieder klar sprechen konnte. Was ihm besonders wichtig war: „Mein Verstand war noch da!“
Martin Beckmann habe vor dem Vorfall nie daran gedacht, dass ihn jemals der Schlag treffen könnte: Ich hatte nur Bluthochdruck, sonst gar nichts.“ Doch jeden kann es erwischen – selbst den vermeintlich Kerngesunden. Und je schneller Erkennung und Behandlung eintreten, desto größer sind die Chancen, schwere Folgeschäden zu verhindern. „Ein Schlaganfall ist genauso akut wie ein Herzinfarkt – das wurde vor 20 Jahren noch anders gesehen“, erinnert sich Dr. Martin Hartmann.
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