Gütersloh
Wenn Hunde noch viel lernen müssen
Gütersloh (lw) - Der Welpe beißt in alles, was sich in Reichweite befindet, pinkelt in die Wohnung und will sich bei Spaziergängen nicht mit der Leine arrangieren. „Viele Menschen unterschätzen den Aufwand der Hundeerziehung“, sagt Vanessa Siekmann von der Gütersloher Hundeschule „Hund & Du“.
Seit dem ersten Lockdown verzeichnet sie deutlich mehr Anfragen. Weil aber nun auch die Hundeschulen schließen mussten, war Kreativität gefragt. Sich einen vierbeinigen Begleiter ins Haus zu holen, sei schon seit März/April vergangenen Jahres Trend gewesen. „Größtenteils Welpen“, sagt Vanessa Siekmann. Ende November vergangenen Jahres mussten die Hundeschulen kurzfristig ihren Betrieb einstellen.
„Wir wollten die Menschen trotzdem an die Hand nehmen“, sagt die zertifizierte Hundeerzieherin. Deswegen wurde zum Beispiel zu Jahresbeginn ein Welpen-Online-Kursus angeboten. „Das ist besser, als die Leute in der Luft hängen zu lassen.“ Seit voriger Woche sind auch wieder Einzeltrainings – mit strengen Hygiene- und Abstandsregeln – möglich. Und bei Vanessa Siekmann und ihrem Team häufen sich seitdem die Anrufe.
„Online-Kurse sind nicht für jeden etwas“, sagt sie. Die Angst, zuhause vor der Kamera mit dem Hund Trainingsübungen vorführen zu müssen, sei aber unbegründet. „Ich sage immer: Das ist wie Fernsehengucken.“ Vielmehr gebe es bei den Online-Kursen über Zoom mehr Input für die Besitzer. Die häufigsten Themen: Beißhemmung, Stubenreinheit und Leinenführigkeit. Auch die Sozialisierung der Welpen sei ein wichtiger Punkt. Den kleinen Vierbeiner einfach auf die Hundewiese mitzunehmen, könne jedoch schief gehen. „Da gibt es auch unschöne Momente“, sagt Vanessa Siekmann. In solchen Fällen sei weniger mehr.
Um trotzdem die Sozialisierung zu fördern, hat die Gütersloher Hundeschule ein kontaktloses Gruppentreffen organisiert. Soll heißen: Die Welpen werden ohne die Besitzer von den Hundetrainern beaufsichtigt. In erster Linie gehe es darum, dem Hund gutes Benehmen beizubringen – sowohl zuhause, im Umgang mit anderen Menschen wie auch bei Spaziergängen.
„Viele trauen sich nicht, dem Hund Grenzen zu setzen“, sagt Vanessa Siekmann. Gerade beim Gassigehen machten sich manche Sorgen um die Außenwirkung. Dabei sei es unglaublich wichtig, den Hund richtig zu erziehen. „Sonst wird er zu einer Gefahr für Dritte.“ Angst, dass nach dem Lockdown nur noch Problemhunde auf der Matte stehen, hat sie aber nicht wirklich. „Das Kind ist noch nicht komplett in den Brunnen gefallen“, sagt sie. Zwar seien die ersten Monate enorm wichtig für die Grundlagen. Die Hundeerziehung sei aber deutlich längerfristiger zu betrachten und dann noch nicht abgeschlossen.
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„Viele glauben, dass der Welpe einfach so mitläuft“, sagt Vanessa Siekmann. Vor allem, dass er im Homeoffice oder beim Homeschooling quasi nebenbei funktioniere, sei unrealistisch. Ein Hund brauche viel Aufmerksamkeit. Was zum Beispiel viele vergäßen, sei, dass ein Welpe viel schlafe und zur Ruhe gebracht werden müsse. Aber nicht nur die Vierbeiner müssten gutes Benehmen lernen, sondern auch die Besitzer das kleine Hunde-Einmaleins.
„Dazu gehört zum Beispiel, dass man die Hinterlassenschaften seines Hundes wegräumt oder dass man ihn nicht frei herumlaufen lässt, wenn er noch nicht zu 100 Prozent hört“, sagt sie. Wer allerdings vorher noch nie einen Hund besessen habe und seine Informationen aus Internet-Foren ziehe, könne schnell verunsichert werden. „Da gibt es viele Meinungen“, sagt die Hundetrainerin. Das könne man mit der Kindererziehung vergleichen. Auch dort gebe es immer Menschen, die es besser wüssten.
Wie es für die Hundeschulen nun weitergeht, steht noch nicht zu 100 Prozent fest. Dass es ab dem 7. März wieder wie vor dem Lockdown weitergeht, glaubt Vanessa Siekmann allerdings nicht. Um trotzdem Hundebesitzern zur Seite zu stehen, gibt es weiter telefonische und Online-Beratung.
Wer selbst einen Hund zuhause und Fragen zur Erziehung an Vanessa Siekmann hat, kann sie per E-Mail an [email protected] schicken.
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