Warum Fragen der Wirtschaftlichkeit auch im Sinne der Mieter immer drängender werden
Die KWG und der Klimaschutz
Halle (WB). Alle reden vom Klimaschutz. Und wenn es darum geht, Gebäude klimatisch zu optimieren, richten sich schnell viele Augen auf die Kreiswohnstättengenossenschaft (KWG) als weitaus größter Anbieter von Mietwohnungen im Altkreis Halle. Ein großer Teil der insgesamt 1773 Wohnungen ist nach den Worten von KWG-Vorstand Sven Eisele mittlerweile energetisch modernisieert worden. Doch wie viel optimierter Klimaschutz ist tatsächlich sinnvoll? Und was vor allem ist durch die Mieter der KWG noch bezahlbar? Mit solchen Fragen muss sich die KWG immer stärker auseinander setzen.
Etwa 4,6 Millionen Euro hat die KWG im vergangenen Jahr in Instandhaltung und Modernisierung investiert, erläuterten Vorstand Sven Eisele und die KWG-Aufsichtsratsvorsitzende Elke Hardieck bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Im laufenden Corona-Jahr werde die Investitionssumme wohl geringer, 2021 dafür deutlich höher werden. Es wird also in den Klimaschutz investiert. Doch ganz ohne Zweifel und auch Ärger läuft das nicht ab.
Ärger über Klimaschutz-Bürokratie
Ein Beispiel dafür ist die 2019 abgeschlossene Sanierung inklusive Heizungsumstellung von 48 KWG-Wohnungen an der Brombeerstraße in Steinhagen. Die dezentrale Wärmeversorgung über Gasetagenheizungen wurde auf eine Holzpellet-Zentralheizung umgestellt, sodass die Wohnungen CO2-neutral beheizt und mit Warmwasser versorgt werden. Etwa 450.000 Euro hat allein die Heizungsumstellung gekostet, rechnerisch werden insgesamt 100 Tonnen CO
eingespart. Ärgerlich für die KWG ist, dass die Rechnung noch günstiger hätte ausfallen können, wenn nicht durch die Bezirksregierung „wegen eines kleinen Fehlers im Antrag“ (Eisele) eine Förderung in fünfstelliger Höhe verweigert worden wäre. Die zunehmende Bürokratisierung im immer komplexer werdenden Klimaschutz-Förderdschungel mit seinen vielen Fallstricken empfinden Eisele und Hardieck kontraproduktiv im Sinne der gesteckten Klimaziele.
Auch die Fragen von Dämmung sieht Eisele kritisch. Jeder wisse doch, dass die ersten acht Zentimeter Dämmung den größten Effekt brächten. Bei allem, was an Dämmung dazu komme, stimme oftmals Aufwand und Ertrag auch finanziell nicht mehr. Die eingesetzte Anlagentechnik gewinne hier mehr an Bedeutung. Die Wirtschaftlichkeit ist aus Sicht von Eisele ein ganz wichtiger Punkt. Denn bei Neubauten steuere die KWG schon jetzt aufgrund der gestiegenen Baupreise und der gestiegenen Anforderungen auf Kaltmieten von acht Euro je Quadratmeter zu. Und selbst das sei nur erreichbar, wenn Kommunen im Altkreis weiterhin die KWG mit Mietzuschüssen beziehungsweise vergünstigten Grundstücken unterstützen. Die Unterstützung potenter Städte hier sei ein großes Glück. Doch es brauche die Förderung von Bund und Land, unterstreicht Eisele.
Am Sandkamp in Halle will die KWG 2021 groß bauen
Apropos Neubauten: Das genossenschaftliche Unternehmen, das mit 2192 Mitgliedern eine Bilanzsumme von 61,4 Millionen Euro aufweist, will weiter in Neubauten investieren. Nachdem neue KWG-Projekte an der Bielefelder Straße in Halle (15 Wohnungen), an der Goethestraße in Versmold (neun Wohnungen) sowie an der Osningstraße in Borgholzhausen (acht Wohnungen) zuletzt realisiert wurden, soll 2021 die alte Planung für die Bebauung am Sandkamp in Halle umgesetzt werden. Hier will die KWG zum einen mit der Diakonie eine neue Tagespflegestation sowie weiterhin 30 neue Wohnungen realisieren. Fortgesetzt werden auch die Anstrengungen für den Neubau von 54 Wohnungen an der Finkenstraße in Steinhagen-Amshausen.
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