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Dr. Katja Kosubek übergibt historischen Stadtplan – Geschichte soll sichtbarer werden

Ein »schmales Handtuch« namens Halle

Halle (WB). Eine Lücke im Haller Stadtarchiv hat sich jetzt per Zufall geschlossen: Eine historische Karte, die auf den Besitzverhältnissen des Jahres 1824 fußt und in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden ist, zeigt genau, wie damals die Lindenstadt ausgesehen hat – eingezwängt zwischen den Gemeinden Oldendorf und Gartnisch, die in den 60er-Jahren eingemeindet worden sind.

Klaudia Genuit-Thiessen

Ein Stück fürs Stadtarchiv: Dr. Katja Kosubek übergibt Anke Limprecht (links) einen Stadtplan. Der Architekt Richard Schluckebier hat dafür auf das Jahr 1824 zurückgegriffen. Foto: Genuit-Thiessen

Historie und Heimat liegen im Trend - und genau um diese Themen kreiste die Tagesordnung im Haller Ausschuss für Kultur und Tourismus. Die historische Karte hatte Dr. Katja Kosubek dabei, um sie der Haller Bibliothekschefin und Stadtarchivarin Anke Limprecht zu übergeben: ein leicht beschädigtes Exemplar, das der Architekt Richard Schluckebier wie viele andere Karten in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angefertigt hat. »Sie zeigt genau, dass Halle damals nur »ein schmales Handtuch war«, sagte die Historikerin vom Internetmuseum »Haller Zeiträume«. Ausgerechnet eine Karte der Besitzungen in der Innenstadt habe noch im Bestand gefehlt.

Objekte sichtbar im Internet

Dr. Kosubek hatte den Politikern zuvor über die Arbeit der »Haller Zeiträume« in den vergangenen Monaten berichtet. Zum Team gehören jetzt sechs Ehrenamtliche sowie Nina Hünninghaus, die nach ihrem Studium an der Uni Greifswald sozusagen als zweite Frau bei den »Zeiträumen« die digitale Inventarisierung von Ausstellungsexponaten beherrscht. Gut 200 unterschiedliche Sachen bewahrt das Museum im Magazin auf den Dachboden der Polizei auf, Gegenstände, die über das Stichwort »museum digital owl« online zu sehen sind. Katja Kosubek: »Unsere Objekte sollen Haller Geschichte erzählen«.

Die engagierte Historiker in machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung, dass das Geschichtsmuseum im Internet »noch nicht wirklich in der Bevölkerung angekommen ist«, unabhängig von allen Bemühungen, auf die Arbeit und ihre Ergebnisse öffentlich aufmerksam zu machen. Das sei unter anderem daran zu spüren, dass selbst (Geschichts-)Lehrern in der Lindenstadt die Heimathistorie unbekannt sei. Auch bei der Verlegung der Stolpersteine sei dies zur Sprache gekommen. »Bis auf den Schaukasten am Museumsbüro sind wir im Stadtbild unsichtbar«, sagte Dr. Kosubek, die das Museum mit Mitstreitern 2010 gegründet hatte. Trotz aller Öffentlichkeitsarbeit, trotz historisch gestalteter Schaufenster, Ausstellungen und Ferienspielangeboten und eines (arbeitsintensiven) Facebook-Accounts, der wieder neu eingerichtet werden soll, fehle es den »Haller Zeiträumen« an Sichtbarkeit. Die Museumsfrau, die 2020 tatsächlich nur die vertraglich vereinbarten zehn Wochenstunden für die »Zeiträume« arbeiten kann, weil sie für die Gemeinde Verl die NS-Geschichte aufarbeitet, regte an, in Halle ein Outdoor-Display anzuschaffen. Dieses ermögliche ausschließlich für die Museums-Website einen Zugang ins Internet.

Stadtführer für Kinder kommt an

»Was man früher einfach in den Sperrmüll gab, bietet man heute wenigstens als Exponat«, sagte Dieter Baars (CDU), während sein Fraktionskollege Axel Reimers anregte, zu prüfen, ob Mittel aus einem Heimatförderprogramm dafür verwendet werden könnten. Positiv vermerkten Vertreter aller Fraktionen die Reaktionen auf den Stadtführer für Kinder, der zum Stadtrechte-Jubiläum aufgelegt worden ist. Das kreativ gestaltete Mitmach-Heftchen kommt so gut an, dass die Grundschulen ganze Klassensätze bestellen. Jetzt wünschen sich die Politiker so etwas auch für ältere Kinder. Ulrike Niemeier-Müller (SPD) regte sogar an, das aussterbende Plattdeutsche in solch einer Broschüre aufzugreifen.

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