Warum Helmut Rose aus Halle trotz der Bedrohung durch den Coronavirus Optimist ist und was er sich in der Krise von den Mitmenschen wünscht
Ein schwer Lungenkranker macht Mut
Halle (WB). Politisch gesehen beweist Helmut Rose seit Jahren einen langen Atem. Doch gesundheitlich betrachtet hat der Sprecher der Bürgerinitiative Alleestraße leider eine sehr kranke und vorgeschädigte Lunge. Und der 66-Jährige weiß, dass er als sogenannter Hochrisiko-Patient von dem grassierenden Corona-Virus persönlich stark bedroht ist. Und dennoch sagt er: „Ich selbst bin optimistisch, dass wir die Krise überstehen werden.“ Rose erzählt sehr offen von seinem bedrohten Leben in Corona-Zeiten und er begründet dabei auch, warum er dies als eine „Mutmacher-Geschichte“ verstanden haben will.
Wenn die Verantwortungsträger in diesem Land eindringlich an die Bevölkerung appellieren, sich zwecks langsamerer Ausbreitung des Virus nun sehr vernünftig zu verhalten, um Leben zu retten, dann haben sie zum Beispiel Menschen wie Helmut Rose im Blick. Dass seine Lunge sehr krank sein könnte, das ist dem Historiker erstmals vor elf Jahren bewusst geworden. „Ich habe versucht schnell zu laufen und ich bekam das Gefühl, dass ich ertrinke.“ Damals stellte sich heraus, dass er an einem Lungenemphysem (Überblähung der Lunge) erkrankt war. Es wurde auch schweres Asthma diagnostiziert. Seit 2011 benötigt er zusätzlich Sauerstoff bei Belastungen und auch nachts. Aus Spezialbehältern, die er stets mit sich führen muss, werden Helmut Roses verbliebene Lungengewebe mit konzentriertem Sauerstoff versorgt. Das sind verkürzt die gesundheitlich-technischen Fakten, wie ihm als chronisch Kranken ein Leben mit Einschränkungen ermöglicht wird.
Doch wie lebt es sich nun mit dieser Corona-Bedrohung? Helmut Rose und seine Frau Erika, genannt „Erra“, haben im Angesicht der sich nähernden Infektionswelle zunächst ganz pragmatisch reagiert. „Wir haben schon Mitte Februar angefangen, ein wenig zu bunkern“, schmunzelt Rose. Allerdings meint er damit spezielle Medikamente, die aus China kommen, bevor deren Lieferfähigkeit in Frage gestellt sein könnte. Oder auch mit einem bestimmten keimfähigen Bio-Getreide von einem Demeter-Hof („Da steckt Lebenskraft drin. Diese Ernährung ist uns wichtig.“).
Möglichst in leeren Läden einkaufen
Ansonsten hat das Ehepaar schon seit Wochen beim Einkaufen größere Menschenmengen gemieden. „Wir haben darauf geachtet, dass Läden möglichst leer waren, wenn wir etwas kaufen wollten, oder sind in einsamen Gegenden spazieren gegangen“, berichtet Rose von einer notgedrungen erhöhten Alltags-Aufmerksamkeit. Mit dem gestiegenen Risiko sind die Gänge nach draußen zuletzt immer weniger geworden.
Mittlerweile ist eine Lage eingetreten, in der die Roses aus Eigenschutz zu Hause bleiben. Und seit mehr als einer Woche wird auch niemand mehr daheim empfangen, was sonst regelmäßig geschah. Dass trotz der dringlichen Aufforderung, nunmehr endgültig zu Hause zu bleiben, zuletzt immer noch so viele Menschen auf der Alleestraße unterwegs waren, wie er aus seiner Wohnung sehen konnte, sieht Rose aus einem ganz persönlichen Grund kritisch: „Ich bin darauf angewiesen, dass sich andere vernünftig verhalten, damit ich in einer Krisensituation überleben kann.“
Positives Denken und großes Gottvertrauen
Das alles sagt der schwer Lungenkranke weitgehend ruhig und sachlich. Von Angst oder sogar Panik in der großen Corona-Krise keine Spur. Im Gegenteil. „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“, sagt der tiefgläubige Christ, der nach eigenem Bekunden dem Tod bereits drei Mal „von der Schippe gesprungen“ ist.
Politische und religiöse Themen interessieren ihn sehr. Und gerne hätte er im Männerkreis der ev. Kirchengemeinde seinen Vortrag zum Thema „Wie plant man eine Stadt?“ gehalten. Doch das geht vorerst nicht mehr. Doch für Helmut Rose ist das alles nur aufgeschoben. Er ist fest überzeugt, dass er trotz aller Hindernisse mit Gottes Hilfe diese Krise überstehen wird. „Wir sind positiv denkende Menschen“, sagt er über sich und seine Frau. Und Rose zitiert sinngemäß den Psychologen Bruno Bettelheim, wonach der Mensch viel aushalten könne, wenn er am Ende des Tunnels ein Licht sehe.
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