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Hydrogeologe und Storck-Vertreter begründen Antrag auf höhere Förderung in Halle

Gutachter: Es ist ausreichend Wasser da

Halle (WB).Dass beim Thema Wasser die Antennen politischer Aufmerksamkeit in Halle besonders weit ausgefahren sind, hat das Unternehmen Storck bereits mitbekommen. Und weil die beantragte Ausweitung der Grundwasserförderung für Produktionszwecke bei Politik und Bürgern Fragen aufgeworfen hat, haben sich die Storck-Vertreter Dr. Marc Lörcher (Technischer Direktor) und Boris Bödecker (Prokurist) zusammen mit dem Hydrogeologen Frank Schmidt (Schmidt und Partner, Bielefeld) für ein Pressegespräch viel Zeit genommen.

Stefan Küppers

Blick auf die Firma Storck, die mehr Wasser für die Produktion fördern will, aber zugleich auch Wassereinsparungen vornimmt. Foto: Ulrich Fälker

Wie berichtet, hat Storck bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises eine Ausweitung der eigenen Grundwasserförderung beantragt (WB vom 19. Juni). Storck möchte zunächst einmal, dass die Förderkapazität der auf dem Werksgelände befindlichen fünf Brunnen nicht mehr kumuliert bei 450.000 Kubikmetern jährlich gedeckelt wird. Stattdessen will Storck nunmehr die genehmigten Einzelförderungen je Brunnen ausschöpfen und damit auf eine jährliche Gesamtfördermenge von 550.000 Kubikmetern im Jahr kommen. Die Deckelung war vor fünf Jahren ausgesprochen worden, weil seinerzeit soviel Wasser noch nicht benötigt wurde und eine Bevorratung nicht zulässig ist.

Anlage eines weiteren Brunnens beantragt

Mittlerweile ist dank der starken Nachfrage nach Storck-Produkten die Lage eine andere. Das Unternehmen hat zuletzt bereits jährlich um die 550.000 Kubikmeter Wasser in der Produktion benötigt und will sich nicht länger alleine auf die dafür erfolgte Zusatzlieferung durch die TWO verlassen. Darüber hinaus ist für die Versorgungssicherheit die Anlage eines weiteren Brunnens mit 75.000 Kubikmeter Jahresleistung beantragt, sodass eine Gesamtfördermenge von 625.000 Kubikmetern in Rede steht.

Frank Schmidt, der das hydrogeologische Gutachten im Auftrag von Storck für den Antragsprozess erstellt hat, begleitet das Wasserthema in Halle seit vielen Jahren und greift für seine Einschätzungen auf ein engmaschiges Netz von Grundwasser-Messstellen zurück. Seine fachliche Aussage: Grundwasser ist sowohl für die Belange der Firma Storck als auch der TWO für die Förderung von Stadtwasser in ausreichendem Maße vorhanden. Schmidt: „Grundwasser ist nachhaltig. Es wird nur soviel gefördert, wie auch wieder zuströmt.“

Das Problem der trockenen Sommer

Und wie ist das mit dem Klimawandel und den beiden letzten sehr trockenen Sommern? Schmidt kann zwar nachvollziehen, dass bei einigen Besorgnisträgern eine diffuse Angst vor einem Wasserproblem entstanden ist. Aber Schmidt hält sich da lieber an die Messstellen, die er überprüfen kann. Insbesondere hat er eine sehr alte und verlässliche Messstelle in der Senne im Blick, wo die Schwankungen der Grundwasserstände gut nachvollziehbar sind. Zwar gebe es dort seit 2009 geringere Grundwasser-Neubildungen gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu verzeichnen. Doch bereits in den 19790er Jahren sei eine solche Entwicklung mit tiefen Grundwasserständen aufgetreten. Und der tiefste Grundwasserstand des vergangenen Jahrhunderts stamme aus dem Jahr 1959, informiert Schmidt.

Eine wichtige Frage wäre also: Gibt es eine dauerhafte Abweichung vom Mittelwert? Schmidt: „Wenn das so wäre, müsste das ganze Land NRW wasserwirtschaftlich umdenken. Aber dem ist nicht so.“ Stattdessen verweist er auf eine Klimaanpassungs-Simulation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), das einen Vergleich zum jetzigen Mittelwert bis zum Jahr 2040 hochrechnet. Schmidt: „Danach haben wir mit gleichwertigen oder sogar erhöhten Werten bei der Grundwasserneubildung zu rechnen.“ Für die Zeit ab 2050 könne man keine ernsthaften Prognosen abgeben, die man belastbar in ein solches Verfahren einbringen könne.

Und so bleibt Schmidts zentrale Aussage: „Es besteht ein ausreichendes Dargebot im Bilanzgebiet.“ Auch nach Aufhebung der Deckelung und der Anlage eines weiteren Brunnens bleibe dieses Angebot auskömmlich. Weiterhin stellt Schmidt klar, dass Storck sein Wasser aus den untersten Grundwasser-Stockwerken fördert und somit oberflächennah keine negativen Auswirkungen erzeugt, weder für vertrocknende Bäume noch für die Gräfte des Wasserschlosses Tatenhausen.

Storck: „Höchstes Interesse an Sparsamkeit“

Dr. Marc Lörcher und Boris Bödecker ist es im Pressegespräch wichtig darzulegen, dass Storck kein Wasser verschwendet, sondern schon aus Eigennutz höchstes Interesse an Sparsamkeit hat. Als Beispiel dient ein innerbetrieblicher Kalkulationspreis für Wasser und Abwasser, der je Kubikmeter etwa doppelt so hoch liegt wie der Kubikmeterpreis, den ein normaler Haller Bürger an die Stadt und die TWO entrichtet.

Die Storck’sche Wasserspar- und Umweltpolitik drückt sich diesen Schilderungen zufolge in weiteren Punkten aus. Vor einigen Jahren wurden die Förderpumpen umgestellt, um mehr Gleichmäßigkeit und weniger Stoßbelastung zu erzeugen. Auch hat Storck

damit begonnen, wieder aufbereitetes Wasser in den das Unternehmen umgebenden Wald zurückzuführen und es dort versickern zu lassen. Dies soll in einer Größenordnung geschehen, dass fast ein Viertel des geförderten Wassers an Ort und Stelle wieder zugeführt wird. Auch über die Wiedernutzung von aufbereiteten Prozesswasser als Kühlwasser macht man sich Gedanken. Vieles ist in der Entwicklung. Doch Prokurist Bödecker betont: „Storck hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass es Lösungen gibt.“

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