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 Werbekampagne für Dienst an der Gemeinschaft gestartet - Männer, Frauen und Jugendliche gesucht

Bei der Haller Feuerwehr brennt es personell

Halle

Es ist nicht irgendein Verein, der hier dringend nach Nachwuchs sucht. Es ist die Haller Feuerwehr, die mit freiwilligen Kräften für die Stadt eine gesetzliche Pflichtaufgabe wahrnimmt. Und personell brennt es seit einiger Zeit.

Von Malte Krammenschneider

Wollen neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen: (von links) Jörg Vemmer (Löschzugführer Kölkebeck), Stefan Vogel (Jugendwart), Peter Goldbecker (Löschzugführer Hörste), Christian Herden (Leiter der Haller Feuerwehr), Robert Dallmeyer (Stellv. Löschzugfüher Kölkebeck), Pascal Godt (Löschzugführer Künsebeck) und Timo Sommer (Löschzugführer Halle). Foto: Krammenschneider

Sie löschen Brände, retten verunfallte Personen oder bergen, wie kürzlich erlebt, Bürger aus einem feststeckenden Karussell in 30 Metern Höhe: Die Aufgaben von Feuerwehrleuten sind äußerst vielfältig und von großer Bedeutung für die Sicherheit einer Stadt.

In drei von vier Löschzügen gibt es Bedarf

Die qualifizierte Arbeit von Freiwilligen Feuerwehren wird in politischen Ansprachen immer wieder gewürdigt und hervorgehoben. Doch von Reden ist die Arbeit noch nicht erledigt.   So auch beim Löschzug Halle, welche laut dem Leiter der Feuerwehr, Christian Herden, jahrelang auf mehr als 60 Feuerwehrmänner- und zunehmende Feuerwehrfrauen zurückgreifen konnte. „Aktuell sind es aber nur noch 54 und damit gerade so viel, dass wir noch alles schaffen können“, sagt Herden, demzufolge es in sämtlichen Haller Löschzügen (bis auf Hörste) Bedarf an neuen Mitgliedern gibt.

6000 Flyer von der Stadt Halle gedruckt

Damit neue Männer und Frauen den Weg zur Feuerwehr finden oder zumindest auf sie aufmerksam werden, startet die Haller Feuerwehr gemeinsam mit dem Haller Stadtmarketing nun eine große Werbekampagne. „Wir haben 6000 Flyer drucken lassen, die wir unter anderem in den Schulen und den Fahrschulen verteilen wollen. Sie kommen auch in die Mappe für Neubürger. Also,  wer nach Halle zieht und nach einer tollen Freizeitbeschäftigung sucht, ist herzlich willkommen“, sagt Christian Herden.

Kleine Familiengeschichten rund um die Feuerwehr

Der Leiter der Feuerwehr weist darauf hin, dass die Flyer extra einfach gehalten wurden, jedoch einiges hermachen. So sind die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden von einem Fotografen mit sympathischen Bildern in Szene gesetzt worden, die nebenbei tolle Geschichten erzählen. So zum Beispiel von den vier Dallmeyer-Brüdern aus Kölkebeck, die allesamt im dortigen Löschuzg aktiv sind. Die Schlienkamps aus Hörste sind seit drei Generationen in der Feuerwehr vertreten. Und der heutige Künsebecker Löschzugführer Pascal Godt hat seine Ehefrau Lisa bei der Feuerwehr kennengelernt, und man darf gespannt sein, ob und wann  die gemeinsamen Kinder mal bei der Jugendwehr mitmachen.

Diese Tabelle aus dem aktuell aufgestellten neuen Brandschutzbedarfsplan zeigt, dass sich in den letzten zehn Jahren  das Einsatzaufkommen relevant erhöht hat. Dies resultiert zwar primär aus einer Zunahme von Technischen Hilfeleistungen und sonstigen Einsätzen, führt jedoch dennoch zu einer höheren Beanspruchung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Foto: Küppers

Slogan "Helden für (H)alle"

„Zusätzlich wollen wir an markanten Stellen Banner mit dem Spruch "Helden für (H)alle“ aufhängen. Am Ortseingang an der Aral-Tankstelle hängt schon eins - da kann es jeder sehen, der in die Stadt fährt. Christian Herden hofft, dass in den kommenden Monaten einige Frauen und Männer, aber auch Kinder und Jugendliche sich dazu entscheiden, bei der Feuerwehr mitmachen zu wollen.

Jugendfeuerwehr ist sehr wichtig

Gerade der Nachwuchs aus der Jugendfeuerwehr ist laut Herden immens wichtig für einen Löschzug, doch dieser Bereich hätte unter der Corona-Pandemie extrem gelitten. Aktuell verbessere sich die Situation zwar etwas, aber weitere Heranwachsende könne man sehr gut gebrauchen. Ebenso wie auswärtige Feuerwehrleute, die in Halle arbeiten und sich hier bei Einsätzen einbringen können.

Genügend Feuerwehrleute müssen auch zu normalen Arbeitszeiten verfügbar sein

Dies würde für die Löschzüge auch die   sogenannte Tagesverfügbarkeit  erhöhen, welche laut Christian Herden immer wichtiger wird. „Deswegen kann man auch nicht genau sagen, dass ab so und so viel Mitgliedern die Einsatzfähigkeit gefährdet ist. Was nutzen mir viele Mitglieder, wenn kaum jemand verfügbar ist?“, sagt Herden. Der Feuerwehrchef erklärt, dass die Einsatzkräfte laut festgelegter Zielvorgabe nach der Alarmierung innerhalb von sechs Minuten von ihrem Arbeitsplatz oder ihrem Zuhause am Gerätehaus eintreffen müssen, um den Einsatzort in der vorgegebenen Spanne von zehn Minuten erreichen zu können. Bei all dem Verkehr und den immer mehr auftretenden Verkehrshindernissen auch auf den Hauptverkehrsstraßen ist das eine große Herausforderung für die Einsatzkräfte, deren Altersdurchschnitt in Halle bei 37,2 Jahren liegt.

Diese Tabelle aus dem aktuellen Brandschutzbedarfsplan (BSPP)  von 2023 zeigt, dass die so wichtige Tagesverfügbarkeit von Kräften in den einzelnen Löschzügen (LZ) zum Teil deutlich nachgelassen hat. Für die Schutzzielerfüllung (1. und 2. Eintreffzeit nach zehn beziehungsweise 15 Minuten nach Alarmierung) stehen insgesamt werktags tagsüber rund 73 Aktive  zur Verfügung (Vergleichswert 2017: 81 Verfügbare von 149 Aktiven)  Foto: Küppers

Tag der Feuerwehr am 5. August geplant

„Die Feuerwehr ist ein Querschnitt der Bevölkerung“, sagt Herden, der die Werbekampagne „nicht als die Non-Plus-Ultra Lösung, sondern als einen Baustein“ sieht, die Herausforderungen zu meistern. Man wolle verstärkt auf sich aufmerksam machen und er sei derzeit auch dabei, die eigene Homepage zu modernisieren. Zusätzlich sei für den 5. August 2023 ein großer „Tag der Feuerwehr“ vorgesehen.

Warum man zur Feuerwehr gehen sollte

Doch warum sollte man eigentlich Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau werden? Denn die ehrenamtliche Tätigkeit erfordert viel Einsatzbereitschaft - auch an Feiertagen oder mitten in der Nacht. „Man verfolgt ein gemeinsames Ziel und kann Menschen helfen. Hinzu kommt, dass man viele neue Sachen kennenlernt.  Man lernt, mit technischen Geräten umzugehen und Verantwortung zu übernehmen“, sagt   Herden, demzufolge man sich auch mit 45 Jahren noch dazu entscheiden könne, neu bei der Feuerwehr mitzumachen. Zwar dauert es dann noch ein bis zwei Jahre, bis man im Gefahrenbereich und je nach seinen Fähigkeiten eingesetzt werden kann, doch eine Grundausbildung ist für die mitunter sehr gefährlichen Aufgaben auch dringend erforderlich.

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