Kreissparkasse Halle steigert ihre Jahresbilanzsumme erstmals auf mehr als 1,5 Milliarden Euro
Heimische Wirtschaft „robust aufgestellt“
Halle
Die Kreissparkasse Halle hat 2020 die Bilanzsumme erstmals über 1,5 Milliarden Euro steigern können. In der Pandemie bewertet der Kreissparkassen-Vorstand die Wirtschaft im heimischen Geschäftsgebiet als „robust aufgestellt“.
Wenn jemand einen kompetenten Blick auf die Entwicklung im engeren heimischen Wirtschafts- raum nach einem Jahr Pandemie hat, dann ist dies der Vorstand eines großes Kreditinstitutes. Anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz 2020 der Kreissparkasse Halle haben der Vorstandsvorsitzende Hartwig Mathmann und Co-Vorstand Henning Bauer die heimische Wirtschaft als insgesamt „robust aufgestellt“ beschrieben. Gleichwohl könne man für die weitere Entwicklung nicht in die Glaskugel blicken und habe auch noch kein klares Bild, meinte Mathmann. „Entscheidend ist, wann jetzt die Lockerungen kommen“, fügte er hinzu.
Von besonderer Wichtigkeit für die Wirtschaft sei die Planbarkeit von Entwicklungen. Hier jedoch gebe es weiterhin viele Fragen, wann zum Beispiel die Bevölkerung durchgeimpft sei. Ansonsten nimmt Mathmann wahr, dass die Branchen im heimischen Raum von der Pandemie sehr unterschiedlich betroffen sind. Viele Unternehmen aber hätten nach der Finanzkrise die Zeit genutzt, um Eigenkapital und Liquidität zu stärken, was in Stresssituationen eine besondere Bedeutung habe. So würden vermutlich viele Unternehmen in der Lage sein, diese beispiellose Krise aus eigener Kraft zu meistern. Andererseits aber warte alles darauf, dass es nun allmählich wieder losgehe.
Wirtschaftsdaten der Kreissparkasse Halle
Unterm Strich wuchs die Bilanzsumme der Kreissparkasse 2020 um 9,7 Prozent und überstieg erstmals die 1,5 Milliarden-Euro-Grenze. Das mittel- und langfristige Kreditgeschäft ist um 4,2 Prozent gewachsen. Wachstumstreiber waren vor allem Bauvorhaben, die neben gewerblichen Investitionen und Konsumentenkrediten für den Zuwachs sorgten. Die Kundenforderungen waren mit einem Endbestand von 969 Millionen Euro um 3,6 Prozent rückläufig.Die Wertpapierbestände stiegen um etwa sieben Prozent. Das Geschäft mit Lebens- und Rentenversicherungen wuchs zum Vorjahr um 36 Prozent., die Beitragssumme stieg um rund zehn Prozent auf rund 12 Millionen Euro. Das verstärkte Investieren in Betongold drückt sich beim Vermitteln von Wohnimmobilien aus. Die Summe von 7,2 Millionen Euro bedeutet ein Wachstum von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.194 Mitarbeiter waren Ende 2020 bei der Kreissparkasse beschäftigt, vier Bankkaufleute starteten ihre Ausbildung (insgesamt 13 Azubis). Die Kreissparkasse hat auch weiter Projekte von Vereinen, Schulen und sozialen Einrichtungen gefördert. 112.000 Euro wurden hierfür ausgeschüttet.
Als Beleg für eine insgesamt stabile Lage führt Henning Bauer die vergleichsweise sehr hohe Liquidität bei vielen Unternehmen und auch Privatleuten an. So wuchsen bei der Kreissparkasse im vergangenen Jahr die Kundeneinlagen um 8,2 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Wachstum hier annähernd verdoppelt.
Beim Homeoffice der Mitarbeiter gibt es ein „sowohl als auch“
Mathmann, der sich mit dem Geschäftsverlauf 2020 „durchaus zufrieden“ zeigt, hat im Jahr der Pandemie auch im eigenen Hause große Veränderungen erlebt. Etwa die Hälfte der insgesamt 194 Beschäftigten (darunter auch Teilzeitkräfte) arbeite mittlerweile mobil. Um die Betriebsbereitschaft in der Pandemie sicherzustellen, waren die Mitarbeiter räumlich entzerrt worden. Videokonferenzen gehören auch bei der Kreissparkasse mittlerweile zum Alltag. Werden Sparkassen-Mitarbeiter also künftig mehr im Homeoffice arbeiten? „Einige Mitarbeiter waren sehr froh, als sie wieder statt zu Hause in der Sparkasse arbeiten konnten“, sagt dazu Hartwig Mathmann. Er sieht als die wichtigste Prämisse: „Entscheidend ist, dass wir unsere Kunden erreichen.“ Man werde in der Homeoffice-Frage nach dem Motto „sowohl als auch“ verfahren, ergänzt dazu Henning Bauer. Die Digitalisierung habe durch die Pandemie jedenfalls einen ordentlichen Schub erfahren.
Für Fortbestand von Filialen ist die Nachfrage entscheidend
Andererseits hat in der Corona-Krise die als großes Kommunikationszentrum konzipierte Kreissparkassen-Zentrale in Halle diese Funktion kaum noch ausleben können, einfach weil soziale Nähe in der Pandemie bewusst vermieden werden soll. Wenn auch wegen der fortschreitenden Digitalisierung immer weniger Kunden in die noch zahlreichen Filialen kommen, wie sieht es dann mit deren Zukunft aus? Immerhin war zum Beispiel in der Filiale Künsebeck wegen fehlender Nachfrage in 2020 ein Geldautomat abgebaut worden und in Brockhagen gingen Kreissparkasse und Volksbank in eine gemeinsame Filiale. „Entscheidend ist immer die Nachfrage“, stellt Hartwig Mathmann dazu fest. Es gebe zu dem Thema Filialen aber keine aktuellen Beschlüsse. Doch Überlegungen würden praktisch ständig angestellt.
Digitalisierung geht voran
Derweil hat bei der Kreissparkasse der bargeldlose Zahlungsverkehr über Internet-Filialen immer weiter zugenommen, hat die Pandemie die digitalen Prozesse deutlich gesteigert. Das persönliche Finanzportal verzeichnete täglich im Schnitt 4337 Kunden (Vorjahr 4135) und mehr als 11,2 Millionen Zugriffe (10,69). Die Zahl der Online-Banking-Nutzer stieg um 9,4 Prozent auf über 18.855 (Vorjahr 17.232). Und das kontaktlose Bezahlen verzeichnete vor dem Hintergrund der Pandemie gar eine Zunahme von rund 50 Prozent.
Personalie im Verwaltungsrat lässt aufhorchen
Werden diese großen und anhaltenden Veränderungen womöglich noch zu neuen Sparkassen-Strukturen im Kreis Gütersloh führen? Nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hat es nämlich Neubesetzungen im Verwaltungsrat der Kreissparkasse gegeben, die aufhorchen lassen. Denn im Haller Aufsichtsgremium sitzt jetzt die aus Versmold stammende SPD-Politikerin Liane Fülling, mithin eine Vertreterin aus einem ganz anderen Geschäftsgebiet. Sind das personelle Begleiterscheinungen für eine geplante Fusion zwischen der Kreissparkasse Halle und der Stadtsparkasse Versmold? Hartwig Mathmann sagt auf Nachfrage dazu nur: „Da gibt es nichts Neues und auch keine Beschlusslage.“
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