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Zum 15. Orgelgeburtstag spielt Markus Stein in Halle außergewöhnliche Musik

Klänge, die den Sternen nah sind

Halle (WB)

In der evangelischen Kirche sind die Veranstaltungen schon abgesagt. Die katholische Herz-Jesu-Gemeinde hatte zum vierten Advent den letzten Präsenzgottesdienst des Jahres. Zum Glück: So konnte Organist Markus Stein zum 15. Orgelgeburtstag aufspielen.

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Als vor 15 Jahren die Jäger&Brommer-Orgel in die Herz-Jesu-Kirche kam, war es ein besonderes Ereignis für die Gemeinde. Daher gibt es seit dieser Zeit auch besondere Geburtstagsfeiern für das Instrument. Immerhin ist sie selbst auch ein Geschenk, besonders für Markus Stein. Der Designer im Hauptberuf ist seit 1996 Organist in der Haller Kirche, wiewohl er in Werther wohnt.

Er baute die Orgel seiner Zeit maßgeblich zu dem konzertanten Meisterstück auf, das es ist. »Sie sollte klein sein und gleichzeitig musikalisch alles bieten, was für symphonische Kompositionen nötig ist«, erzählt Markus Stein, der oft von seinem Sohn Adrian beim Notenblättern unterstützt wird. Er hat sich seit seiner Jugend mit Leib und Seele der Orgelmusik verschrieben. Besonders wichtig ist ihm: »die Orgel mehr ins Gehör zu bringen«, sagt er. Immerhin ist sie allein in Deutschland so stark an das kirchliche Umfeld gebunden. In anderen Ländern sieht das ganz anders aus.

Daher gehörte zum jetzigen kleinen Orgelgeburtstag – es gab auch schon ganze Vortragsreihen mit Gästen – auch der französische Komponist Léfebure-Wély. Seine oft an bunte Karussells erinnernden Werke sind rhythmisch und harmonisch eher der Weltlichkeit zuzuordnen. Markus Stein spielt seine Sortie in Es-Dur mit dem bewegenden Schwung zum musikalischen Abschluss des Gottesdienstes zum vierten Advent.

Eingebunden hat er den Gottesdienst mit Pastor Michael Krischer in Präludium und Fuge in D-Dur von Bach. Zwischen Bach und Léfebure-Wély setzt er schließlich noch Dandrieu, ebenfalls mit szenischem Klang. Dass an dieser Stelle schon viele der rund 30 Gottesdienst-Besucher gehen, erklärt er mit der Angst vor der Virus-Ansteckung. Dennoch erhält er nicht nur am Schluss, sondern auch während des Gottesdienstes schon Applaus.

Immerhin hat Michael Krischer dem Organisten, der vom 1. Januar des kommenden Jahres an sein 25. Jubiläum als Musiker der Haller Kirche feiert, während des Gottesdienstes ein großes Lob erteilt: »Keiner spielt so wie er«, sagt er. Dabei hat er wohl auch die Spezialität von Markus Stein im Ohr: Improvisation. Denn die wird zumeist bei der Gabenbereitung und der Hostienvergabe hörbar, wo Markus Stein unterschiedliche Zeitfenster überbrücken muss.

Jetzt war es eine außergewöhnliche Fassung des Gotteslob-Stücks »Gott, heiliger Schöpfer aller Sterne« (GL 230). »Ich habe eben versucht die Sterne nachzuempfinden«, grinst Markus Stein, der mit sehr hellen Tönen über sanfter Bassfrequenz spielt und das Stück aus dem 10. Jahrhundert zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Auf diese Weise der Stimmung nachzuspüren und sie hörbar zu machen, ist für den Musiker die größte Freude.

Leider ist dieser Orgelgeburtstag aber auch der letzte Präsenzgottesdienst dieses Jahres gewesen. Zwar denken alle über Online-Versionen nach, die Markus Stein sehr befürworten würde. Schließlich setzt er sich auch mit der Organisation »Zeit und Geist« für mehr Offenheit und Aktualität in der Kirche ein. Doch das steht wie seine Improvisation noch in den Sternen.

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