Viele örtliche Firmen und Landwirte unterstützen städtischen Bauhof bei Räumung der riesigen Schneemassen
Sie helfen Halle aus der Bredouille
Halle
Das große Schneechaos hat den Gemeinschaftsgeist in Halle noch einmal in besonderer Weise herausgefordert. Radlader, Traktoren, Muldenkipper und die Muskelkraft von Helfern: Selten war das so begehrt wie seit dem vergangenen Sonntag.
Der städtische Bauhof war angesichts der Massen an Neuschnee trotz höchsten Einsatzes auf Unterstützung angewiesen. Und die kam und kommt von tatkräftigen Haller Landwirten und Unternehmen mit entsprechenden Gerätschaften.
Bürgermeister Tappe ließ alte Kontakte in Landwirtschaft spielen
Bürgermeister Thomas Tappe war heilfroh, dass so viele Bauern und Unternehmer schnell bereit waren, in der Not zu helfen. Tappe, der in jungen Jahren intensiv in der Landwirtschaft mitgearbeitet hat, verfügt über viele Kontakte, die er noch während einer Krisenstabsitzung zum Teil persönlich anrief, um schnell Räumhilfe zu organisieren.
Die Liste der mithelfenden Bauern und Firmen ist in den vergangenen Tagen stattlich angewachsen. Laut Timo Klack, Sprecher der Stadt, sind dabei: Die Firma Linker kümmert sich um Hesseln, wichtige Innenstadtstraßen, städtische Parkplätze und den ZOB, die Firma Carlmeyer um Wirtschaftswege in Bokel, die Firma Palkötter um Hörste und Kölkebeck, Steinhanses um Hörste und Bokel, auch die Firma Krause ist eingebunden. Hinzu kommen Landwirte wie Schlienkamp, Wacker, Reinhard Wagemann und Steinberger.
Landwirt aus Hesseln hilft der Stadt und kämpft zugleich mit Problemen auf dem eigenen Hof
Am Beispiel von Landwirt Jürgen Freiherr von Morsey-Picard aus Hesseln wird deutlich, wie die Hilfseinsätze im Schnee auch den eigenen Betrieb beeinflussen. Mitarbeiter von Morsay haben für Räumaktionen Künsebeck zugewiesen bekommen, unter anderem wurde die Kita Hochstraße von einer riesigen Schneeverwehung im Eingangsbereich befreit, sodass Kinder dort ab Mittwoch wieder in Notgruppen betreut werden können. Weil Morsey-Betriebsleiter Marco Neumann (30) und ein Kollege den ganzen Tag über in Künsebeck mit Radlader sowie Trecker mit Anhänger wohl noch einige Tage im Einsatz sind, muss die Versorgung von immerhin 550 Rindern auf dem Hof vorher erledigt beziehungsweise von Aushilfen übernommen werden. Wenn der Radlader von der Tagschicht im Künsebecker Schnee abends zurückkommt, fährt Jürgen Morsay noch bis Mitternacht auf dem eigenen Hof, um Futter vorzubereiten, oder er hilft Nachbarn und anderen Landwirten. Auch der Hofladen in Hesseln mit Produkten aus dem Umkreis will weiter versorgt sein, ebenso der Eierverkauf. Daneben kämpft der Landwirt mit eingefrorenen Wasserleitungen im Stall beziehungsweise mit dem Dach der Biogasanlage auf dem Hof, das von der Schneelast d eingedrückt worden ist. „Die Menge dieses Schnees ist einfach viel zu viel“, sieht Morsay noch jede Menge Arbeit vor sich.
Neue digitale Hilfe-Plattform im Rathaus läuft gut an
Die allgemeine Notlage kommt übrigens gerade recht, damit ein neuer digitalen Service der Stadtverwaltung bekannter wird. Auf der Homepage der Stadt können Bürger unter der App „HalloHalle“ direkt virtuell mit der Verwaltung in Kontakt treten, wie Timo Klack erläutert. Die Bürger klicken ein Feld wie zum Beispiel Winterdienst an und tragen ihre Wünsche, Beobachtungen oder Anmerkungen im Feld dazu ein (auch ein Foto kann hochgeladen werden) und die zuständige Abteilung im Rathaus wird über das System informiert. Im weiteren Verlauf sollen Bürger informiert werden, was aus dem Anliegen geworden ist.
Zwei von drei städtischen Kitas öffnen am Mittwoch
Beim Thema Kinderbetreuung will die Stadt von Mittwoch an wieder im begrenzten Rahmen liefern. Neben der Kita Hochstraße soll auch die Kita Stockkämpen öffnen. Die Kita Beckmanns Hof bleibt Klack zufolge wegen eines Heizungsschadens allerdings bis auf weiteres auch für Notbetreuung geschlossen.
Der städtische Bauhof, der mit acht eigenen Fahrzeugen von morgens bis abends Räumdienste nach festgelegten Prioritäten abarbeitet, rechnet laut Klack damit, dass es wegen der anhaltenden Frostperiode noch bis mindestens kommenden Freitag dauern wird, bis auch aus den Siedlungsbereichen die größten Schneemassen abgefahren sind, um Verkehre wieder gut zu ermöglichen.
Angespannter Blick auf Dachlasten
Mit gespannter Aufmerksamkeit blickt das Rathaus auf die Schneelasten auf öffentlichen Gebäuden. Solange diese nicht nässer und damit schwerer werden, sei alles in Ordnung, so Klack. Doch wenn es anders kommen sollte, wäre hier die Feuerwehr gefragt. Das Technische Hilfswerk (THW) leistet derweil in Halle ebenfalls Unterstützung. Mit großen Fahrzeugen, die mit Schneeketten ausgerüstet sind, werden Mitarbeiter der Pflegedienste zu Patienten gefahren, die besonders dringlich der Unterstützung bedürfen.
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