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Junge Aktivisten klettern in Bäume und blockieren Zufahrten

Storck-Wald in Halle besetzt

Halle

Der Konflikt um den Wald des Süßwarenherstellers Storck in Halle ist nochmals eskaliert. Bereits am frühen Sonntagmorgen haben etwa zwei Dutzend junge Männer und Frauen damit begonnen, einzelne Bäume im Storck-Wald zu besetzen. 

Stefan Küppers

Mehrere junge Menschen sind am Sonntagmorgen auf Bäume im Haller Storck-Wald geklettert um diese für längere Zeit zu besetzen. Foto: Stefan Küppers 

Dazu zogen sich die Aktivisten mit Seilen bis in die Baumkronen hoch und bauten dort mit Paletten kleine Plattformen, auf denen sie sich offenbar länger aufhalten wollen. Zugleich wurden aus Baumstämmen Barrikaden auf dem Steinhausener Weg errichtet, der durch das Storck-eigene Waldgebiet führt. Bereits vor Wochen hatten Unbekannte zahlreiche Bäume in dem Bereich mit weißen Kreuzen markiert.

Befragt nach Absichten und Hintergründe der Aktion gaben die Aktivisten zunächst keine Auskunft gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Tatsächlich scheinen einige der jungen Leute auch von außerhalb dieser Region angereist zu sein.

Die Kletteraktionen muten gefährlich an, da es über teilweise bis zu 25 Meter in die Baumspitzen geht. Die jungen Menschen sind an Seilen gesichert. Die Gruppe hat sich mit Getränken und Speisen versorgt, dazu gibt es mehrere Fotografen vor Ort, die offensichtlich für die Organisation die Aktionen dokumentieren. Am Sonntagvormittag passieren mehrere Spaziergänger und Jogger den Steinhausener Weg. Die Atmosphäre wirkt bislang weitgehend entspannt. Polizeikräfte haben bislang nicht eingegriffen.

8 Bäume sind am Nachmittag bereits besetzt. Bei den Aktivisten handelt es sich um 25 Menschen der Umweltgruppen "Ende Gelände" und "Extinction Rebellion".

Storck will Wald für Erweiterung roden  

Hintergrund für die Besetzungsaktion an diesem Wochenende könnte sein, dass aus der Aktivisten-Szene vermutet wird, dass Teile des Storck-Waldes bis Ende Februar gerodet werden sollen. Tatsächlich müssen allgemein bestimmte Fällarbeiten bis Anfang März erledigt sein, weil es hierfür naturschutzrechtliche Fristen gibt.

"Es geht hier um unsere Zukunft und ein Zeichen gegen Rodungen zu setzen. Storck ist nicht unser Gegner. Wir Kämpfen für das Leben, denn auch bishere Ausgleichsmaßnahmen haben keine Wirkung gezeigt." sagt Dr. Thomas Müller-Schwefe aus Borgholzhausen von "Extinction Rebellion". Notfalls wollen die Aktivisten laut eigener Aussage bis 28. Februar ausharren, da anschließend keine Bäume mehr gefällt werden dürfen.

Dr. Thomas Müller-Schwefe von der Umweltgruppe "Extinction Rebellion". Foto: Malte Krammenschneider

Vor dreieinhalb Jahren hat das Süßwarenunternehmen Storck (3200 Arbeitsplätze allein in Halle) einen Antrag auf Werkserweiterung auf firmeneigenen Flächen gestellt. Nachdem der Regionalrat in Detmold der Erweiterung um 18 Hektar mit breiter Mehrheit zugestimmt hat, haben zuletzt auch die Gremien der Stadt mit großen Mehrheiten gegen Teile der Grünen dem geänderten Flächennutzungsplan sowie dem Bebauungsplan zugestimmt. Dieser Bebauungsplan sieht unter anderem vor, dass der in Teilen verrohrte Laibach um das Werksgelände herumgeführt wird und durch verschiedenste Maßnahmen ökologisch aufgewertet wird. Im Laufe des Verfahrens waren die dafür notwendigen Eingriffe in den Waldbestand durch angepasste Planungen nochmals minimiert worden. Gleichwohl bleibt es bei Eingriffen in den von Storck vor Jahrzehnten selbst angepflanzten Wald, weshalb unter anderem ein bereits für die industrielle Nutzung vorgesehenes Waldgebiet in der Nähe (sechs Hektar groß) planerisch wieder an die Natur zurückgegeben wird. Gleichwohl kommt anhaltender Widerstand von der BUND-Kreisgruppe Gütersloh gegen die Erweiterungsplanung. Auch die Fridays-for-Future-Bewegung hat zuletzt vermehrt Protestaktionen während politischen Gremiensitzungen in der Stadt Halle durchgeführt.

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