AfD-Bundestagsabgeordneter Udo Hemmelgarn im Sommerinterview
„Gefahren werden übertrieben“
Harsewinkel (WB). In der AfD rumort es mal wieder. Der Kampf zwischen gemäßigten Vertretern und dem völkisch-nationalen Flügel könnte die Partei spalten. Andreas Schnadwinkel hat mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Udo Hemmelgarn aus Harsewinkel (Kreis Gütersloh) gesprochen. Harsewinkel (WB). In der AfD rumort es mal wieder. Der Kampf zwischen gemäßigten Vertretern und dem völkisch-nationalen Flügel könnte die Partei spalten. Andreas Schnadwinkel hat mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Udo Hemmelgarn aus Harsewinkel (Kreis Gütersloh) gesprochen.
Die Bewohner Ihres Wahlkreises Gütersloh haben es wegen des Corona-Ausbruchs bei Tönnies nicht leicht. Wie sprechen Sie die Leute darauf an?
Udo Hemmelgarn: Viele sind ängstlich. Die meisten fühlen sich vom Kreis Gütersloh und den Kommunen gut unterrichtet und behandelt. Der Kreis verwaltet die Corona-Krise gut.
Vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie Clemens Tönnies vor Rassismusvorwürfen in Schutz genommen. Nehmen Sie in jetzt auch in Schutz?
Hemmelgarn: Ja. Clemens Tönnies hatte Vorgaben, die er eingehalten hat. Da war nichts, was nicht in Ordnung war – bis zu dem Tag, als man die große Anzahl Infizierten festgestellt hat. Was ist denn davon geblieben? Mehr als 2000 Tönnies-Arbeiter sind positiv auf Covid-19 getestet worden, ganz wenige sind klinisch behandelt worden und niemand ist gestorben. Daran kann man übrigens erkennen, dass dieses Virus bei jüngeren Menschen wie den Fleischarbeitern in der Regel nicht schwerwiegend verläuft.
Welchen Einfluss hat der Fall Tönnies auf die Landratswahl im Kreis Gütersloh?
Hemmelgarn: Ich glaube, das wird keinen Einfluss haben. Landrat Sven-Georg Adenauer hat gute Arbeit geleistet. Allerdings hätte ich mir etwas weniger Kritik am Unternehmen Tönnies gewünscht.
Warum weniger Kritik an Tönnies?
Hemmelgarn: Weil wir alle, die im Gütersloher Kreistag saßen und sitzen, die harten Arbeitsbedingungen und die zum Teil prekären Wohnverhältnisse kannten und kennen. Da jetzt im Nachgang Clemens Tönnies so heftig anzugehen, finde ich unredlich. Wer hat denn dafür gesorgt, dass das System der Werkverträge und der Leiharbeit gewachsen ist? Die SPD unter Gerhard Schröder.
Bei den Kommunalwahlen am 13. September kann die AfD nicht überall genug Kandidaten aufstellen. Was erwarten Sie für Ergebnisse?
Hemmelgarn: Ich rechne im Schnitt mit einem Ergebnis wie bei den aktuellen Umfragen auf Bundesebene, also um die neun Prozent. Ob und wie sich die deutlich vernehmbaren Querelen in der AfD auf Bundesebene in Ostwestfalen-Lippe auswirken, müssen wir abwarten.
Sie und andere AfD-Politiker aus OWL haben den Protest eines Mannes gegen den Muezzinruf vor einer Herforder Ditib-Moschee beobachtet. Warum waren Sie da?
Hemmelgarn: Mich hat die gesamte Situation interessiert. Wir haben in Harsewinkel auch mehrere Moscheen, aber da ruft der Muezzin nicht zum Gebet. Ich finde es außergewöhnlich, dass die Stadt Herford das zulässt. Ich war ausgerechnet an dem Tag da, als in Istanbul die Hagia Sofia wieder zur Moschee umgewidmet wurde. Für mich als Christen ist es bewegend zu sehen, was man in muslimischen Ländern mit unseren Traditionen macht. Und deswegen ist beim Muezzinruf der Ditib-Moschee in Herford meine Toleranzgrenze überschritten.
Die AfD ist wegen des Konflikts zwischen dem bürgerlichen Lager um den Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und dem völkisch-nationalen Flügel um Andreas Kalbitz tief zerstritten. Auf welcher Seite stehen Sie?
Hemmelgarn: Ich lasse mich ungern auf eine Seite ziehen. Ich bin freier Radikaler. Im Fall Kalbitz hätte ich mir gewünscht, dass man auf Ebene des Bundesvorstands viel, viel sorgfältiger vorgeht, damit man juristisch nicht angreifbar ist. Man musste ja damit rechnen, dass ein Berliner Landgericht den Beschluss aufheben würde. Jede juristische Auseinandersetzung treibt den Keil tiefer zwischen die beiden Gruppierungen. Die AfD wird als Partei nur erfolgreich sein, wenn sie einig ist. Wir müssen so werden wie die anderen Parteien und solche personellen Konflikte im Hinterzimmer austragen und nicht in der Öffentlichkeit.
Wenn Ihr Ehrenvorsitzender Alexander Gauland sagt, dass er die AfD nicht zusammenhalten könne: Droht dann die Spaltung der Partei? Übernimmt dann der Flügel die AfD?
Hemmelgarn: Alexander Gaulands Aussagen haben mich betroffen gemacht, denn ich schätze ihn sehr. Ich hätte mir gewünscht, dass er das gar nicht sagen muss. Ich denke nicht, dass die AfD sich spaltet und eine weitere Partei entsteht. Ich denke auch nicht, dass Andreas Kalbitz das Ziel der Angriffe ist.
Wer ist denn das Ziel?
Hemmelgarn: Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen wird sicher Mitglied des nächsten Bundestags werden wollen. Auf Dauer hält er es im Europaparlament nicht aus, das ist nicht relevant genug.
Sie waren am vorigen Wochenende in Berlin bei den Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Was haben Sie da erlebt?
Hemmelgarn: Jedenfalls mehr Teilnehmer als die offiziell kolportierten 20.000, die man auf der Straße des 17. Juni gesehen hat.
Da haben Hunderttausende rund um die Siegessäule und im Tiergarten friedlich demonstriert und aufgezeigt, dass sie die Beschränkungen ihrer Freiheitsrechte so nicht mehr mitmachen wollen. Das war die Mitte der Gesellschaft.
Sie bezeichnen Impfgegner, Verschwörungsgläubige und Rechtsextreme ernsthaft als Mitte der Gesellschaft?
Hemmelgarn: Natürlich laufen da auch immer Spinner mit, auf die sich die Fernsehkameras stürzen. Aber das war ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft. Leider waren wenige junge Leute dabei, sondern mehrheitlich meine Generation. Wir erkennen den Schaden, den man unserer Gesellschaft, der Wirtschaft und den Menschen antut.
Sind Sie Corona-Leugner oder Corona-Zweifler?
Hemmelgarn: Nein. Aber die Gefahren dieser sogenannten Pandemie werden maßlos übertrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung rationaler und mit mehr Verstand reagiert hätte. Vernünftig wäre der schwedische Weg ohne Lockdown gewesen. Schweden hat die wirklich gefährdeten Menschen geschützt, nämlich alte und vorerkrankte Leute. Ich gehe davon aus, dass die Sterberate zum Jahresende bei uns steigen und in Schweden sinken wird.
Sind Sie unter die Virologen gegangen?
Hemmelgarn : Nein, aber zu dem Corona-Symposion unserer Fraktion waren mehrere namhafte Virologen eingeladen worden, auch vom Robert-Koch-Institut. Gekommen war einzig die italienische Virologin Prof. Maria Rita Gismondo von der Universitätsklinik Mailand. Ihre Ausführungen haben mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass das Coronavirus nicht so gefährlich ist, wie die Regierungen behaupten.
Harsewinkel (WB). In der AfD rumort es mal wieder. Der Kampf zwischen gemäßigten Vertretern und dem völkisch-nationalen Flügel könnte die Partei spalten. Andreas Schnadwinkel hat mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Udo Hemmelgarn aus Harsewinkel (Kreis Gütersloh) gesprochen.
Die Bewohner Ihres Wahlkreises Gütersloh haben es wegen des Corona-Ausbruchs bei Tönnies nicht leicht. Was sagen die Leute zu Ihnen?
Udo Hemmelgarn: Viele sind ängstlich. Die meisten fühlen sich vom Kreis Gütersloh und den Kommunen gut unterrichtet und behandelt. Der Kreis verwaltet die Corona-Krise gut.
Vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie Clemens Tönnies vor Rassismusvorwürfen in Schutz genommen. Nehmen Sie in jetzt auch in Schutz?
Hemmelgarn: Ja. Clemens Tönnies hatte Vorgaben, die er eingehalten hat. Da war nichts, was nicht in Ordnung war – bis zu dem Tag, als man die große Anzahl Infizierte festgestellt hat. Was ist denn davon geblieben? Mehr als 2000 Tönnies-Arbeiter sind positiv auf Covid-19 getestet worden, ganz wenige sind klinisch behandelt worden und niemand ist gestorben. Daran kann man übrigens erkennen, dass dieses Virus bei jüngeren Menschen wie den Fleischarbeitern in der Regel nicht schwerwiegend verläuft.
Welchen Einfluss hat der Fall Tönnies auf die Landratswahl im Kreis Gütersloh?
Hemmelgarn: Ich glaube, das wird keinen Einfluss haben. Landrat Sven-Georg Adenauer hat gute Arbeit geleistet. Allerdings hätte ich mir etwas weniger Kritik am Unternehmen Tönnies gewünscht.
Warum weniger Kritik an Tönnies?
Hemmelgarn: Weil wir alle, die im Gütersloher Kreistag saßen und sitzen, die harten Arbeitsbedingungen und die zum Teil prekären Wohnverhältnisse kannten und kennen. Da jetzt im Nachgang Clemens Tönnies so heftig anzugehen, finde ich unredlich. Wer hat denn dafür gesorgt, dass das System der Werkverträge und der Leiharbeit gewachsen ist? Die SPD unter Gerhard Schröder.
Bei den Kommunalwahlen am 13. September kann die AfD nicht überall genug Kandidaten aufstellen. Was erwarten Sie für Ergebnisse?
Hemmelgarn: Ich rechne im Schnitt mit einem Ergebnis wie bei den aktuellen Umfragen auf Bundesebene, also um die neun Prozent. Ob und wie sich die deutlich vernehmbaren Querelen in der AfD auf Bundesebene in Ostwestfalen-Lippe auswirken, müssen wir abwarten.
Sie und andere AfD-Politiker aus OWL haben den Protest eines Mannes gegen den Muezzinruf vor einer Herforder Ditib-Moschee beobachtet. Warum?
Hemmelgarn: Mich hat die gesamte Situation interessiert. Wir haben in Harsewinkel auch mehrere Moscheen, aber da ruft der Muezzin nicht zum Gebet. Ich finde es außergewöhnlich, dass die Stadt Herford das zulässt. Ich war ausgerechnet an dem Tag da, als in Istanbul die Hagia Sofia wieder zur Moschee umgewidmet wurde. Für mich als Christen ist es bewegend zu sehen, was man in muslimischen Ländern mit unseren Traditionen macht. Und deswegen ist beim Muezzinruf der Ditib-Moschee in Herford meine Toleranzgrenze überschritten.
Die AfD ist wegen des Konflikts zwischen dem bürgerlichen Lager um den Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und dem völkisch-nationalen Flügel um Andreas Kalbitz zerstritten. Auf welcher Seite stehen Sie?
Hemmelgarn: Ich lasse mich ungern auf eine Seite ziehen. Ich bin freier Radikaler. Im Fall Kalbitz hätte ich mir gewünscht, dass man auf Ebene des Bundesvorstands viel, viel sorgfältiger vorgeht, damit man juristisch nicht angreifbar ist. Man musste ja damit rechnen, dass ein Berliner Landgericht den Beschluss aufheben würde. Jede juristische Auseinandersetzung treibt den Keil tiefer zwischen die beiden Gruppierungen. Die AfD wird als Partei nur erfolgreich sein, wenn sie einig ist. Wir müssen so werden wie die anderen Parteien und solche personellen Konflikte im Hinterzimmer austragen und nicht in der Öffentlichkeit.
Wenn Ihr Ehrenvorsitzender Alexander Gauland sagt, dass er die AfD nicht zusammenhalten könne: Droht dann die Spaltung der Partei?
Hemmelgarn: Alexander Gaulands Aussagen haben mich betroffen gemacht, denn ich schätze ihn sehr. Ich hätte mir gewünscht, dass er das gar nicht sagen muss. Ich denke nicht, dass die AfD sich spaltet und eine weitere Partei entsteht. Ich denke auch nicht, dass Andreas Kalbitz das Ziel der Angriffe ist.
Wer ist denn das Ziel?
Hemmelgarn: Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen wird sicher Mitglied des nächsten Bundestags werden wollen. Auf Dauer hält er es im Europaparlament nicht aus, das ist nicht relevant genug.
Sie waren in Berlin bei den Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Was haben Sie da erlebt?
Hemmelgarn: Jedenfalls mehr Teilnehmer als die offiziell kolportierten 20.000, die man auf der Straße des 17. Juni gesehen hat.
Da haben Hunderttausende rund um die Siegessäule und im Tiergarten friedlich demonstriert und aufgezeigt, dass sie die Beschränkungen ihrer Freiheitsrechte so nicht mehr mitmachen wollen. Das war die Mitte der Gesellschaft.
Sie bezeichnen Impfgegner, Verschwörungsgläubige und Rechtsextreme ernsthaft als Mitte der Gesellschaft?
Hemmelgarn: Natürlich laufen da auch immer Spinner mit, auf die sich die Fernsehkameras stürzen. Aber das war ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft. Leider waren wenige junge Leute dabei, sondern mehrheitlich meine Generation. Wir erkennen den Schaden, den man unserer Gesellschaft, der Wirtschaft und den Menschen antut.
Sind Sie Corona-Leugner oder Corona-Zweifler?
Hemmelgarn: Nein. Aber die Gefahren dieser sogenannten Pandemie werden maßlos übertrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung rationaler und mit mehr Verstand reagiert hätte. Vernünftig wäre der schwedische Weg ohne Lockdown gewesen. Schweden hat die wirklich gefährdeten Menschen geschützt, nämlich alte und vorerkrankte Leute. Ich gehe davon aus, dass die Sterberate zum Jahresende bei uns steigen und in Schweden sinken wird.
Sind Sie unter die Virologen gegangen?
Hemmelgarn : Nein, aber zu dem Corona-Symposion unserer Fraktion waren mehrere namhafte Virologen eingeladen worden, auch vom Robert-Koch-Institut. Gekommen war einzig die italienische Virologin Prof. Maria Rita Gismondo von der Universitätsklinik Mailand. Ihre Ausführungen haben mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass das Coronavirus nicht so gefährlich ist, wie die Regierungen behaupten.
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