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Rheda-Wiedenbrück

„Hier wird gebaut wie vor 30 Jahren“

Rheda-Wiedenbrück (kvs) - Mit der Hauptstraße und dem Sandberg sollen zwei innerstädtische Verkehrsachsen saniert werden. Kritik gibt es an dem mit fünf Metern vergleichsweise schmalen Fahrbahnquerschnitten. „Hier wird gebaut wie vor 30 Jahren“, empört sich Martina Mester-Grunewald (SPD).

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Stein des Anstoßes ist die Straße „Am Sandberg“ aufgrund der vielen Schlaglöcher und Huckel schon seit Jahren. Jetzt soll der Abschnitt zwischen Nordring (Bild) und Platanenweg saniert werden – aber auch das stößt in Teilen der Politik auf Kritik.

Die Hauptstraße und der Sandberg haben beide bessere Zeiten gesehen. Schlaglöcher, unebene Stellen, holprige Gehwege: Dass hüben wie drüben dringend etwas getan werden muss, steht außer Frage. Grundsätzlich begrüßen die Politiker die geplante Sanierung – auch deshalb, weil sie selbst immer wieder gefordert hatten, dass die stark frequentierten Hauptverkehrsadern endlich in Angriff genommen werden.

Abtrennung „fatal“

Allerdings: Mit der geplanten technischen Ausführung der Maßnahmen sind nicht alle Kommunalpolitiker einverstanden, wie in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung deutlich wurde. Der vorgesehene Fahrbahnquerschnitt von fünf Metern sei zu gering, bemängelte Martina Mester-Grunewald. Sie verwies darauf, dass direkt neben diesem für den motorisierten Verkehr vorbehaltenen Bereich rechts und links jeweils 1,25 bis eineinhalb Meter breite Schutzstreifen für Fahrradfahrer verlaufen – und zwar ohne bauliche Abgrenzung wie beispielsweise Hochborde, wie man sie von klassischen Bürgersteigen kennt. Mit solchen würden lediglich die etwa zwei Meter breiten Gehwege abgetrennt – „fatal“, wie Martina Mester-Grunewald befand, denn: „Der Fahrradfahrer ist in diesem Konstrukt der Letzte, der effektiv geschützt wird.“ Komme den Zweiradfahrern ein Auto oder Lastwagen, mit dem sie auf einer Ebene unterwegs sind, zu nah, könnten sie wegen des Hochbords nicht auf den Gehweg ausweichen, sagte die Sozialdemokratin.

Bei den Planungen für Hauptstraße und Sandberg stehen Radfahrer nach Auffassung von Mester-Grunewald „überhaupt nicht im Fokus“. Zu glauben, dass Fahrradfahrer auf der Straße in unmittelbarer Nähe zu den Autos sicherer unterwegs seien als auf baulich abgetrennten Seitenstreifen, sei nichts außer ein Mantra des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Mit der Realität habe diese Auffassung indes wenig zu tun.

Stadt nicht federführend

Michael Duhme, Leiter der städtischen Tiefbauabteilung, wollte die Kritik nicht unkommentiert lassen. „Unfallforscher sagen etwas anderes als Sie“, entgegnete er. Und überhaupt: Die Stadtverwaltung sei bei der Fahrbahnsanierung nicht federführend, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW beim Sandberg und der Kreis Gütersloh bei der Hauptstraße. Die Kommune habe lediglich Einfluss auf die Nebenanlagen wie Gehwege und Bushaltestellen, unterstrich Duhme.

Nicht zufrieden

Nicht sonderlich zufrieden mit dem vorgesehenen Ausbaustandard für Hauptstraße und Sandberg zeigte sich in der Fachausschusssitzung auch Alwin Wedler (Bündnis 90/Die Grünen). Er gab zu bedenken, dass Lastwagen heutzutage zweieinhalb Meter breit seien – „und das sogar ohne Seitenspiegel gemessen“. Dieser Umstand führe bei nur fünf Meter breiten Fahrbahnen zwangsläufig dazu, dass Lkw bei Begegnungsverkehr auf die seitlich entlanggeführte Schutzzone für Fahrradfahrer ausweichen.

Keinen Einfluss

Wedler regte vor diesem Hintergrund an, die ebenfalls seitlich geführten Gehwege etwas schmaler auszuführen, damit die Fahrbahn breiter werden kann. Vor allem an der Hauptstraße seien die Gehwege nämlich mit bis zu zweieinhalb Metern Querschnitt nicht gerade knapp bemessen. „Da hätten wir noch Spielraum.“ „Können wir als Stadt überhaupt Einfluss auf die Planungen nehmen?“ Die Frage von Georg Effertz (CDU) verneinte Tiefbauamtsleiter Michael Duhme. Damit war die Diskussion im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss sogleich beendet und es kam zur Abstimmung. Mit 14 Ja-Stimmen nahm das Gremium die von Kreis und Landesbetrieb vorgelegten Ausbaupläne zustimmend zur Kenntnis. Insgesamt acht Gegenstimmen gab es von SPD und Bündnisgrünen.

Zum Hintergrund

Der künftige Querschnitt sieht eine zweispurige Fahrbahn mit insgesamt fünf Metern Breite sowie rechts und links einen jeweils 1,25 Meter breiten Schutzstreifen für Radler vor, der jedoch nicht baulich abgetrennt wird. Erst dahinter schließt sich beidseitig auf einem Hochbord verlaufender zwei Meter breiter Gehweg an.

Im Zuge der Maßnahme sollen auch die unterirdischen Abwasserkanäle sowie die diversen Versorgungsleitungen erneuert werden. Für den Ausbau der Gehwege und der insgesamt drei Bushaltestellen in dem Abschnitt ist die Stadt Rheda-Wiedenbrück zuständig. Allein hierfür stehen 1,5 Millionen Euro auf dem Deckel. Es gibt aber verschiedene Fördermöglichkeiten.

Im laufenden Jahr will der Kreis die Maßnahme zur Förderung anmelden. Mit einem positiven Bescheid wird für 2022 gerechnet, sodass 2023 der Ausbau des ersten Abschnitts starten könnte. Der Knotenpunkt Feldhüserweg/Mittelhegge soll zu einem Kreisverkehr werden. Ansonsten dasselbe Spiel wie am Sandberg: Für Fahrbahn und Radwege zeichnet der Kreis, für den Rest die Stadt verantwortlich.

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