1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Rheda-Wiedenbrück
  6. >
  7. Hilfe für Flutopfer kommt aus Rheda-Wiedenbrück

  8. >

Rheda

Hilfe für Flutopfer kommt aus Rheda-Wiedenbrück

Rheda

Viele Einwohner des Dorfs Iversheim haben 2021 bei der Flutkatastrophe alles verloren. Unterstützung erhalten sie seither aus der Emsstadt.

Herzensprojekt: Der letzte Gasthof von Iversheim wurde bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr zerstört. Die Menschen in dem Ortsteil des Städtchens Bad Münstereifel wollen ihn erhalten und haben eine Genossenschaft gegründet. Unterstützung gibt es aus Rheda-Wiedenbrück.

Rheda-Wiedenbrück (gl) - Es ist ein sonniger Sonntagmorgen im Januar. Der Neujahrsbesuch der Gäste aus Rheda-Wiedenbrück in Iversheim startet mit einer Ortsbegehung. Die beiden Stadträte Martin Finder und Wilfried Schumacher sowie der Vorsitzende des Karnevalsvereins, Peter Kolvenbach, haben sich eigens dafür Zeit genommen.

Aufbauarbeiten schreiten voran, aber es bleibt noch viel zu tun

Viel Aufbauarbeit ist geleistet worden in den Monaten seit der verheerenden Flutnacht, das kann man an jeder Ecke sehen. Die Schuttberge sind weitgehend von den Straßen und Grundstücken verschwunden. Auch an und in den Häusern ist an vielen Stellen ein deutlicher Fortschritt erzielt worden. Aber Wilfried Schumacher sagt: „Nachts ist der Ort dunkel, denn viele Häuser sind noch unbewohnt. Die Menschen müssen weiterhin in den Notunterkünften bleiben, weil ihre eigenen vier Wände zumeist noch immer nicht wieder bezugsfertig sind. Deshalb fühlt man sich nachts manchmal wie in einer Geisterstadt.“

Am Fluss Erft angekommen, blicken Einheimische und Besucher aus Rheda-Wiedenbrück auf einen leeren Platz. Dort standen einst Häuser. Diese wurden bei der Flut zerstört. Jetzt ist alles weggeräumt, und auch Bodenbefestigungsarbeiten sind ausgeführt worden. Aber die entstandene Lücke hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Die Wunden der Flut, sie bleiben erhalten.

Der Rundgang durch Iversheim führt weiter vorbei an Häusern, die gerade instandgesetzt werden, sowie an einem völlig zerstörten Spielplatz. Dabei werden immer wieder ein paar Worte mit Anwohnern gewechselt. Miteinander ins Gespräch zu kommen, ist wichtig, auch Monate nach der verheerenden Flut. Das ist neben der konkreten Unterstützung ein wichtiges Anliegen des Hilfsvereins „Alle unter einem Dach“, der den Menschen in dem Katastrophengebiet dauerhaft unter die Arme greifen will, damit sie zu einem normalen Leben zurückfinden können.

Erhalt der einzigen Gaststätte im Ort ein Herzensanliegen

Ein absolutes Herzensprojekt der Iversheimer markiert das Ende der Besichtigungstour durchs Dorf. In der Flutnacht wurde die letzte Gaststätte in dem Ort stark beschädigt. Nun soll der Eifeler Hof nach Flut und Corona-Pandemie nicht mehr öffnen. Aber die Dorfgemeinschaft in Iversheim will das nicht akzeptieren. Die durch die Flut zusätzlich gestärkte Solidarität für den Heimatort lässt das kreative Denken der Menschen zu ungeahnten Höhenflügen aufsteigen. Sie wollen die letzte Dorfgaststätte erhalten und eine Genossenschaft zum Erhalt des Eifeler Hofs gründen. Die Idee dafür wurde bei einem Besuch von Mitgliedern des Rheda-Wiedenbrücker Hilfsvereins „Alle unter einem Dach“ im September vergangenen Jahres geboren. Jetzt kommt das Ziel langsam, aber sicher in Sichtweite.

Eine Initiative aus Iversheim hat eine Internetseite an den Start gebracht. Online kann man darauf Anteile für die Bürgergenossenschaft Iversheim erwerben. Die Mindestanlage für einen Anteil beträgt 100 Euro.

Genossenschaft gegründet

Bislang sind laut einer Mitteilung des Rheda-Wiedenbrücker Vereins „Alle unter einem Dach“ 1047 Anteile gezeichnet worden, was einem Wert von 104 700 Euro entspricht. Benötigt werden allerdings 450 000 bis 500 000 Euro, um den Kauf und Ausbau des Eifeler Hofs zu finanzieren. Die Planer des Genossenschaftsprojekts haben für die nächste Zeit zwei Termine angesetzt, um die Iversheimer über die Möglichkeiten, die eine Genossenschaft bietet, im Detail zu informieren. Organisiert werden diese Treffen wie ein Markt der Möglichkeiten. Interessenten können sich an verschiedenen Ständen über die Einzelheiten des Genossenschaftsprojekts informieren.

„Eveschem – mer stonnfest zesammene“, lautet das Motto der Gemeinschaft. Der Verein „Alle unter einem Dach“ begrüßt das Projekt. Es sei ein Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe und zeige eindrucksvoll, „dass sich Menschen auch durch eine zerstörerische Flutnacht nicht in ihrer Tatkraft und Solidarität bremsen lassen“.

Spendenwillige – Firmen wie Einzelpersonen – können Mitglied in der Genossenschaft zum Erhalt der Gaststätte werden und Anteile zusagen.

Startseite
ANZEIGE