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Rheda-Wiedenbrück

Musicalfabrik sagt den Medicus ab

Rheda-Wiedenbrück (wl) - Eine Mischung aus Traurigkeit, Hoffnung, Verständnis, aber auch   Vorahnung hat sich am Donnerstag in den Räumen der Musicalfabrik breitgemacht. Geschäftsführer Klaus Wulfheide  hatte die Akteure von „Der Medicus“ zu einem Infoabend eingeladen: Das Schauspiel wird abgesagt. 

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Für Wulfheide war es ein schwerer Gang an diesem Abend. Er und sein Team hatten bis zuletzt gehofft, dass nach der schmerzlichen Absage im März – einen Tag vor der Premiere – und den erneuten, schwierigen (aber letztendlich von Erfolg gekrönten) Verhandlungen der Aufführungsrechte für Dezember im A 2-Forum am Ende alles gut wird. Dem ist nicht so. „Corona hat erst einmal gewonnen“, musste er den Akteuren mitteilen. „Es würde sich falsch anfühlen, würden wir im A 2-Forum bei 14 geplanten Aufführungen jeweils 600 Zuschauer begrüßen“, sagte Klaus Wulfheide.

Abstandsregeln wären nur schwer einzuhalten 

Selbst wenn der Platz dort großzügiger als in der Stadthalle bemessen ist, hätte es kaum mit den Abstandsregeln geklappt. Hinzu würde kommen, dass die Zuschauer in den letzten Reihen rund 60 Meter von der Bühne entfernt sitzen müssten. Eine veränderte Inszenierung mit weniger Darstellern und modifiziertem Inhalt war ebenfalls kurze Zeit ein Thema. Das wurde jedoch vom Verlag nicht genehmigt. „Wir haben lange hin und her überlegt, doch eine Patentlösung gibt es nicht“, sagte die zweite Vorsitzende, Jutta Helmer. Wulfheide steht in Kontakt mit Michael Gordon, dem Sohn des Autors Noah Gordon. Wulfheide hatte darum gebeten, dass Stück nun für einige Jahre auf Eis zu legen. Dass hatte der Rechte-Inhaber nicht ausgeschlossen, aber auch nicht verbindlich zugesagt.

Ein Stück weit gibt es Hoffnung, dass es noch klappt. Die Emotionen sind eine Seite, wirtschaftliche Aspekte eine andere. Der Verein finanziert sich zum größten Teil aus den Einnahmen des Kartenverkaufs. Für Raummiete, Materialanschaffung, Bühnenbau, Technik, Aufführungsrechte und vieles mehr ist die Musicalfabrik in Vorleistung getreten. Die Rückerstattung aller Eintrittsgelder würde für den Verein das Aus bedeuten. „Brutto reden hier von 200 000 Euro“, sagte Wulfheide.

Verein hofft auf Unterstützung der Kartenbesitzer

Das Vorstandsteam appelliert nun an die Besitzer der Tickets, auf die Stornierung zu verzichten, indem sie den Betrag in eine Spende umwandeln. Deshalb sind 1900 Briefe an die Käufer inklusive Programmheft für den Medicus herausgegangen. Darin wird die Situation erklärt und um Verständnis gebeten: „Helfen Sie uns, dass es nicht soweit kommt, dass die Musicalfabrik in Insolvenz gehen muss.“

Bei Mitteilung kullern Tränen

Als der Chef der Musicalfabrik, Klaus Wulfheide, am Donnerstag den Akteuren die traurige Nachricht verkündete, kullerten die ersten Tränen. Als dann in einem kleinen Video Szenen aus der Generalprobe gezeigt wurden und einzelne Schauspieler um Mithilfe sowie Unterstützung baten, da wurde so mancher Mund-Nasenschutz völlig durchnässt. „Gegen Corona kommt nicht mal unser junger Medicus an“, fügte Wulfheide abschließend hinzu und musste selbst schlucken. Jenny Effertz hatte die Rolle der Mutter Agnes. Sie zeigte sich relativ gefasst: „Ich hatte schon eine Vorahnung. Es passiert derzeit so viel, da hätte unsere Aufführung nicht ins Bild gepasst“, meint sie. Ihr sei es wichtig, dass jetzt alle zusammenhalten. Tilda Peterburs, die die Claire mimt, sieht auch positive Aspekte: Die Proben über mehr als 15 Monate und der Weg bis hin zur Generalprobe seien eine wertvolle Erfahrung gewesen.

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