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Rheda

Nina Attal: Funke springt erst spät über

Rheda

Wiedenbrück (ei) - Wer sie vor fünf Jahren in der Kreisstadt erlebt hatte, für den war der Auftritt von Nina Attal in der Flora Westfalica ein Pflichttermin. Ihr Konzert auf dem Gütersloher Dreiecksplatz hatte schon damals nichts mit kleiner Kunst zu tun gehabt, das war ganz großes Kino.

Auch im ehemaligen Rheda-Wiedenbrücker Landesgartenschaugelände blieb Nina Attal den Beweis dafür nicht schuldig, dass sie eine Ausnahmekünstlerin ist – auch wenn der Funke nicht so recht überspringen wollte. Das lag allerdings weniger an ihrer Bühnenshow als vielmehr an den äußeren Umständen.

Hinderliche Rahmenbedingungen

Die französische Singer-Songwriterin sang unter freiem Himmel im Rahmen der Reihe „Flora in Concert“. Anders als seinerzeit in Gütersloh galten diesmal besondere Schutzvorkehrungen wegen der nach wie vor nicht überwundenen Corona-Pandemie. Für die Zuhörer wurden Stühle auf die zum Konzertsaal umfunktionierte Rasenfläche an der Mittelhegge platziert. Zudem mussten die Mindestabstände eingehalten werden.

Was zur Verhinderung der weiteren Virusübertragung zweifelsohne sinnvoll ist, erwies sich für die gerne mit ihrem Publikum interagierende 29-jährige Französin eher als hinderlich. Der berühmte Funke sprang daher nur sehr dosiert über. Aber auch die zahlreichen Zuhörer, die im Vorfeld eine Eintrittskarte ergattert hatten, blieben nicht nur physisch anfangs auf verhältnismäßig großem Abstand.

Musikalische Dissertation mit 17

Nina Attal stellte vor allem die Songs ihres vierten Albums „Pieces of Soul“ vor. Je tiefer die Sonne an diesem Konzertabend sank, desto besser wurde die Stimmung indes. Denn die smarte Französin legte mit ihrer vierköpfigen Band einen gewohnt energiegeladenen Auftritt hin. Die Blueskünstlerin, die mit ihren Füßen in der Steckdose zu schlafen scheint, zog die Fans in ihren Bann und wurde letztlich auch nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen.

Das Spiel auf der Gitarre beherrscht Nina Attal wie kaum jemand anderes. Seit dem zwölften Lebensjahr greift sie in die Saiten. Drei Jahre später, mit 15, ist ihr klar, wo sie ihre berufliche Zukunft sieht. Mit 17 Jahren räumt sie beim Festival „Blues Sur Seine“, einem der größten französischen Blues-Treffen, sämtliche Preise ab und legt damit quasi ihre musikalische Dissertation ab.

Veranstaltungstechniker wird Erzieher

Für Jens Gräwe, der mit seiner Firma Konzeptpunkt die Veranstaltungstechnik lieferte und der Band zudem seine Instrumente zur Verfügung stellte, war der Abend nach langer Zwangspause endlich wieder einer mit Arbeit. Trotz 24-jähriger Selbstständigkeit hat er sich nach den Monaten der Ungewissheit inzwischen aber hauptberuflich umorientiert. Gräwe arbeitet jetzt als Erzieher. Die richtige Entscheidung? Vielleicht. Denn die Zahl der Veranstaltungsaufträge hält sich noch in engen Grenzen.

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