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Weniger Teilnehmer als erwartet bei Demonstration in Rheda – mit Video

Proteste gegen Tönnies: An Dialog kein Interesse

Rheda-Wiedenbrück (WB). Der groß angekündigte bundesweite Protesttag gegen den Rheda-Wiedenbrücker Fleischkonzern Tönnies hat am Freitag weniger Aufsehen erregt als erwartet. Zur Demonstration am Stammsitz kamen nur 180 Teilnehmer.

Carsten Borgmeier und Oliver Horst

Die Protestler haben sich am Freitagabend auf die Straße gelegt – im Gedenken an die Tiere, die tagtäglich im Fleischwerk Tönnies geschlachtet werden.

Die Organisatoren waren im Vorfeld von 300 bis 500 ausgegangen. Nach Angaben des Vereins »Aktion ./. Arbeitsunrecht« fanden bundesweit an 33 Orten Aktionen statt, darunter neun in OWL. Größtenteils wurden demnach Flugblätter vor und in Supermärkten verteilt.

Kritisiert wurden die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Werkvertragsarbeiter bei Tönnies. Zudem potestierten Tier- und Umweltschützer gegen Deutschlands größten Fleischkonzern und billiges Fleisch.

Plakate mit drastischen Aussagen

Bei der Kundgebung am Bahnhof in Rheda sprachen Tierrechtsaktivistin Bettina Rehberg, die Linken-Bundestagsabgeordnete Amira Mohamed Ali sowie der Vorsitzende des Vereins »Aktion ./. Arbeitsunrecht«, Werner Rügemer.

Dort brachten sich die Demonstranten mit Musik und Redebeiträgen in Stimmung, trugen Protestplakate mit drastischen Aussagen zum Tierleid in Händen und fuhren gegen den Tönnies-Konzern schwere Geschütze auf. Da war von »skrupelloser Ausbeutung« der Mitarbeiter die Rede, vom »grausamen Quälen der Tiere« und von der fortschreitenden Zerstörung der Natur durch Massentierhaltung.

Bundestagsabgeordnete beklagt sich

Ein Redebeitrag vor dem Bahnhof kam von Amira Mohamed Ali (39, Die Linke), Bundestagsabgeordnete aus Oldenburg und Tierrechtsexpertin. Sie beklagte, dass die Tierschutzgesetze in Deutschland zu lasch seien und verschärft werden müssten. »Was hier an Tierquälerei geduldet wird, das geht auf keine Kuhhaut«, bezog sie auch das Kükenschreddern und das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung mit ein.

Anschließend marschierten die Protestierenden unter Polizeibegleitung zum Konzernsitz. Dort skandierten sie: »Tönnies gehört abgeschafft.« Zugleich fand eine Gegendemonstration unter dem Motto »Friday for Fleisch« von rund 25 jungen Menschen aus Rheda statt. »Wir finden, dass die Protestler die Kirche im Dorf lassen sollten. Sie glauben, die moralische Deutungshoheit gepachtet zu haben«, meinte Paul (19) aus Wiedenbrück.

Konzernsprecher André Vielstädte und Personalleiter Martin Bocklage boten den Demonstranten Gespräche an – vergeblich. Vielstädte: »Für eine sachliche Auseinandersetzung stehen wir jederzeit zur Verfügung, nicht aber für einen politischen Klassenkampf.«

Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf.

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