Rheda-Wiedenbrück
Schilder und App sollen Blick weiten
Rheda-Wiedenbrück (sud) - Auf dem ehemaligen Rheda-Wiedenbrücker Landesgartenschaugelände gibt es bis heute nahezu gänzlich naturbelassene Flächen. Diese wollen die Bündnisgrünen für Parkbesucher besser erfahrbar machen. Dazu haben sie einen Antrag an den Aufsichtsrat der Flora Westfalica gestellt.
Befürchtungen, dass die Grünen die Spaziergänger künftig in Scharen durch die naturnahen Bereiche des Parks lotsen wollen, erteilt Andreas Hahn von vornherein eine klare Absage: „Einen Massentourismus in den sensiblen Abschnitten des Geländes planen wir auf keinen Fall.“ Stattdessen möchte die Umweltschutzpartei nach eigenem Bekunden die Abschnitte des früheren LGS-Geländes stärker in den Blick rücken, die bislang im Dornröschenschlaf versunken sind: Der Erlenbruchwald und die Schlosswiesen in Rheda haben die Grünen ganz konkret im Visier, aber auch einige naturbelassene Emsabschnitte in Richtung Wiedenbrück.
Frage der Wahrnehmung
„Zwar führen heute schon Spazier- oder sogar Fahrradwege durch die besonders naturnahen Bereiche, aber trotzdem nehmen die Besucher diese Flächen gar nicht oder nur am Rande wahr“, bedauert Hahn. Genau hier setzt der Antrag, den er gemeinsam mit seiner Ratskollegin Sandra Reffold verfasst hat, an: Durch verschiedene, zumeist kleinere Maßnahmen sollen diese Bereiche des Parks besser erlebbar werden.
„Als Spaziergänger sieht man oft nur das, worauf man direkt hingewiesen wird“, sagt Andreas Hahn. Deshalb seien ansprechend gestaltete Infotafeln an ausgewählten Stellen, die beispielsweise über die tierischen Bewohner des Erlenbruchwalds oder die seltenen Pflanzen in den Emswiesen Aufschluss geben, sinnvoll. Auch Stationen, an denen die Besucher selbst aktiv werden beziehungsweise auf Entdeckungstour gehen können, wünschen sich die Bündnisgrünen: „Warum legt man im Erlenbruchwald nicht zum Beispiel zusätzliche Wege aus Holzbohlen an, auf denen sich interessierte Besucher zumindest ein paar Meter auf eigene Faust ins Innere des Dickichts vorwagen können?“, fragt Andreas Hahn.
Nicht auf Kosten der Natur
Auf Kosten der Natur sollen die von seiner Partei vorgeschlagenen Maßnahmen freilich nicht gehen. „Selbstverständlich müssen Tiere und Pflanzen weiterhin ihre Schutzzonen behalten“, sagt der Ratsherr. Es gehe allenfalls um eine behutsame Öffnung, um den Parkgästen zu zeigen, „wie wertvoll diese naturbelassenen Kleinode direkt vor unserer Haustür sind“. Dinge wertschätzen lernen, in dem man sie versteht und mit allen Sinnen erfährt: Das ist nach Worten Hahns der Ansatzpunkt, den die Grünen mit ihrem nun gestellten Antrag an den Aufsichtsrat der kommunalen Flora-Westfalica-GmbH verfolgen.
Virtueller Rundgang
Gut vorstellen können sich die Grünen auch eine digitale Komponente der Naturerfahrung in Erlenbruchwald, Schlosswiesen, Bleichegräben und Co.: „Warum entwickelt man keinen virtuellen Rundgang durch das Gelände, den sich jeder mittels einer App auf sein Smartphone holen kann?“, fragt Andreas Hahn.
An beispielsweise 15 ausgewählten Punkten im Park ließen sich auf diese Weise weiterführende Informationen zu Flora und Fauna direkt aufs Handy übertragen: Tierlaute oder Fotos, die die oft scheuen Waldbewohner in Nahaufnahme zeigen, zum Beispiel. „Aber auch kurze Erklärvideos wären denkbar“, erläutert Hahn die Fülle der Möglichkeiten. Als Vorbild für den digitalen Naturführer könnten die virtuellen Stadtführungen dienen, die vor einigen Jahren für Rheda und Wiedenbrück entwickelt wurden.
Veranstaltungen ausweiten
Aber auch Vor-Ort-Veranstaltungen wünschen sich die Grünen, um auf den Wert der Natur hinzuweisen: Thematische Exkursionen, naturkundliche Sonntagsspaziergänge, Bildungsangebote in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) Reckenberg-Ems oder auch die Wiederbelebung des Grünen Klassenzimmers seien einige dieser Ideen. „Entsprechende Kursusangebote in den Nachbarparks in Rietberg, Paderborn-Schloß Neuhaus und Bad Lippspringe zeigen, wie es gehen könnte“, unterstreicht Hahn, dass es noch reichlich Luft nach oben gibt.
Zeitrahmen gesetzt
Von jetzt auf gleich ließen sich die geforderten Maßnahmen indes nicht umsetzen, sagen selbst die Grünen in ihrem Antrag. Realistisch sei ein Zeitrahmen von drei bis vier Jahren. Um weder die Flora-Westfalica-GmbH als Kostenträgerin, noch die Parkbesucher durch zu viele Neuerungen auf einen Streich zu überfordern, sei eine schrittweise Umsetzung die beste Variante. Allerdings: Zuvor müsse mit allen Beteiligten ein detailliertes Konzept erarbeitet werden. Und genau dieses solle das Aufsichtsgremium des städtischen Tochterunternehmens unter dem Vorsitz von Ralf
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