Konzerntochter Zur-Mühlen-Gruppe übernimmt Wurstwarensparte von Bell
Tönnies schluckt nächsten Rivalen
Rheda-Wiedenbrück (WB). Der Übernahmehunger von Deutschlands größtem Fleischkonzern Tönnies ist weiterhin nicht gestillt. Das Rheda-Wiedenbrücker Unternehmen schluckt über seine Tochter Zur-Mühlen-Gruppe (ZMG) die deutsche Wurstwarensparte des Schweizer Konkurrenten Bell. Diese kam zuletzt nach Angaben von Bell auf rund 76,5 Millionen Euro Umsatz und weniger als ein Prozent Marktanteil. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
ZMG übernimmt die beiden Bell-Wurstwarenwerke im thüringischen Suhl und im emsländischen Börger (»Zimbo«) mit insgesamt 400 Mitarbeitern. Eine nicht genannte Zahl an Stellen in der Verwaltung von Bell Deutschland solle indes wegfallen. Hierzu werde über einen Sozialplan verhandelt, teilte Bell am Montag mit.
Der Schweizer Konzern begründet den Verkauf mit dem seit Jahren schrumpfenden Wurstwarenmarkt hierzulande und auch den seit Frühjahr um 35 Prozent gestiegenen Schweinepreisen. Diese könnten wegen des harten Wettbewerbs nicht im nötigen Umfang auf die Verkaufspreise umgewälzt werden. Die Sparte erwirtschaftete zuletzt Verluste. Der Bell-Konzern erwartet als Effekt aus deren Verkauf ab 2020 eine Verbesserung seines operativen Ergebnisses um rund neun Millionen Euro.
Der Deal in der von hohem Konsolidierungsdruck geprägten Branche muss noch vom Bundeskartellamt freigegeben werden. Tönnies erwartet trotz des Marktanteils der ZMG von rund 25 Prozent keine Probleme. Mit Marken wie Gutfried, Böklunder, Schulte oder Marten setzte die ZMG zuletzt mit 4000 Mitarbeitern etwa 800 Millionen Euro um. Aber auch sie hatte zuletzt mehrere Standorte geschlossen und zusammengelegt. Die beiden Bell-Werke »sind eine hervorragende Ergänzung für unser Sortiment«, erklärt ZMG-Geschäftsführer Axel Knau. Es könne aber Verlagerungen bei der Herstellung einzelner Produkte innerhalb des Verbunds geben, ergänzt Konzern-Pressesprecher André Vielstädte.
Startseite