Rheda
Zwei Kirchen in Wiedenbrück sind eine zu viel
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Veränderungen kündigt der Pastoralverbund Reckenberg an: Unter anderem wird darüber nachgedacht, wie sich Kirchen verwerten lassen.
Rheda-Wiedenbrück (gl) - „Bewahren und wagen“, das ist das Leitwort, unter dem die Beratungen in den Gremien des Pastoralverbunds (PV) Reckenberg für ein tragfähiges Pastoral- und Immobilienkonzept begonnen haben. Es deute bereits die Herausforderungen an, die es zu meistern gilt, sagt Pfarrdechant Reinhard Edeler: An Bewährtem unter sich verändernden Rahmenbedingungen festzuhalten, und zugleich mutige Schritte des Wandels zu gehen – in dem Bewusstsein, dass das, was sich nicht verändert, keinen Bestand haben wird.
Fakten sind eindeutig
„Die Fakten sind eindeutig: Pastor Rüdiger Rasche wird am 29. Mai verabschiedet, sodass ab dem 1. Juni nur noch zwei Priester, zwei Diakone und drei Gemeindereferenten, die jedoch zusammen einen Beschäftigungsumfang von 2,25 Stellen haben, für die sechs Gemeinden zur Verfügung stehen“, skizziert Edeler die Ausgangslage.
Er geht davon aus, dass die Zahl der Gemeindemitglieder im PV Reckenberg, wie in ganz Deutschland und im gesamten Erzbistum Paderborn, spürbar abnehmen wird. Und folgert aus beidem: „Die kommenden Jahre werden gesamtkirchlich von Reduzierungen und Veränderungen gekennzeichnet sein, in finanzieller, in personeller und in Hinsicht auf die gewohnten pastoralen Aktivitäten und Angebote.“ Ein „Weiter-so-wie-bisher“ werde es also nicht geben.
Das Erzbistum Paderborn hat nun das Pastoralkonzept „Bistum 2030+“ vorgelegt, mit dem es versucht, proaktiv zu agieren. In dieses Konzept werde sich der PV Reckenberg aktiv einbringen, kündigt der Pfarrdechant an. Denn alle für die Pastoral Verantwortlichen wüssten: Um auch in Zukunft lebendige Kirche vor Ort zu sein, Bewährtes bewahren zu können, muss jetzt Mutiges gewagt werden.
Etwaige Fusionen
Zu den Veränderungen gehören demnach auch etwaige Fusionen von Pfarreien. „Für Wiedenbrück bedeutet das, dass eine Zusammenlegung der Aegidius- und Piuspfarrei rechtlich geprüft und erwogen wird“, sagt Edeler. Ein Element des Bistumsprojekts „2030+“ sei die Reduzierung der Immobilienstruktur als Anpassung an künftige finanzielle Möglichkeiten sowie pastorale Notwendigkeiten. Dabei gehe es um die sogenannten bisher betriebsnotwendigen Immobilien, also die Kirchen und Kapellen als liturgisch genutzte Orte, die Pfarrheime als Versammlungsstätten und die Pfarrhäuser, in denen die Priester wohnten. „Diese sind im Gesamt um 30 Prozent der Bruttogeschossfläche zu reduzieren“, erklärt der Geistliche.
Transparenter Prozess
Die verantwortlichen Gremien des PV Reckenberg – das sind der Pastoralverbundsrat, der Finanzausschuss, vier Kirchenvorstände, fünf Pfarrgemeinderäte und der Kapellenvorstand Lintel – haben diese Herausforderung laut Reinhard Edeler angenommen und einen „transparenten, ehrlichen Prozess begonnen, um Realisierungsoptionen zu beraten, die, wie sie auch immer umgesetzt werden, natürlich schmerzhaft werden, da es immer schmerzhaft ist, Gewohntes aufzugeben“. Dazu wurde eine Steuerungsgruppe ins Leben gerufen, die im Kern pastorale Fragen berät. Ein Ausschuss der Kirchenvorstände wird analysieren, welche Erhaltungs- und Betriebskosten besonders für die Kirchen anfallen.
Anfang ist gemacht
Einige konkrete Ziele seien bereits angegangen beziehungsweise umgesetzt worden, sagt Edeler: Die Pfarrbüros St. Pius und St. Aegidius sind in das neue Pastoralverbundsbüro am Kirchplatz integriert. Das Pius-Pfarrhaus wird künftig durch den Piuskindergarten genutzt, die Baumaßnahme beginne bald. Das Kontaktbüro der Pfarrgemeinde St. Vitus befindet sich schon im Küsterhaus. In dem früheren Pfarrbüro wird eine weitere Wohnung errichtet. Die Pfarrdechanei in Wiedenbrück, Kirchplatz 5, wird derzeit zu Dienstwohnungen der zwei Priester im PV Reckenberg umgebaut. Die Antonius-Kapelle in Lintel soll in Kooperation mit der Stadt zu einem Dorf- und Begegnungszentrum umgestaltet werden. Eine entscheidende und hochsensible Frage sei derweil, wie in Zukunft die drei katholischen Kirchen in Wiedenbrück genutzt werden, sagt Edeler und kündigt an: „Konkrete Vorschläge für die Nutzung der Piuskirche, die nach einem Brief des Pfarrgemeinderats St. Pius an alle Haushalte der Gemeinde eingegangen sind, berücksichtigend, wird es darum gehen, praxisorientierte und bezahlbare Optionen für eine zukunftsorientierte Nutzung der Piuskirche, die nicht zuletzt den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt, zu erwägen.“
Einschneidende Veränderungen
Sehr wahrscheinlich könnten die beiden Pfarrheime St. Aegidius und St. Pius in jetziger Größe und Nutzung so nicht erhalten werden, informiert Edeler, betont aber zugleich: „Da in beiden auch hoch qualitative und pädagogisch wertvolle Arbeit leistende Jugendhäuser verortet sind, ist die Entscheidung, welches der beiden Häuser minimiert oder eventuell sogar aufgegeben wird, besonders behutsam zu beraten.“
Ein erster Gesamtkonzeptentwurf liege bereits vor, der aber lediglich eine Idee darstelle und daher zunächst intern beraten werde. Der Pfarrdechant macht deutlich, dass jede Entscheidung Konsequenzen für den gesamten PV habe, sodass auch die Ergebnisse der Beratungen, die in St. Lambertus Langenberg innerhalb des Gesamtprozesses begonnen haben, für ein Gesamtkonzept, das Schwerpunktsetzungen vorsieht, kompatibel sein müssten. „Da es um wirklich einschneidende Veränderungen geht, setzen sich die Gremien keinem Zeitdruck aus. Wesentlich ist, dass die Zeichen der Zeit erkannt wurden, und dass die Einsicht zur Notwendigkeit von Veränderungen da ist“, sagt Edeler.
Verwaltungsleiter Roland Junghardt und er als gemeinsame PV-Leitung seien dankbar, in allen Gremien und auf allen Ebenen des PV den Willen zu spüren, die Herausforderungen der Zukunft, die heute gestaltet werden müsse, anzugehen, und sie offen und für alle Anregungen dankbar zu beraten. „Da Kirche und ihr Auftrag, im Jetzt das Evangelium zu verkünden und tätige Nächstenliebe zu üben wie Begegnung zu ermöglichen, jeden und jede in den Gemeinden angeht, sind sich die Verantwortlichen sicher, dass das Ergebnis des Prozesses ein gutes sein wird.“
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