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Rietberg

Wiederbestattung an Allerheiligen

Rietberg-Neuenkirchen (gl) - Im Zuge der Kirchplatz-Neugestaltung von St. Margareta Neuenkirchen sind 2019 menschliche Gebeine zum Vorschein gekommen. Archäologen unter Fachaufsicht des LWL fanden weitere Knochen, aber auch Keramik sowie Bauteile des ehemaligen Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert.

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Stadt und Kirchengemeinde setzen die Toten nun im Nachgang einer öffentlichen Gedenkfeier an Allerheiligen, 1. November, erneut bei. Wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mitteilt, waren bereits in den 1970er-Jahren bei einer Umgestaltung des Kirchplatzes, die tief in den Boden eingriff, zahlreiche noch intakte Gräber zerstört worden. So entdeckten die Experten während der aktuellen Ausgrabung, dass der Oberboden von den zurückliegenden Baumaßnahmen stark zerwühlt war. Er enthielt noch zahlreiche menschliche Gebeine, die sich nicht mehr in ihrer natürlichen Lage befanden. Eine große Menge Knochen lagerte zudem in zwei Sammelgruben. In den oberen Bereichen der Fläche konnten die Archäologen entsprechend nur noch geringe Überreste zusammenhängender Bestattungen dokumentieren. Die vielen vereinzelten Knochen wurden für eine spätere Wiederbestattung sorgfältig gesammelt.

Gros der Gebeine auf der Südseite der Kirche entdeckt

Die meisten Gebeine stellten die Wissenschaftler auf der Südseite der Kirche sicher. Aber auch im Osten und Norden traten noch etliche Reste von Gräbern zutage. Während die oberen Bodenareale stark gestört waren, konnte auf der Südseite von St. Margareta die unterste Gräberlage intakt erfasst werden. Sie zeichnete sich als dunkle Verfärbung im Sandboden ab und wurde nicht weiter ausgegraben, weil die erforderliche Bautiefe bereits erreicht worden war. „Als zu St. Margareta gehörige Befunde bleiben diese Gräber als ortsfestes Bodendenkmal so erhalten, wie man sie vor hunderten von Jahren angelegt hat“, erklärt Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe von der Außenstelle der LWL-Archäologie in Bielefeld.

Bekanntlich wurden die Baumaßnahmen in diesem Jahr im Pfarrgarten fortgesetzt, wobei der Dorfgraben offengelegt wurde. Laut LWL offenbarten die nachfolgenden Untersuchungen keine weiteren Gräber oder Hinweise auf mittelalterliche Befunde im direkten Umfeld der Kirche, jedoch einen bisher nicht bekannten flachen Graben, dessen Aufgabe über Keramikfunde in das 18. Jahrhundert datiert werden kann. Die Experten bargen außerdem Überreste von Bauteilen des Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert, die nach einer Umbaumaßnahme in einem Erdhügel im Pfarrgarten erhalten geblieben sind. „Möglicherweise können diese Relikte bei der Neugestaltung des Umfelds oder der Grablege für die Wiederbestattungen neue Verwendung finden“, sagt Bürgermeister Andreas Sunder.

Knochenfunde mit Respekt behandeln

Nachdem die archäologischen Maßnahmen abgeschlossen sind, sollen die gefundenen Gebeine nun erneut beigesetzt werden. „Unabhängig davon, aus welcher Zeit menschliche Knochen stammen, ist es den Archäologen wichtig, diese stets mit Respekt zu behandeln“, heißt es in der Mitteilung des LWL. Handele es sich um Gerippe von christlichen Friedhöfen, komme es nach Abschluss der Untersuchungen vor diesem Hintergrund sowie durch die Initiative der mit den Grabplätzen heute noch verbundenen Gemeinden oft zu Wiederbestattungen.

Für die Toten von St. Margareta planen Kirchengemeinde und Stadt im Rahmen eines Gottesdiensts zu Allerheiligen auf dem örtlichen Friedhof eine Gedenkfeier. Beginn ist um 16 Uhr. Die Gebeine werden dann im Anschluss in einer eigens dafür hergerichteten großen Grabstätte beigesetzt und sollen einen Grabstein sowie eine Gedenktafel erhalten.

Erfassung und Dokumentation bislang unbekannter Bodendenkmäler

Die Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen kümmert sich um den Erhalt der Bodendenkmäler im Regierungsbezirk Detmold. Zu den Schwerpunkten gehören die Erfassung und Dokumentation bislang unbekannter Bodendenkmäler sowie die Erforschung früh- und hochmittelalterlicher Siedlungsentwicklung und der Hinterlassenschaften der frühen Bauern der Jungsteinzeit.

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