Fraktion wählt neuen Vorstand mit Metin Eser an der Spitze
Aufbruchstimmung bei der SPD
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). „Ich lasse euch dann mal alleine.“ Mit diesen Worten verlässt Marion Herzog am Mittwochabend gegen 19.20 endgültig die politische Bühne. Doch nicht nur die bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion, die bereits im Juli ihren Rücktritt erklärt hatte , dann aufgrund einer Erkrankung ihres Stellvertreters Metin Eser allerdings noch einmal in die Bresche gesprungen war, sorgt mit ihrem freiwilligen Rückzug für einen radikalen Neuanfang. Wie berichtet wurden auf der letzten Ratssitzung der zurückliegenden Legislaturperiode am Dienstag neben Herzog mit Bruno Schmidt, Aloys Hasken, Bodo Sachse und Manfred Herzog noch vier weitere Vertreter der älteren Garde in den politischen Ruhestand geschickt.
Vier Mann im Vorstand
Die acht am Mittwochabend verbliebenen Fraktionsmitglieder wählen auf ihrer konstituierenden Sitzung zunächst einmal einen neuen Vorstand. Dem gehören nun Metin Eser (Vorsitzender), Ulrich Sigrist (stellvertretender Vorsitzender), Martin Kalkreuter (Schriftführer) und Uwe Siek (Kassierer) an. Zudem werden die Teilnehmer an den verschiedenen Fachausschusssitzungen benannt, die allerdings im November formell bestätigt werden müssen und daher noch nicht öffentlich genannt werden können.
Nur noch drei Ratsmitglieder
Klar ist, dass auf die SPD nach dem desaströsen Ergebnis bei der Kommunalwahl im September viel Arbeit zukommen wird. Die (einstige) Volkspartei stürzte von 19,2 Prozent im Jahr 2014 auf 10,4 Prozent ab, ist in der Stadt hinter CDU, Bündnis 90/Die Grünen und der CSB nur noch die vierte Kraft und wird im neuen Rat statt mit sechs lediglich mit drei Ratsmitgliedern (Eser, Sigrist, Siek) vertreten sein.
Metin Eser
„Wir haben klare Ziele und wollen jetzt mit einem guten Start anfangen, um bei der nächsten Kommunalwahl zulegen zu können“, gibt sich Metin Eser mittlerweile wieder kämpferisch, nachdem das Bild unvergessen bleibt, wie sehr ihn am Abend des 13. September die deftige Wahlniederlage mitgenommen hatte: „Ich habe sehr gelitten und es hat lange gedauert, bis ich das verdaut hatte.“
Sozialdemokratische Linie nicht verlassen
Die Themen, mit denen die SPD Punkten möchte, sind typisch sozialdemokratische Themen wie Familie, Bildung und Demografie, aber auch der Umweltschutz. „Es gibt Erwartungen und unsere Aufgabe ist es, diesen nachzukommen. Sicherlich müssen wir mit den anderen Oppositionspartien zusammenarbeiten, ohne aber die sozialdemokratische Linie außer Acht zu lassen, und unsere Standpunkte klar vertreten“, sagt Uwe Siek, der die SPD weiter als „Arbeiterpartei und Partei des kleinen Mannes“ sieht. Telefonischen Kontakt zu anderen Fraktionen, beispielsweise zum Bündnis 90/Die Grünen, habe es bereits gegeben.
Uwe Siek
„Wo man es machen kann und muss, sollte es auch Kompromisse geben können. Dennoch wollen wir auch unsere eigene Politik entwickeln“, so Uwe Siek, dem das Wohngebiet „In den Tannen“ ein „persönliches Anliegen“ ist, denn einen Antrag dazu hat er selbst formuliert: „Ich möchte dort altersgerechtes Wohnen integrieren.“
Philipp Lampe
Die Aufbruchstimmung in der Fraktion wollen vor allem auch die jungen Mitglieder verkörpern. „Wir wollen die SPD im Ort jetzt nach vorne bringen. Als bekannt wurde, dass einige aus unseren Reihen zurücktreten werden, haben wir den Umbruch verschlafen. Es gibt eine Klientel, die uns wählt, aber verständlicherweise enttäuscht war, wie unser Wahlkampf gelaufen ist. Da sind wir abgetaucht. Wir müssen uns ein neues politisches Profil erarbeiten, aber mit der DNA der SPD“, sagt Philipp Lampe, der allerdings auch um etwas Geduld bittet: „Wir haben uns personell neu aufgestellt, sind mit neuen Gesichtern im Rat vertreten und müssen uns erst einarbeiten.“ Arbeit ist für Ulrich Sigrist das Stichwort. „Gerade bei diesem Thema werden aufgrund der Corona-Pandemie viele Probleme auf uns zukommen. Da wollen wir ansetzen, denn die CDU hat das bislang nicht effektiv gemacht“, meint der stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Hasken wird stellvertretender sachkundiger Bürger
„Und wenn doch etwas sein sollte, dann ruft mich einfach an“, lässt Marion Herzog an diesem denkwürdigen Abend immer noch nicht ganz los, als sie den Sitzungsraum 124 im Rathaus gemeinsam mit Aloys Hasken verlässt. Der möchte als stellvertretender sachkundiger Bürger zumindest noch ein wenig auf lokalpolitischer Ebene mitwirken.
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