Albanischer Kulturabend in deutscher Sprache mit der Familie Ramadani
Demokratie ist kein abstrakter Begriff
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Demokratie, in der jeder das Recht auf Bildung, freie Wahlen und Meinungsäußerung hat, ist ein hohes Gut. Das kann die Familie Ramadani aus eigenem Erleben berichten.
Aslan Ramadani war unter jugoslawischer Herrschaft von Slobodan Milosevic fünf Jahre in politischer Gefangenschaft, weil er Proteste organisiert hat. Mit seiner Frau Zelije flüchtete er in den 1990er-Jahren nach Deutschland. Ihre Kinder heißen Demokrat (Demokratie), Liridone (Freiheit) und Atdhe (Heimat). Die Familie wirkt mit, wenn es um die Integration geht, um die internationale Verständigung oder den Kampf um demokratische Grundrechte.
Dass die Familie einen starken Bezug zum Projekt „Demokratie leben“ der Volkshochschule hat, ist deshalb nicht verwunderlich. In Zusammenarbeit mit „Demokratie leben“, der albanischen Frauengruppe und dem Evangelischen Jugendhaus hat der Kulturkreis Schloß Holte-Stukenbrock zu einem albanischen Kulturabend in deutscher Sprache eingeladen. Mit 50 Besuchern war der Veranstaltungsraum im Evangelischen Jugendhaus voll besetzt.
Moderatorin Liridone Ramadani sagte, dass für ihre Familie Demokratie kein abstraktes Thema sei. Ihr Vater Aslan spielte ein Stück auf der Qifteli, einem traditionellem Instrument, ihr Bruder Demokrat las aus „Die Dämmerung der Steppengötter“, begleitet an der Geige von ihrer Schwägerin Dorentina Reka. Die Frauentanzgruppe unter der Leitung von Blerina und Florije zeigte traditionelle albanische Tänze, bei denen die Zuschauer später mitmachen konnten. Ein Büffet lud ein, albanische Küche zu schmecken.
Demokrat Ramadani stellte Passagen der bedrückenden Stimmung in Moskau vor, die Ismail Kadare in seinem Buch beschreibt. Ismail Kadare ist Albaniens berühmtester Autor, er wurde 1936 im südalbanischen Gjirokastra geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Tirana und Moskau. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt, er gilt seit Jahren als Anwärter auf den Literaturnobelpreis. 2005 erhielt Kadare den Man Booker International Prize. 2015 wurde er mit dem Jerusalem Prize ausgezeichnet.
Ende der 50er Jahre war Ismail Kadare Student am berühmten Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau. In dieser Zeit wurde er Zeuge der beispiellosen Hetzkampagne in allen Medien gegen Boris Pasternak, der für seinen Roman „Doktor Schiwago“ den Nobelpreis nicht entgegennehmen durfte.
Illusionslos zeichnet Ismail Kadare ein Bild der Schriftsteller aus allen Teilen des großen Sowjetreichs, denen er im Rahmen seines Studienaufenthaltes am Maxim-Gorki-Institut begegnete. Zu seiner bodenlosen Enttäuschung trifft er überwiegend auf Konformisten, ultraloyale Schmeichler, frustrierte Sozialisten und korrupte Informanten. Die eigenartige Stimmung aus Beklemmung, Misstrauen und gegenseitiger Bespitzelung unter den Studenten fängt er in zum Teil surreal anmutenden Szenen ein.
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