Jugendparlament entwickelt Kommunalwahl-O-Mat für Schloß Holte-Stukenbrock
Wen wählen?
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Welche Partei hat für welche Themen in Schloß Holte-Stukenbrock die Lösungen, die mir am besten gefallen, und die ich deshalb bei der Kommunalwahl am 13. September wählen kann? Das können Jugendliche, die ab 16 Jahren den Stadtrat und den Bürgermeister wählen dürfen, einen Monat vor der Wahl mit Hilfe des Kommunalwahl-O-Mats entscheiden, den das Jugendparlament entwickelt.
„Die Idee, einen Kommunalwahl-O-Mat zu entwickeln, ist uns bei einem Workshop-Wochenende für Erstwähler im Januar gekommen“, sagt Franka Fockel, stellvertretende Vorsitzende des Jugendparlaments. „Wir möchten, dass Erstwähler selbstständig und selbstbewusst entscheiden, wem sie auf Stadtebene ihre Stimme geben, ohne erst 50 Seiten Wahlprogramm von jeder Partei zu lesen.“ Mit dieser Idee ist das Jugendparlament an die Leiterin des Projekts „Demokratie leben“, Jelena Jaissle, herangetreten.
Workshop mit Jan Philipp Thomeczek von der Uni Münster
Die hat den Kontakt zu Jan Philipp Thomeczek von der Universität Münster hergestellt, der in einem Workshop die Grundidee und Vorgehensweise für eine Wahlhilfe vorgestellt hat. In einem zweiten Workshop sollen Thesen aufgestellt werden, die den Parteien und Bürgergemeinschaften zugesandt werden, die ihre Einschätzung zu den Thesen geben. Anhand derer Aussagen wird der Kommunal-O-Mat entwickelt. „Wir streben an, den Kommunalwahl-O-Mat einen Monat vor der Kommunalwahl online zu stellen.“
Themen auf kommunaler Ebene andere als bei Bundestagswahl
Jona Altemeier, Katharina Brill, Carolin Broeker, Larissa De Vlaming, Frederick Engelns-Runte, Franka Fockel, Jennifer Kleinemas, Marcel Sammel und Lucy Timea Wagner nehmen an den Workshops teil. Jan Philipp Thomeczek sagt, die Themen auf kommunaler Ebene seien andere als die zu einer Bundestagswahl. Auch das Interesse ist ein anderes. Eine Bundestagswahl kommt schon mal auf 75 Prozent Wahlbeteiligung, eine Kommunalwahl gerade mal auf knapp über 50 Prozent. Demokratie lebt davon, dass Menschen auch gebrauch vom Wahlrecht machen. Und wer die Positionen der Parteien kennt, kann sich besser entscheiden. Die Wahlbeteiligung kann gesteigert werden. Das Projekt „Demokratie leben“ fördert die Workshops finanziell.
Jan Philipp Thomeczek
„Wir fragen die Positionen der Parteien ab und entwickeln so Gütekriterien für die Wahl“, sagt Thomeczek. Die Obergrenze sollen 30 Thesen sein. Nutzer sollen sich motiviert fühlen, wählen zu gehen. „Historisch gesehen ist der erste Wahl-O-Mat im Jahr 2002 eingesetzt worden. Wir an der Uni Münster haben ein Konkurrenzprodukt entwickelt, den Wahlkompass.“
Der Wahl-Kompass ist eine wissenschaftliche Online-Wahlhilfe (englisch: Voting Advice Application, VAA), die gemeinsam von Professor Dr. Norbert Kersting und Jan Philipp Thomeczek mit Kieskompas aus den Niederlanden entwickelt wird. Kieskompas hat sich seit 2006 auf die Entwicklung von Online-Wahlhilfen spezialisiert und bereits Projekte in mehr als 40 Ländern betreut. In Deutschland wurden Wahl-Kompass-Projekte auf Kommunal-, Landes-, Europa- und Bundesebene entwickelt.
Haltung zu den 30 wichtigsten Wahlkampfthemen
Nutzer geben im Wahl-Kompass ihre Haltung zu den 30 wichtigsten Wahlkampfthemen an, die als Statements (Thesen) formuliert sind. Zustimmung oder Ablehnung wird in drei bis fünf Stufen abgefragt. Auf dieser Basis wird eine individuelle politische Position errechnet, die die Nutzer mit den Positionen der Parteien vergleichen können.
Der Wahl-Kompass setze an der Stelle der Parteipositionen an. „Die Parteien müssen uns ihre Positionierungen mit konkreten Nachweisen, beispielsweise aus den Wahlprogrammen, übersenden. Transparenz ist uns besonders wichtig: Ohne Begründung keine Position“, so Jan Philipp Thomeczek.
Der Wahl-Kompass Europa 2019, ist noch online verfügbar zum Ausprobieren unter
europa.wahl-kompass.de
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