Feuerwehr hat Anzeige erstattet - Polizei sucht Zeugen
Ermittlungsverfahren gegen Steinhagener Böllerwerfer eingeleitet
Steinhagen
Die Polizei Gütersloh hat wegen des Angriffs auf drei Feuerwehrleute mit Silvesterböllern ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Tatvorwurf lautet auf versuchte Körperverletzung. Die Polizei sucht Zeugen. Die Steinhagener Feuerwehr selbst hatte Anzeige erstattet.
Mehrere Jugendliche oder junge Leute stehen im Verdacht, gegen 0.30 Uhr in der Silvesternacht an der Mozartstraße gezielt drei Feuerwehrkräfte mit drei Böllern beworfen zu haben.
Wie berichtet, war die Feuerwehr wegen eines gemeldeten Heckenbrandes vor Ort. Dieser erwies sich zwar nur als eine brennende Feuerwerksbatterie, somit als Bagatelle. Umso heftiger das, was folgte: Denn während der Löscharbeiten ereignete sich der Übergriff auf die Einsatzkräfte. "Die Polizei geht davon aus, dass die Böller gezielt auf die Personen geschmissen worden sind. Anschließend rannten die Jugendlichen davon", so Polizeisprecherin Katharina Felsch.
Die Polizei hofft, Zeugen für die Tat zu finden: "Möglicherweise wurde die Tat von einer weiteren Gruppe beobachtet." Dabei soll es sich um etwa sechs Jugendliche handeln, die an der Mozartstraße in Richtung Heizwerk gestanden haben. Dass die Feuerwehrleute alle unverletzt geblieben sind, bezeichnet die Polizeisprecherin als "reinen Zufall": "Ein Böller ist am Oberkörper einer Feuerwehrfrau von der Jacke abgeprallt", so Felsch. Am Boden explodierte er dann.
Die Polizei sucht Zeugen. Wer kann Angaben zu dem Vorfall machen? Wer hat in der Nacht die Personen an der Mozartstraße beobachtet? Wer hat sie flüchten sehen und kann Hinweise zu den Tatverdächtigen geben? Angaben dazu nimmt die Polizei Gütersloh unter der Telefonnummer 05241/869-0 entgegen.
Andreas Kramme, Feuerwehr Steinhagen
"Das Ermittlungsverfahren ist die Konsequenz aus unserer Anzeige", sagte der stellvertretende Leiter der Steinhagener Feuerwehr, Andreas Kramme, dem WESTFALEN-BLATT am Mittwoch. Über die Leitstelle sei eine Sofortmeldung abgesetzt worden. "Es gibt verschiedene Szenarien, die meldepflichtig sind", so Kramme weiter: Physische Gewalt gegen Einsatzkräfte, Fahrzeuge und Geräte zähle dazu.
Kramme macht deutlich: "Einen solchen Vorfall lassen wir uns nicht gefallen. Und wir tolerieren so etwas nicht. Ein solcher Angriff ist nicht zu entschuldigen und muss strafrechtlich verfolgt werden."
Obwohl es im Vorfeld des Jahreswechsels 2022/23 nach zwei Jahren Böller-Verbot durchaus Prognosen gegeben habe, dass ausgelassener gefeiert werden könnte und mit einem erhöhten Einsatzaufkommen gerechnet werden müsse, habe mit einem solchen Vorfall niemand gerechnet, obwohl man derartige Bilder aus Großstädten kennt. "Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns so etwas schon mal passiert ist", so Kramme. Und auch Polizei-Sprecherin Katharina Felsch spricht von einer bisher einmaligen Tat im Kreis Gütersloh - trotz der Vielzahl an Einsätzen in dieser Silvesternacht und obwohl Menschen in Gewahrsam genommen werden musste: Nirgends sonst im Kreis sind Rettungskräfte mit Böllern beschossen worden.
Böller prallt an der Jacke ab und explodiert am Boden
Andreas Kramme mag sich gar nicht vorstellen, was hätte passieren können: "Ein Böller ist an der Jacke einer Kollegin im Oberkörperbereich abgeprallt, auf den Boden gefallen und erst dort explodiert. Wenn er beim Aufprall auf die Jacke explodiert wäre, hätte das schwere Verletzungen zur Folge haben können", so der stellvertretende Feuerwehr-Leiter.
"Wir hoffen, dass es einen solchen Vorfall nie wieder geben wird", so Kramme. Dennoch beschäftigt sich die Feuerwehr weiter mit Überlegungen zu möglichen Konsequenzen für die Einsatztaktik - ohne eine Antwort zu haben: "Fahren wir zukünftig mit mehr Einsatzkräften raus, weil wir Kollegen nur als Beobachter mitnehmen?", schildert er "Gedankenspiel", wie er sagt. Aber: Diese Einsatzkräfte müssten auch zur Verfügung stehen. Insbesondere in der Silvesternacht war die Steinhagener Feuerwehr mit fünf Einsätzen allein in der ersten Stunde nach Mitternacht gut ausgelastet. Dazu kam gegen 1.20 Uhr der Großeinsatz an einem brennenden Müllcontainer in einer Tiefgarage an der Straße Am Pulverbach.
Gefahren von außen
Letztlich sind alle Feuerwehr-Mitglieder ehrenamtlich tätig. Wer wolle sich denn noch ehrenamtlich einsetzen, wenn man mit solchen Gefahren von außen rechnen müsse, kommt Andreas Kramme auf den Böller-Angriff zurück. "Dass ein Trupp unter Atemschutz bei null Sicht etwa in eine Tiefgarage geht und einen Brand aufspüren muss, ist ein ganz anderes Risiko. Denn solche Gefahren haben wir trainiert", so Kramme.
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