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Im Steinhagener Matthias-Claudius-Haus erhalten Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche die erste Corona-Schutzimpfung

Kleiner Pieks erhält hohen Zuspruch

Steinhagen

Ein kurzer Pieks, Pflaster drauf, das war‘s: Nur wenige Sekunden dauert das Prozedere auch für Kerstin Stuckmann. Die Wohnbereichs- und Pflegedienstleiterin des Steinhagener Matthias-Claudius-Hauses (MCH) zählt neben den Bewohnern zu den Ersten in der Gemeinde, die sich am Mittwoch gegen das Corona-Virus impfen lassen.

Volker Hagemann

Clemens Schumacher verabreicht Pflegedienstleiterin Kerstin Stuckmann die Corona-Schutzimpfung. Über 90 Prozent der MCH-Bewohner nutzen die Möglichkeit dieser Impfung, ähnlich hoch ist der Zuspruch bei den Mitarbeitern und Ehrenamtlichen. Foto: Volker Hagemann

Das Altenzentrum ist eine der ersten Einrichtungen im Kreis Gütersloh, in denen geimpft wird. „180 Dosen Impfstoff haben wir vorerst erhalten“, berichtet MCH-Leiterin Katharina Schaffeld und spricht von einem „besonderen Weihnachtsgeschenk“: „Genau an Heiligabend rief der Leiter des Kreis-Impfzentrums, Dr. Heinrich Michael Hanraths, an und sagte: ‚Sie können loslegen‘.“ Schon Mitte Dezember hatte das MCH dazu Infobriefe an Bewohner, deren Betreuer und Angehörige verschickt und um Rückmeldung gebeten.

Mit positiver Resonanz: Von den gut 80 Bewohnern, die im MCH leben, hätten bisher mehr als 90 Prozent der Impfung zugestimmt. Ein ähnlich hoher Anteil ist es unter Mitarbeitern und Ehrenamtlichen. Bewohner, Pflegekräfte, Verwaltungs-, Sozialdienst- und Küchenmitarbeiter, Reinigungskräfte und die Haus-Friseure, dazu die ehrenamtlichen Helfer auch des „Treffpunkts“ – sie alle sollten bis Mittwochabend ihre Corona-Schutzimpfung erhalten.

Seit 8 Uhr ist dafür Clemens Schumacher zu Gast im MCH. Er gehört zum Team der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Dr. Arno Schäfer und Dr. Susanne Wiese. Schumacher ist Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin und in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Auf Wunsch des MCH wurde der 37-Jährige vom Kreis-Impfzentrum mit der Impfung beauftragt. „Ich sehe das als Mission an. Und es ist sinnvoll, bei den Schwächsten der Gesellschaft, also auch alten Menschen, zu beginnen“, sagt er. Dazu wolle er weiterhin viel Aufklärungsarbeit leisten.

Klar gebe es Skeptiker, die abwarten, „aber wir zwingen niemanden. Außerdem nehmen wir die Sorgen der Menschen ernst – etwa wenn Angehörige fragen: ‚Mein Vater hat Diabetes und zu hohen Blutdruck, ist eine Impfung überhaupt gut?‘“, erläutert Schumacher. Auch Impfgegner nehme man ernst: „Sie bringen ihre Argumente vor, die wir entkräften. Wichtig ist, aufzuklären, denn leider wird auf manchen Kanälen mit fragwürdigen Fakten viel Misstrauen gesät.“ Sein Kollege Dr. Arno Schäfer erinnert an die wahren traurigen Zahlen: „Am Mittwoch wurden deutschlandweit erneut über 1100 an Corona Verstorbene gemeldet.“ Darunter zwei Steinhagener.

Die meisten MCH-Bewohner sind bis Mittwochnachmittag in ihren Wohnbereichen geimpft worden, „um vorerst Begegnungen im Haus zu vermeiden“, erklärt Hausleiterin Katharina Schaffeld. Weitere Mitarbeiter und Ehrenamtliche warten im Foyer des „Treffpunkts“ auf den Pieks. Unterstützt wird Clemens Schumacher von Kerstin Stuckmann ebenso wie von Tina Heitmann; die Mitarbeiterin der Mühlen-Apotheke zieht die Spritzen auf. „Der Impfstoff wurde heute tiefgekühlt geliefert“, erklärt Schumacher, der für die Entnahme von sechs statt fünf Impfstoffdosen je Ampulle plädiert. Sie reichen im MCH für beide Impfungen, die zweite folgt noch.

Katharina Schaffeld betont, dass man dennoch umsichtig bleibe: „Wir warten die nächsten Wochen und Monate ab, was die gesetzlichen Vorgaben sagen. Schutz- und Hygienemaßnahmen im Haus bleiben bestehen. Wir freuen uns ja, dass wir im Haus keinen Coronafall haben.“

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