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Julian Bracht (FDP) ist jüngstes Ratsmitglied – mit viel Erfahrung

Mit 22 schon ein alter Hase

Steinhagen  (WB). Mit 22 Jahren ist er das jüngste Mitglied im neuen Steinhagener Gemeinderat. Aber keineswegs ein Jungspund. Denn eigentlich ist Julian Bracht schon ein alter Hase. Als Sachkundiger Bürger hat er bereits seit 2017 die FDP im Bauausschuss vertreten. Nun ist er neben Fraktionssprecherin Silke Wehmeier als ordentliches Ratsmitglied in das Gremium eingezogen.

Annemarie Bluhm-Weinhold

Julian Bracht ist mit 22 Jahren das jüngste Ratsmitglied, nach der Schulzeit am Steinhagener Gymnasium sowie Sport und Ehrenamt in der Spvg. setzt sich der Stadtinspektor jetzt politisch in den Reihen der FDP für seine Heimatgemeinde ein. Foto: Bluhm-Weinhold

2016 hat Julian Bracht Abitur am Steinhagener Gymnasium gemacht und danach ein Duales Studium bei der Stadt Gütersloh angefangen. Seit 2019 ist er Stadtinspektor – Verwaltungsfachmann also. Derzeit ist in der wirtschaftlichen Jugendhilfe tätig und kümmert sich um Jugendhilfemaßnahmen. „Durch das Studium habe ich gemerkt, dass ich einen anderen Zugang zu gesetzlichen Vorschriften habe. Das erleichtert das Lesen von Vorlagen“, sagt er mit Blick auf seine Arbeit in den Steinhagener Ausschüssen.

Mitwirkungsmöglichkeit gesucht

In der Sportvereinigung hat er Fußball und Tischtennis gespielt, sich aber auch ehrenamtlich in der Jugendarbeit und im Vorstand engagiert. Und für Politik hat er sich schon als Kind interessiert, erst „Logo“ im Kika, später regelmäßig die Nachrichten in der Tagesschau gesehen, mit Vater und Bruder politische Themen diskutiert und sich gefragt: „Wo kann ich mitwirken?“

„Ich habe gemerkt, dass man vor Ort viel bewirken kann, weil hier viele Dinge entschieden werden“, sagt Julian Bracht. Und er hat in seinem Freundeskreis ebenfalls festgestellt, dass junge Leute wieder politisch interessierter werden „und dass viel diskutiert wird“. 2015 über die Flüchtlingspolitik genauso wie jetzt über Fridays for Future.

Julian Bracht führte sein Weg in die FDP Steinhagen. „Ich habe mir die Grundsatzprogramme der Parteien angeschaut und fand bei der FDP das überzeugendste Gesamtbild, das auch mein Lebensgefühl widerspiegelt“, sagt er. Was ihm gefällt, ist die Kombination aus gesellschaftlichem Liberalismus, der die Verwirklichung eigener Lebensentwürfe fördere, und aus Wirtschaftsliberalismus – „der Staat ist an wichtigen Stellen stark, aber arm an Verwaltungsbürokratie“, sagt der Verwaltungsfachmann. Und er gibt auch zu, dass Guido Westerwelle ihn durchaus inspiriert hat.

Von vornherein gut aufgebaut

Bei den Freien Demokraten in Steinhagen fühlte er sich sehr willkommen und von Fraktionschefin Silke Wehmeier von vornherein gut aufgebaut. „Ich habe die Fraktionssitzungen besucht, durfte alle anhören und auch Fragen stellen“, sagt er. 2017 rückte er nach in den Bauausschuss. „Ein sehr arbeitsintensiver Ausschuss, der aber auch von großem öffentlichen Interesse ist“, sagt Julian Bracht. Dass es schnell zu Interessenskonflikten kommen kann, das hat er in den drei Jahren gleich mehrfach mitbekommen. Paradebeispiel: Baugebiet Amshausen-Nord, das wegen mehrfacher Umplanung vor allem der Erschließung zur L 756 um Jahre im Verzug ist.

Und so hat der 22-Jährige schnell gelernt, jugendliche Ungeduld zu zügeln: „Man möchte manchmal ja so vieles gleich umsetzen. Dann merkt man aber, dass das nicht geht, und Planungsprozesse viel Zeit brauchen“, sagt er. Das hat er erstmals gemerkt, als es um die Gemeindewünsche für die Sanierung der Bielefelder Straße ging, die der Landesbetrieb Straßen NRW vornehmen wird. „Das ist natürlich auch faszinierend, weil man Prozesse über Jahre begleitet und das Ergebnis über viele Jahre bleibt.“

Das ist auch viel Verantwortung, oder? „Man merkt schon, dass man Einflussmöglichkeiten hat. Aber man entschiedet nicht für die eigene Ideologie, sondern für die Bürger“, so Bracht.

Verjüngung des Ortsverbandes

Digitalisierung vor allem im Rathaus und der Neubau der Grundschule Brockhagen – „da planen wir für Jahrzehnte“ – stehen bei ihm oben auf der Liste. Ebenso wie die Entwicklung des Gewerbegebiets Detert. „Ich muss mich aber auch noch in ganz viele Themenbereiche einarbeiten“, sagt er und sieht sich in der kleinen Fraktion besonders gefordert.

Zudem hat er 2019 mit einigen anderen jungen Liberalen einen Ortsverein der „JuLis“ in Steinhagen gegründet: „Wir sind sehr klein mit sechs, sieben Leuten.“ Aber immerhin gibt es sie, die Steinhagener „JuLis“. Keine Frage, dass die jungen Leute gleich in mehrfacher Hinsicht gut für die Verjüngung der FDP in Steinhagen sind, zumal einige ältere Mitglieder ausgetreten sind. So seien nicht nur die Diskussionen in der Fraktion andere geworden, weil mit neuen Leuten auch neue Ideen kämen und die Vorstellungen andere wären. Mehr freiheitlich-liberal. Und natürlich sollen weitere junge Menschen Interesse an Politik finden. Dieses will die FDP nicht nur in den Schulen, sondern auch in den Vereinen wecken: „Viele Jugendliche setzen sich ja schon im Ehrenamt für die Gesellschaft ein.“

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