Steinhagener KCCF feiert die 57. Prunksitzung online als „Best of“ der Tanzgruppen
Wenn Karneval ins Homeoffice gehen muss
Steinhagen
In Zeiten von Corona ist auch der Karneval im Homeoffice. Keine Light-Show, kein Nebel und Trommelwirbel – der gewohnte spektakuläre Auftritt bleibt dem „Präsi“ versagt: Und so hat Ingo Eßler daheim im Sessel Platz genommen und eröffnet die 57. Steinhagener Prunksitzung („Prusi“) erstmals online. Mit einem dreifachen „Steinhagen helau“, „Super-Prusi helau“, Cronsbachfunken helau“, aber ohne Elferrat, nur mit Nils, dem Maskottchen des Karnevalsclubs Cronsbachfunken (KCCF), in seinem Rücken.
Alles ist anders in diesem Jahr. Das fing schon Weiberfastnacht an. 2020 stürmte das närrische Völkchen noch in Massen den Ratssaal, diesmal tanzte am Donnerstag mit viel Abstand das Weiberfastnachtskomitee des KCCF lediglich über den Vorplatz. Dafür hatten die vier Frauen Maskottchen Nils auf den KCCF-Flaggen einen Mund-Nasenschutz verpasst. Aber seit November ist das Rathaus ohnehin „in Weiberhand“, wie Bürgermeisterin Sarah Süß sagt. Die Tradition des Schlips-Abschneidens nahm sie selbst in die Hand und kürzte Kämmerer Jens Hahn die Krawatte.
Das Narrenvolk sah‘s sicherlich mit Schmunzeln – wenn auch nur online. Und war auch am Samstagabend aufs eigene Wohnzimmer zurückgeworfen. Immerhin hatte der KCCF-Vorstand, allen voran „Präsi“ Ingo Eßler und sein Presse- und Marketingbeauftragter Stephan Volkmann, alles Erdenkliche getan, um die erzwungene Karnevalsabstinenz ein bisschen erträglicher zu machen. Die „Super-Prusi“ ist zwar Karneval aus der Retorte, aber mit einem „Best of“ der vergangenen elf Jahre ein gut gelungener Zusammenschnitt. Alle Akteurinnen und Akteure, die den liebevoll selbstgemachten Steinhagener Karneval so unvergleichlich machen, hatten ihren Auftritt in den kurzen vier bis siebenminütigen Zusammenschnitten: die Minis, niedlich als Schlümpfe und Eisprinzessin Elsa, die beiden Tanzgarden Blaue Funken und Cronsbach Funken, Las Gallinas, Cover Banditos, Dress Up Sisters, mit 30 Tänzerinnen die größe KCCF-Showtruppe, und die Flotten Moskitos, die beim Cancan ebenso wie als „hotte“ Schotten Beine und Röcke fliegen ließen. Nicht zu vergessen die „Intros“ des Elferrates, die Kostümprämierungen und Live-Musik – und natürlich „Wuppertal“. Den Dauerbrenner aus der Bütt gab‘s in der Version von 2020 – und man hörte einmal mehr: Dass das Steinhagener Publikum diesen Witz beharrlich einfordert, liegt weniger an dessen Humor-Potenzial als vielmehr daran, dass es ihn offenbar gemeinsam mit dem „Präsi“ erzählen will.
Eigentlich war die „Online-Prusi“ ganz anders geplant gewesen: „Ursprünglich hatten wir Videos der vergangenen Jahre laufen lassen wollen, die dann von Mitgliedern, Tänzerinnen, Trainerinnen und Vorstand kommentiert werden sollten. So wie man das von Musikshows aus dem Fernsehen kennt“, sagt Stephan Volkmann. Doch die aktuelle Schutzverordnung machte dieses Konzept zunichte: „Wir wollten aber unsere Fans nicht alleine lassen. Wir möchten zeigen, dass es uns weiterhin gibt und unsere Mitglieder und Fans uns wichtig sind.“
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