Verl
Das LWL-Denkmal des Monats kommt aus Verl
Verl (gl)
Dass die Verler Familie Schroeder um 1900 eine Gartenlaube rein zur Erholung gebaut hat, war damals eine Seltenheit.
Verl (gl) - Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Gartenlaube der Familie Schroeder im Herzen von Verl zum Denkmal des Monats Februar gekürt. Sie wurde um 1900 gebaut und ist laut LWL-Denkmalpflegerin Claudia Reck „ein anschauliches Beispiel für die Alltagskultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Anhand des kleinen Gartenpavillons kann man sich die damaligen Lebensverhältnisse der Familie Schroeder besonders gut vorstellen“.
Anlass für den Umbau ist der wirtschaftliche Erfolg
Der 1677 als „Kötterstelle Verl Nr. 2“ erstmals erwähnte Hof am Kirchring ist eins der ältesten Gebäude der Stadt. Darüber informiert der LWL in einer Mitteilung. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Hofstelle mit Speicher und kleiner Brennerei für eine großbürgerliche Wohnnutzung repräsentativ umgebaut.
„Anlass für den Umbau waren wohl der wirtschaftliche Erfolg und die Heirat mit einer Bielefelder Kaufmannstochter. Es entstanden Räume, die dem komfortablen Wohnen sowie der Erholung dienten. Muße und Freizeit spielten im Familienalltag ab Ende des 19. Jahrhunderts eine zunehmend größere Rolle“, erklärt Reck.
„Unternehmerfamilie orientierte sich am urbanen Geschmack“
HintergrundIm 17. Jahrhundert bildete sich um die St.-Annen-Kapelle – der Vorgängerbau der heutigen Kirche – eine Kirchringbebauung, die den Kern der Besiedlung von Verl darstellt. Zu dieser Bebauung gehörte auch die Hofstelle Schroeder, ein Vierständerfachwerkbau mit großem Zufahrtstor und Deele. Ab 1750 betrieb die Familie eine Gastwirtschaft am Ort, ab 1784 auch eine Brennerei. Im 19. Jahrhundert wurde der Ausschankbetrieb am Kirchring vergrößert und die Brennerei durch Zukauf einer Wein- und Steinhägerbrennerei zur „Liqueur- und Cigarren-Fabrik Heinrich Schroeder“ erweitert.
Die Errichtung von Lauben im eigenen Garten war damals in der vermögenden Bürgerschaft der Städte längst in Mode gekommen. „Die erfolgreiche Unternehmerfamilie Schroeder orientierte sich an diesem urbanen Zeitgeschmack, der im ländlichen Verl wenig verbreitet gewesen sein dürfte“, so Reck. „Die Möglichkeit, einen Ort zu schaffen, der einzig der Erholung dient, stellte einen Luxus dar, den sich nicht jeder leisten konnte.“
„Ungewöhnlich reich ausgestaltet“
Auch die Ausführung des kleinen Gartenpavillons sei bemerkenswert, betont die Denkmalpflegerin. „Mit kapitelartigen Kopfbändern, beschnitzten Pfettenköpfen und aufwändig gearbeiteten Knaggen ist die Laube ungewöhnlich reich ausgestaltet.“
2021 wurde die Gartenlaube als wesentlicher Bestandteil der Gesamtanlage der Brennerei Schroeder in die Denkmalliste der Stadt Verl eingetragen. Wohnhaus und Brennerei stehen seit 1981 unter Denkmalschutz. Sie befinden sich nach wie vor in Familienbesitz und werden in fünfter und sechster Generation bewohnt sowie erhalten.
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